Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück
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eschreiben zu wollen, d.h. bei jedem Gegenstand von allen möglichen Prädikaten sagen zu<br />
können, ob sie auf ihn zutreffen oder nicht. Erst durch Hypostasierung und Personifizierung<br />
entstehe so schrittweise die Idee eines höchst realen Wesens. 54 Der Gottesbegriff ist demnach<br />
wie der Weltbegriff der Begriff einer unbedingten Totalität. Man müsste die Totalität aller<br />
möglichen Bestimmungen anschauen und dies ist nicht möglich, weshalb der Begriff leer ist.<br />
Als Folgen ergeben sich daraus für den ontologischen Gottesbeweis, dass der Gottesbegriff<br />
wie alle anderen leeren Begriffe keine objektive Gültigkeit hat und somit auch alle Prämissen,<br />
in denen der Begriff vorkommt, keine objektive Gültigkeit haben. Da im ontologischen<br />
Gottesbeweis der Gottesbegriff in den Prämissen verwendet wird, ist er von vornherein nicht<br />
gültig, da jeder Schluss die Wahrheit der Prämissen voraussetzt. Aus Kants Kritik am<br />
ontologischen Beweis ergeben sich nach Kreis zwei Alternativen: Entweder man spreche den<br />
Urteilen, die den Gottesbegriff enthalten die objektive Gültigkeit ab, oder man müsse den<br />
Anspruch auf objektive Gültigkeit generell aufgeben. 55<br />
2.3.3 Kritik am kosmologischen und teleologischen Beweis<br />
Obwohl sich aufgrund von Kants These, dass alle Urteile, die den Gottesbegriff enthalten,<br />
prinzipiell keinen Wahrheitswert haben, eigentlich alle weiteren Gottesbeweise erübrigen,<br />
versucht Kant, auch das kosmologische Argument als Fehlschluss zu entlarven, das für ihn<br />
eigentlich nur ein verstecktes ontologisches Argument ist. 56 Er geht von der Annahme des<br />
kosmologischen Beweises aus, dass sich Gegenstände verändern. Diese Gegenstände sind<br />
etwas Bedingtes. Wenn es etwas Bedingtes gibt, muss auch die ganze Reihe seiner<br />
Bedingungen mitgegeben sein, an dessen Anfang ein Unbedingtes stehen muss. Dieses<br />
Unbedingte ist ein absolut notwendiges Wesen, das also folglich existieren muss, da es sich<br />
verändernde Gegenstände gibt. 57<br />
These: „Zu der Welt gehört etwas, das, entweder als ihr Teil, oder ihre Ursache, ein schlecht-<br />
hin notwendiges Wesen ist.“ 58<br />
Das Notwendige muss nach Kant aber auch zur Sinnenwelt gehören, da es unmöglich ist, dass<br />
etwas, das eine Reihe von Weltveränderungen verursacht, selbst nicht zu dieser Welt gehört.<br />
54<br />
Vgl. Bromand / Kreis, Gottesbeweise (2011), S. 213.<br />
55<br />
Vgl. a.a.O., S. 215.<br />
56<br />
Vgl. Fischer, Philosophie der Religion (2007), S. 60.<br />
57<br />
Vgl. Kant, Kritik der reinen Vernunft II (1995), S. 434.<br />
58 ebd.<br />
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