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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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eingeprägt wurden. Aufgrund fehlender Regulation <strong>durch</strong> die orbitofrontalen Bereiche<br />

kann es zu einem Hin- und Herschwanken zwischen intrusiven sympathetisch<br />

gesteuerten Flashbacks und parsympathetisch geleiteter Dissoziation 17 , Vermeidung und<br />

Erstarrung kommen (ebda.).<br />

Das System wird in seiner ersten Organisationsphase <strong>durch</strong> abbrechende<br />

Bindungsbeziehungen oder <strong>durch</strong> <strong>von</strong> der Bezugsperson hervorgerufene Deregulationen<br />

sehr früh beeinträchtigt und in einen statischen und verschlossenen Zustand versetzt.<br />

Von sich aus wird sich das Kind nicht neuen sozioemotionalen Erfahrungen aussetzen,<br />

die aber erforderlich wären, um das erfahrungsabhängige Wachstum des Gehirns<br />

fortzusetzen. <strong>Die</strong>se Einschränkungen und Schutzmechanismen werden <strong>von</strong> der Umwelt<br />

häufig als Pathologien oder Symptomatik einer <strong>Behinderung</strong> wahrgenommen. Welche<br />

Auswirkungen schwere Beziehungsstörungen oder Traumata auf die Entwicklung des<br />

Gehirns und den Aufbau psychischer Funktionen hat, hängt meist nicht <strong>von</strong> der<br />

Schwere des Traumas ab, sondern <strong>von</strong> dem Entwicklungsstand des Betroffenen. Je<br />

nachdem ob er oder sie bereits Regulationsmechanismen entwickeln konnte mit einem<br />

derartigen Erlebnis umzugehen, wird das Erlebnis Folgen für das weitere Leben haben.<br />

Besonders anfällig sind sehr kleine Kinder, die wenig bis gar keine<br />

Schutzmechanismen aufbauen konnten, doch auch in folgenden kritischen<br />

Wachstumsphasen können traumatische Erfahrungen Einfluss nehmen.<br />

6.4 Anpassungsprozesse als Folge traumatischer Erfahrungen<br />

Alle lebenden Organismen haben Mechanismen, mit Hilfe derer sie Veränderungen in<br />

ihrer Umwelt wahrnehmen und auf diese antworten können. <strong>Die</strong> Physiologie und<br />

Neurophysiologie des Menschen ist charakterisiert <strong>durch</strong> einen kontinuierlichen und<br />

dynamischen Prozess der Modulation, Regulation, Kompensation und der Aktivierung,<br />

um die körpereigenen Systeme in einem Zustand des Gleichgewichts oder der<br />

Homöostase zu halten (vgl. Perry, 1998). Traumatische Erfahrungen haben<br />

Auswirkungen auf eben diese Prozesse und involvieren den gesamten Organismus, um<br />

dieses einschneidende Erlebnis verarbeiten zu können.<br />

„Trauma, however, induces a total brain response. All parts of the brain will be<br />

involved in trying to survive the threat. A traumatic event, by altering activity (and<br />

17 Dissoziation: SCHORE beschreibt Dissoziation als einen Rückzug des Individuums sowohl <strong>von</strong> der<br />

äußeren als auch <strong>von</strong> der inneren Welt. Das Verhalten lässt sich als „eingefrorener“ trance-ähnlicher<br />

Zustand beschreiben, in den sich die Individuen flüchten, wenn es für die Betroffenen keinen anderen<br />

Ausweg gibt oder sie keine andere Form des Rückzugs finden, um sich selbst zu erhalten. Während dieser<br />

Intervalle ist das Individuum vollkommen <strong>von</strong> der Außenwelt abgeschottet, verschlossen und abgekapselt<br />

<strong>von</strong> Bindungen, Kommunikation und interaktiver Regulation (ebda.) vgl. 6.3.2<br />

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