Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück
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in seinen Grundlagen der Arithmetik, dass Existenz nur ein Prädikat der zweiten Stufe sei und<br />
somit kein Merkmal des Begriffes Gott sein könne. Nur Prädikate erster Stufe beschreiben<br />
Eigenschaften von Gegenständen, wohingegen Prädikate zweiter Stufe Eigenschaften von<br />
Eigenschaften von Gegenständen beschreiben. 43 Ein Beispiel für ein Prädikat zweiter Stufe<br />
sind Zahlangaben. Existenz ist für Frege nur die „Verneinung der Nullzahl“ 44 . Folglich kann<br />
Existenz auch nicht ein Merkmal des Gottesbegriffs sein, da dazu nur Eigenschaften erster<br />
Stufe in Frage kommen. Aber, so wendet Bromand ein, Existenz könne trotzdem als Prädikat<br />
erster Stufe definiert werden, was für Descartes‘ Beweis völlig ausreichen würde, indem man<br />
das Prädikat ist identisch mit etwas Existentem verwende. 45 Dann sei es nach Frege ein<br />
Begriff erster Stufe und könne zu den Merkmalen des Gottesbegriffs hinzugezählt werden.<br />
Auf diese Weise könne Descartes‘ Prämisse, Existenz sei eine Vollkommenheit, ausgedrückt<br />
werden, ohne dass ein Kategorienfehler vorliege. Das Problem an Descartes‘ Beweis sieht<br />
Bromand eher in den ersten Prämissen, in denen die Existenz Gottes von Anfang an<br />
mitgedacht werde. Frege selbst gebe zu, dass sein Einwand nicht zeigt, dass Existenz<br />
prinzipiell nicht aus den Merkmalen eines Begriffes geschlossen werden könne. 46<br />
In der Kritik der reinen Vernunft führt auch Kant einen Einwand gegen Descartes‘<br />
ontologischen Beweis an, der im Gegensatz zu Freges Kritik von Bromand nicht widerlegt<br />
wird. Kant unterscheidet zwischen logischen und realen Prädikaten. Als logisches Prädikat<br />
kann seiner Meinung nach „alles dienen, was man will, so gar das Subjekt“ 47 . Reale Prädikate<br />
hingegen dienen zur inhaltlichen Bestimmung einer Sache, wobei sie zu einem Begriff hinzu-<br />
kommen und ihn vergrößern. 48 Nach Bromand muss man Kants Äußerungen über das Hinzu-<br />
kommen und Vergrößern in einem semantischen Sinne verstehen und auch nur so gelinge ein<br />
Argument gegen Descartes‘ Beweis. Eine Eigenschaft vergrößert demnach dann die<br />
Merkmalsmenge eines Begriffs, wenn dieser dadurch weiter spezifiziert wird, insofern als<br />
dieses Merkmal nicht schon von den anderen Merkmalen beinhaltet wird oder bereits im<br />
Subjektbegriff enthalten ist. 49 Existenz ist demnach kein reales Prädikat, weil es keinen<br />
Begriff gibt, der durch dieses Merkmal näher bestimmt werden könnte, es trifft vielmehr auf<br />
alles zu. Daraus ergibt sich folgendes für den Beweis Descartes‘: Aussagen wie Alle A<br />
existieren sind triviale Allaussagen, die zwar eine analytische Wahrheit beinhalten, da sie auf<br />
43<br />
Vgl. Bromand / Kreis, Gottesbeweise (2011), S. 196.<br />
44<br />
Frege, Grundlagen der Arithmetik, in: Bromand / Kreis, Gottesbeweise (2011), S. 245.<br />
45<br />
Vgl. Bromand / Kreis, Gottesbeweise (2011), S. 197.<br />
46<br />
Vgl. a.a.O., S.S. 199.<br />
47<br />
Kant, Kritik der reinen Vernunft II (1995), S. 533.<br />
48<br />
Vgl. ebd.<br />
49<br />
Vgl. Bromand / Kreis, Gottesbeweise (2011), S. 203.<br />
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