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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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I. Aufsteigen im Abstrakten<br />

2. Rekonstruktion <strong>von</strong> Marians Biographie<br />

Bevor Marian zum Mittelpunkt dieser Beschreibung wird, sollen an dieser Stelle<br />

Marians Eltern und ihr Entschluss zu einer Adoption beschrieben werden. Ich beziehe<br />

mich auf Informationen aus Gesprächen mit beiden Eltern und auf Aufzeichnungen <strong>von</strong><br />

Marians Mutter, die begonnen hat, die Geschichte der Familie und ihrer Kinder<br />

aufzuschreiben.<br />

Susi und Lothar trafen den Entschluss zu einer Adoption im Sommer 1998. Sie waren<br />

zu diesem Zeitpunkt seit mehreren Jahren miteinander verheiratet und hatten die<br />

Gewissheit, keine eigenen Kinder bekommen zu können. S. beschreibt, dass in den<br />

Jahren zuvor der Mut zu einer Adoption fehlte und sie den Kinderwunsch „tief in der<br />

Schublade“ vergruben, dieser sich jedoch nicht ganz verdrängen ließ. Das Thema Kind<br />

wurde wieder hervorgeholt und Susi und Lothar entschlossen sich ein Kind zu<br />

adoptieren, eines, dem es schlechter ging als den Kindern in deutschen Heimen. Über<br />

Bekannte wurden Kontakte zu einer Familie hergestellt, die ein Mädchen aus Rumänien<br />

adoptiert hatte. Informationen wurden ausgetauscht und kurze Zeit später das<br />

Landesjugendamt und die zuständige Auslandsadoptionsstelle kontaktiert. Das Paar<br />

erhielt die Auskunft, dass Kinder aus Rumänien erst ab dem dritten Lebensjahr adoptiert<br />

werden dürften und dass solch ein Verfahren bis zu zwei Jahre dauern könne. Sie<br />

entschlossen sich daraufhin, Geschwisterkinder zu sich zu nehmen, die in der fremden<br />

Umgebung dann zumindest das jeweilige Geschwister als Vertrauensperson bei sich<br />

hätten. Im Oktober 1998 wurden ihnen die Akten <strong>von</strong> 1½jährigen Zwillingsbrüdern<br />

vorgelegt. Einer der beiden Jungen sei behindert, man wisse aber nicht so genau wie,<br />

waren die ersten Informationen, die die werdenden Eltern erhielten. Sie erfuhren aus<br />

den sehr spärlichen Unterlagen die Namen der Brüder und <strong>von</strong> einer<br />

Hirnhautentzündung des einen Jungen. Trotz der knappen Informationen fiel der<br />

Entschluss zur Adoption innerhalb kürzester Zeit und zwei Wochen später saßen sie im<br />

Flugzeug nach Rumänien.<br />

2.1 Das erste Treffen zwischen Marian und seinen Eltern<br />

Beide Eltern berichten, dass sie versucht hatten sich so gut wie möglich auf das erste<br />

Treffen vorzubereiten. In Begleitung eines Dolmetschers, der für die Adoption<br />

zuständigen Stiftung „Eltern und Kinder“, fuhren Susi und Lothar in einem Mietwagen<br />

<strong>von</strong> Bukarest in das Kinderheim, mehrere Kilometer nördlich des Geburtsortes der<br />

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