Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück
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und Kreis führen Gottesbeweise direkt ins Zentrum der Philosophie; sie sind ihrer Meinung<br />
nach sogar eine „Idealform der Philosophie überhaupt“ 10 , da es hier um die Frage geht, was<br />
wir mit rationalen Mitteln wissen können, und wo die Grenzen unseres Wissens liegen. Dafür<br />
wird ein technischer Gottesbegriff verwendet, der an die Stelle des religiösen tritt. Außer-<br />
philosophische Konnotationen spielen zunächst keine Rolle. Gottesbeweise erheben den<br />
Anspruch, in jedem Punkt rational nachvollziehbar zu sein und können daher erfolgreich kriti-<br />
siert werden, sodass sich die Debatte um Gottesbeweise durch eine rege Streitkultur auszeich-<br />
net. 11 Die Funktion der Gottesbeweise ist im Namen inbegriffen: Sie sollen Beweise für die<br />
Existenz Gottes sein. Nach Bromand ist dies auch nicht trivial, da es Zeiten gegeben habe, in<br />
denen Gottesbeweise eher als „suchende Bewegung eines Gläubigen“ 12 verstanden worden<br />
seien, so beispielsweise von Anselm von Canterbury. Gottesbeweise sind meist Teile<br />
komplexer metaphysischer Theorien, innerhalb derer sie das Fundament der Theorie rechtfer-<br />
tigen sollen. Auch der historische Kontext muss berücksichtigt werden, um Gottesbeweise<br />
nachvollziehen zu können, jedoch erheben Gottesbeweise einen Anspruch auf allgemeine<br />
Gültigkeit, sodass sie in ihrem Wahrheitsanspruch nicht auf ihr historisches Umfeld be-<br />
schränkt sein dürfen. 13<br />
Gottesbeweise folgen in ihrem Aufbau einer bestimmten Logik. Der Begriff Beweis wird hier<br />
im Sinne von Argument verwendet. Als Argument bezeichnet man eine Folge von Aussagen,<br />
in der eine Aussage, die Konklusion, aus anderen Aussagen, den Prämissen, folgt. Die Kon-<br />
klusion ist wahr, wenn die Prämissen wahr sind. 14 Ein Argument gilt dann als gültig, wenn die<br />
Konklusion logisch aus den Prämissen folgt. Damit ist aber noch nicht ausgesagt, dass die<br />
Prämissen wahr sind. Sind die Prämissen wahr und folgt die Konklusion logisch aus den Prä-<br />
missen, dann bezeichnet man ein Argument als korrekt.<br />
2.1 Gottesbeweise im Mittelalter als Urformen späterer Gottesbeweise<br />
2.1.1 Anselm von Canterburys ontologischer Gottesbeweis<br />
Im späten 11. Jahrhundert wird zum ersten Mal ein nahezu apriorisches Argument für die<br />
Existenz Gottes entwickelt: Anselm von Canterburys ontologischer Beweis. In einem ersten<br />
Schritt geht er davon aus, dass selbst der Tor (=Atheist) den Begriff Gott versteht und deshalb<br />
10 Bromand / Kreis, Gottesbeweise (2011), S. 10.<br />
11 Vgl. ebd.<br />
12 a.a.O., S. 15.<br />
13 Vgl. a.a.O., S. 17.<br />
14 Vgl. a.a.O., S. 18.<br />
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