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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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Konstriktion<br />

„Ist man absolut machtlos und jeder Widerstand zwecklos, bleibt möglicherweise nur<br />

die Kapitulation. Das Selbstverteidigungssystem bricht zusammen. Der oder die<br />

Ohnmächtige flieht nicht nur <strong>durch</strong> eine reale Handlung aus der betreffenden Situation,<br />

sondern auch <strong>durch</strong> eine Veränderung des Bewusstseinszustands.“ So beschreibt Judith<br />

HERMANN die Reaktion auf ein „hilflos machendes Zuviel“ (vgl. 2003, S. 65). Eine<br />

tatsächliche oder auch als solche empfundene Gefahrensituation löst zuweilen nicht nur<br />

Angst und Panik aus, sondern auch eine distanzierte Ruhe, mit der Angst und Schmerz<br />

scheinbar verschwinden. Möglicherweise ist die Wahrnehmung eingeschränkt oder<br />

verzerrt, das Schmerzempfinden kann verloren gehen und bestimmte Sinneseindrücke<br />

werden nicht mehr realisiert.<br />

6.4.2 Dissoziation<br />

Sofern Dissoziation nicht mit hirnorganischen Störungen in Verbindung steht scheint<br />

auch sie eine mögliche Antwort auf traumatische Lebensereignisse zu sein, eine Form,<br />

Informationen zu organisieren. Dagmar MEYER (1998) beschreibt Dissoziation<br />

zunächst einmal als einen wesentlichen Mechanismus im Prozess der<br />

Entscheidungsbildung, als eine sinnvolle Hilfe, ebenso wie das assoziative Verknüpfen,<br />

zwischen verschiedenen Möglichkeiten auszuwählen und zu entscheiden. Dissoziation<br />

stellt eine Abspaltung, Auflösung <strong>von</strong> ursprünglich zusammenhängenden emotionalen,<br />

kognitiven und psychischen Informationen dar, ebenso wie eine situative und zeitliche<br />

Trennung <strong>von</strong> Bewusstseinszuständen. Indem bestimmte unerträgliche Gedanken oder<br />

Gefühle aus dem bewussten Erleben abgespalten werden, kann es dem System gelingen<br />

sich zu restabilisieren. Der zu hohe Grad an Neuigkeit, der das System in Form eines<br />

Traumas überschwemmt, wird dissoziiert, damit das System seinen Selbstbezug sichern<br />

und die Beziehung zwischen Umwelt und Körper aufrecht erhalten kann. <strong>Die</strong><br />

Abspaltung kann dazu führen, dass sich das Gehirn dynamisch umstrukturiert und<br />

psychische Umbildungen stattfinden. <strong>Die</strong>se Umbildungen beziehen sich größtenteils auf<br />

Strukturen des limbischen Systems, wo sensorische Informationen aus der Außenwelt<br />

mit emotional motivationalen Zuständen aus dem Körperinneren verknüpft werden. Mit<br />

Bezug auf das funktionelle System nach ANOCHIN (vgl. 3.2) postuliert JANTZEN,<br />

dass das limbische System die Herausbildung der emotional-motivationalen<br />

Gerichtetheit, also die Herausbildung der ‚Modelle des Künftigen’, bezogen auf das<br />

Maß emotionaler Erfülltheit, sichert (vgl. Jantzen, 1990, S. 104f).<br />

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