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Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Die Ursache kann von der Sinnenwelt „nicht abgesondert gedacht werden“ 59 , woraus folgt,<br />

dass alles Notwendige in der Welt selbst enthalten ist. Nach Kant bleibt es im kosmologischen<br />

Beweis ungeklärt, ob das Notwendige die Welt selbst oder ein von ihr unterschiedenes Ding<br />

ist. Wenn der Beweis kosmologisch anfängt, also mit empirischen Erscheinungen, dann könne<br />

man nachher auch nicht auf etwas übergehen, das nicht in die Reihe der Erscheinungen<br />

gehört, d.h. es darf nur etwas Sinnliches als letztes Glied angenommen werden. Dass dies im<br />

kosmologischen Beweis nicht gemacht wird, sondern stattdessen ein Absprung in den nicht-<br />

empirischen Bereich vorgenommen wird, kritisiert Kant. 60 Seiner Meinung nach ist es wider-<br />

rechtlich, von der Veränderung auf ein göttliches Wesen zu schließen, da Veränderung nur<br />

empirische Zufälligkeit beweise.<br />

Antithese: „Es existiert überall kein schlechthinnotwendiges Wesen, weder in der Welt, noch<br />

außer der Welt, als ihre Ursache.“ 61<br />

Hier geht Kant den Beweis noch einmal aus der entgegengesetzten Position an, indem er ein<br />

notwendiges Wesen in der Welt bzw. die Welt selbst als notwendiges Wesen annimmt. In der<br />

Reihe der Veränderungen wäre dann entweder eine Ursache vorhanden, die unbedingt<br />

notwendig, aber selbst ohne Ursache wäre, was seiner Meinung nach nicht sein kann, oder die<br />

Reihe hätte keinen Anfang und wäre zwar in allen ihren Teilen notwendig und bedingt, aber<br />

im Ganzen zufällig und unbedingt, was in sich widersprüchlich ist. Wenn man von einer<br />

notwendigen Weltursache außerhalb der Welt ausgehe, so müsse diese das erste Glied in der<br />

Reihe der Ursachen der Veränderungen sein und die Veränderung anstoßen. Dann müsste die<br />

Ursache nach Kant aber auch anfangen zu handeln, sodass sie in die Welt hineinreichte und<br />

dadurch eben doch wieder zur Welt selbst gehören und nicht mehr außerhalb der Welt sein<br />

würde. Da das den Voraussetzungen widerspricht, dass es ein notwendiges Wesen außerhalb<br />

der Welt gibt, folgert Kant, dass es weder in noch außerhalb der Welt „irgendein schlechthin<br />

notwendiges Wesen“ 62 gibt.<br />

Kant fügt hinzu, dass der kosmologische Gottesbeweis den ontologischen notwendig voraus-<br />

setzt und deshalb auch aus denselben Gründen wie der ontologische Beweis scheitert. 63 Nach<br />

Kant kann aus dem kosmologischen Argument nicht auf die Existenz eines unbedingt<br />

notwendigen Wesens geschlossen werden, sondern allenfalls auf die Existenz eines<br />

59<br />

Kant, Kritik der reinen Vernunft II (1995), S. 436.<br />

60<br />

Vgl. ebd.<br />

61<br />

a.a.O., S. 435.<br />

62<br />

ebd.<br />

63<br />

Vgl. a.a.O., S. 538f.<br />

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