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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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sich in der frühen Kindheit in einer kritischen Wachstumsphase befindet. Kinder, die<br />

früh in ihren Beziehungen zu anderen traumatisiert werden, verlieren potentielle<br />

Möglichkeiten des sozioemotionalen Lernens innerhalb kritischer Wachstumsperioden<br />

der rechten Hirnhälfte. Eine weitere schädliche Langzeitfolge <strong>von</strong> Beziehungstraumata<br />

ist ein andauerndes Defizit in späteren Lebensphasen neue und folglich stressbelastete<br />

emotionale Erfahrungen zu assimilieren (ebda.). <strong>Die</strong> strukturelle Begrenzung der<br />

rechten Hemisphäre aufgrund traumatischer Erlebnisse ist verantwortlich für die<br />

Unfähigkeit des Betroffenen, Affekte zu regulieren. <strong>Die</strong>se schwere Bindungspathologie<br />

der rechten Hirnhälfte („severe right brain atachment pathology“), wie sie SCHORE<br />

bezeichnet, ist in die Ausbildung großer Risiken sowohl für posttraumatische<br />

Belastungsstörungen als auch für eine Prädisposition für Gewalt innerhalb <strong>von</strong><br />

Beziehungen involviert. Unterbrechungen enger Bindungsbeziehungen beeinträchtigen<br />

die Entwicklung des Limbischen Systems. Es kann zu Störungen der limbischen<br />

Aktivität, zu einer Dysfunktion des Hypothalamus und zu einer Beeinträchtigung der<br />

Stoffwechselprozesse im Gehirn kommen. Es scheint die Ansicht etabliert, dass Kinder,<br />

die Zustände <strong>von</strong> Terror und Dissoziation sowie geringe zwischenmenschliche<br />

Kompensation erfahren haben und darüber hinaus eine genetisch-konstitutive<br />

Prädisposition oder eine angeborene neurophysiologische Verletzlichkeit aufweisen,<br />

einem hohen Risiko ausgesetzt sind, in späteren Lebensphasen schwere<br />

Psychopathologien zu entwickeln. SCHORE nimmt an, dass es im Laufe früher<br />

traumatischer Erfahrungen zu einer Beschneidung („pruning“) der kortikalen-<br />

subkortikalen limbisch-autonomen Kreißläufe kommt, was das Wachstum<br />

beeinträchtigt und zu Entwicklungspathologien führen kann, die wiederum eine<br />

defizitäre Reifung des individuellen Stress-Bewältigungs-Systems nach sich ziehen<br />

(ebda.). <strong>Die</strong>se frühen Anpassungsdysfunktionen reichen in spätere Entwicklungsstufen<br />

hinein und erscheinen meist in Stress-Situationen oder in sich verändernden Situationen,<br />

die Flexibilität im Verhalten erfordern. <strong>Die</strong> Betroffenen verlieren die Fähigkeit, die<br />

Intensität <strong>von</strong> Affekten zu regulieren, so dass auch unterschwellige, wenig intensive<br />

interpersonelle Stressoren unmodulierte schmerzhafte emotionale Erfahrungen aus der<br />

Kindheit hervorrufen können, die sehr früh in den Amygdala-Hypothalamus-Kreislauf 16<br />

16 <strong>Die</strong> Amygdala und der Hippokampus gelten als die Bereiche des limbischen Systems, die an der<br />

Verarbeitung emotional besetzter Erinnerungen beteiligt sind. Nachdem die sensorischen Informationen<br />

mit Bedeutungen belegt wurden, reguliert die Amygdala das emotionale Verhalten <strong>durch</strong> Verbindungen<br />

zum Hypothalamus, zum Hippokampus und zum basalen Vorhirn. Der Hippokampus ist für die räumliche<br />

und zeitliche Integration des Erlebens <strong>von</strong> Bedeutung. Der Hypothalamus ist in Verbindung mit dem<br />

Hippokampus und der Nebennierenrinde für die Verarbeitung <strong>von</strong> Stress zuständig. An dieser Stelle wird<br />

die Konzentration der Stresshormone im Blut genau an die Anforderungen der Stresssituation angepasst<br />

(vgl. hierzu Ledoux, 1994; Van der Kolk, 2000; Fiedler, 2002).<br />

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