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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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1989 auf 11 Geburten im Jahr 1997. <strong>Die</strong> Zahl der Kinder in den Kinderheimen ist<br />

allerdings noch weiter gestiegen und noch immer erscheinen Berichte über<br />

erschreckende Zustände in rumänischen Kinder- und Behindertenheimen. Doch die<br />

Regierung Rumäniens demonstriert Offenheit, so HOKSBERGEN, und die<br />

Bereitschaft, die Situationen in den Heimen als auch in den Familien verbessern zu<br />

wollen. <strong>Die</strong> Not der Kinder wurde erkannt, eine Reihe <strong>von</strong> Programmen gestartet und<br />

ein Ministerium für Kinderschutz gegründet. Trotz internationaler Hilfe werden<br />

Veränderungen jedoch nur langsam sichtbar werden, denn nach wie vor sind Korruption<br />

und Schwarzhandel in Rumänien derart verbreitet, dass sie die Arbeit der<br />

Hilfsorganisationen immer wieder behindern (vgl. Hoksbergen, 2004, S. 31).<br />

2.3 Der Beginn einer Familie<br />

Lothar fuhr mit Marian unmittelbar nach der Ankunft in Deutschland in ein<br />

Krankenhaus. Marian war zu dieser Zeit bereits sehr schwach, hatte nach wie vor<br />

starken Husten und Lothr beschreibt seinen Zustand als „fast schon somnolent“. Trotz<br />

dieser körperlichen Schwäche begann Marian sich mit aller Kraft zu wehren, als er in<br />

eines der Gitterbetten gelegt werden sollte. Erst eine gepolsterte Umrandung an der<br />

Innenseite des Bettes konnte Marian ein wenig beruhigen. Bei den Untersuchungen<br />

wurde ein starkes Untergewicht festgestellt. Marian wog zu diesem Zeitpunkt lediglich<br />

6,9 Kilo. Das Röntgenbild der Lunge zeigte, dass Marian vor dieser Lungenentzündung<br />

bereits elf vorangegangene überstanden hatte. Infolge dessen ist Marians Lunge<br />

komplett vernarbt.<br />

Marian ließ sich zu diesem Zeitpunkt ausschließlich mit einem ganz kleinen<br />

Kaffeelöffel füttern. Das Trinken gestaltete sich besonders schwierig. Marian weigerte<br />

sich den Mund aufzumachen. Susi und Lothar wollten ihrem Sohn die Ernährung mit<br />

Hilfe einer Sonde ersparen und suchten nach Alternativen. Ebenfalls mit einem sehr<br />

kleinen Löffel nahm Marian ein wenig Flüssigkeit an.<br />

Kurz vor Marians zweitem Geburtstag wurde er dann endlich in sein neues Zuhause<br />

entlassen. Auch nach der Krankenhauszeit benötigte Marian sowohl beim Essen als<br />

auch beim Trinken viel Zeit und Ruhe. Seine Eltern gewährten ihm in der Anfangszeit<br />

nach jedem zweiten Löffel eine Pause, damit er an seinem Daumen lutschen konnte. Sie<br />

haben täglich <strong>durch</strong>schnittlich über fünf Stunden mit Marian getrunken, damit er am<br />

Abend eine Menge <strong>von</strong> 400 ml zu sich genommen hatte. In den folgenden Wochen<br />

wurde Marian einer Kinderärztin vorgestellt. Sie diagnostizierte extremes Untergewicht,<br />

eine starke Entwicklungsverzögerung und Rachitis.<br />

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