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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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4. <strong>Die</strong> Entwicklung des Psychischen<br />

Menschliche Entwicklung wird als ein sozial vermittelter Prozess im tätigen<br />

wechselseitigen Austausch zwischen Individuum und Umwelt gesehen, denn im<br />

Gegensatz zu unbelebten Objekten stellt das lebende Subjekt die Beziehung zu seiner<br />

Umwelt selbst her. Es sorgt für die Aufrechterhaltung dieser Austauschprozesse, um<br />

seine eigene Organisation zu sichern. Unter Einbeziehung eigener Erfahrungen<br />

orientiert sich das Individuum an der Außenwelt. Es kann auf der eigenen Zeitachse<br />

zwischen Vergangenheit und Zukunft vermitteln und handlungsorientierte Ziele<br />

formulieren. Das System kann über Reafferenzen seine Handlungen in Bezug auf das<br />

angestrebte Endergebnis modifizieren. Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung<br />

zwischen Körperereignissen und Weltereignissen spielen die Emotionen. JANTZEN<br />

bezeichnet Emotionen als subjektive Vergleichsprozesse zwischen dem äußeren<br />

Zustand, gemessen mit Hilfe der Orientierungsreaktion des Systems und dem inneren<br />

Zustand, gemessen am Status der inneren Stressreaktion, sie gewährleisten jeder Zeit<br />

eine Bewertung der Welt in Bezug auf einen positiven Effekt für das System (ebda.<br />

S.8).<br />

„<strong>Die</strong> Systemvergangenheit wird damit im Übergang <strong>von</strong> der Wahrnehmung zur<br />

Beurteilung zu einer inneren Gegenwart. In der Vergangenheit verstärkte<br />

Handlungsalternativen signalisieren die Zielrichtung, also die mögliche Systemzukunft.<br />

Damit findet eine Transformation der emotional relevanten Gegenwart <strong>von</strong> der bloßen<br />

Wahrnehmung eines äußeren Ereignisses (Vorauslöserintegration, Homöostase,<br />

reversible Zeit) auf die Ebene der Bearbeitung gattungsgeschichtlicher und<br />

biographischer Erfahrungen statt“ (ebda. S. 9, Hervorhebungen im Original, A.S).<br />

<strong>Die</strong> marxistischen Auffassung vom Menschen, die den Einzelnen in dem System<br />

„Subjekt – Tätigkeit – Objekt“ mit seinen Gattungswesen verbunden sieht, spricht <strong>von</strong><br />

einem gesellschaftlich-historischen Entwicklungsprozess. <strong>Die</strong> Aneignung des<br />

gesellschaftlichen Erbes erfolgt nicht als passive, mechanische Übernahme, sondern als<br />

Ergebnis aktiver Tätigkeit. Laut dieser Auffassung kann es weder Subjektivität ohne<br />

Tätigkeit geben, noch ist die objektiv-reale Welt 10 ohne Tätigkeit erfahrbar. „Der<br />

Mensch wird zum Menschen also nur <strong>durch</strong> seine Tätigkeit, die grundsätzlich<br />

gesellschaftliche Tätigkeit ist“ (Jantzen, 1992, S. 109).<br />

10 Unter objektiv-reale Welt können die äußere Natur, die <strong>soziale</strong>n Zusammenhänge, die anzueignenden<br />

Tätigkeitsformen und das eigene Selbst verstanden werden (vgl. Jantzen, 1992, S. 20).<br />

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