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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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Motivsystem auf die Existenz eines freundlichen Begleiters ausgerichtet ist (vgl.<br />

Jantzen, 2001a).<br />

Anhand der Untersuchungen <strong>von</strong> René SPITZ wird deutlich, dass der Verlust einer<br />

engen Bezugsperson ein einschneidendes Erlebnis für die betroffenen Kinder darstellt.<br />

In Abhängigkeit <strong>von</strong> der vor der Trennung erfahrenen Beziehung und den bis zu dem<br />

Zeitpunkt entwickelten psychischen Strukturen, hat ein derart einschneidendes Erlebnis<br />

psychische und/oder physische Folgen für das Kind.<br />

6.2 Zur Wahrscheinlichkeit traumatischer Erfahrungen bei Adoptivkindern<br />

Welche Erfahrungen können nun als traumatisch und als eventuelle Auslöser für spätere<br />

Entwicklungsbeeinträchtigungen bestimmt werden? Von welchen Faktoren hängt die<br />

Bewertung eines Erlebnisses als derart einschneidend ab, dass die Bezeichnung des<br />

Traumas zutrifft?<br />

TERR (1991) unterscheidet zwei Typen <strong>von</strong> Traumata: Der Trauma - Typ 1 trifft zu,<br />

wenn ein Kind oder ein Erwachsener einem unerwarteten traumatischen Erlebnis wie<br />

einer Trennung <strong>von</strong> den Eltern, einem Unfall, Gewalterfahrungen oder einer<br />

Naturkatastrophe ausgesetzt wird. Der Trauma - Typ 2 bezeichnet ein wiederholtes<br />

Erleben extrem negativer und belastender Erfahrungen wie sexuelle Misshandlungen,<br />

Gewalterfahrungen oder Vernachlässigung.<br />

Mit Bezug auf diese Klassifikation bezeichnet HOKSBERGEN beide Trauma – Typen<br />

als zutreffend für rumänische Waisenkinder, da diese nicht nur die Trennung <strong>von</strong> ihren<br />

Eltern erlebt haben, sondern häufig auch unter Vernachlässigung und fehlenden<br />

Bezugspersonen litten.<br />

In zahlreichen Studien wurde der Zusammenhang zwischen dem Erleben eines Traumas<br />

und dem <strong>von</strong> vielen Adoptiveltern beobachteten „Problemverhalten“ ihrer Kinder<br />

untersucht (vgl. Federici, 1998; Rutter, 1999, Chugani, 2001; Hoksbergen, 2004).<br />

FEDERICI spricht in diesem Kontext <strong>von</strong> einem „post-institutional-syndrom“ und<br />

schlussfolgert, dass Kinder, die zwei oder drei Jahre in einem Heim verbracht haben,<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)<br />

entwickeln werden. Andere Autoren sind bei der Klassifikation <strong>von</strong> Symptomen<br />

vorsichtiger und betonen die Schwierigkeiten beim Stellen einer genauen Diagnose. Es<br />

werden jedoch in den meisten Studien Symptome beschrieben, die denen einer PTBS<br />

ähneln, die aber als Symptome <strong>von</strong> Bindungsstörungen oder gar als autismus-ähnliche<br />

Symptome eingeordnet werden.<br />

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