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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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dominante Hemisphäre ist und innerhalb der ersten anderthalb Jahre einen<br />

Wachstumsschub erfährt, so dass sich Bindungserfahrungen besonders in der rechten<br />

Hirnhälfte einschreiben. Für das weitere Leben ist die rechte Hemisphäre an allen<br />

vitalen Funktionen, die das Überleben unterstützen und es dem Organismus<br />

ermöglichen, aktiv und passiv mit Stress umzugehen, beteiligt. <strong>Die</strong> rechte Hirnhälfte<br />

verfügt über innere Arbeitsmodelle der Bindungsbeziehungen, Verarbeitungsstrategien<br />

und Affektregulationen. <strong>Die</strong> unbewussten inneren Arbeitsmodelle der<br />

Bindungsbeziehung werden während des gesamten Lebens als Leitfaden für zukünftige<br />

Handlungen verwendet. Sie ist darüber hinaus fest mit dem autonomen Nervensystem<br />

verbunden und ist auf die taktile Wahrnehmung beider Körperhälften sowie die<br />

Wahrnehmung und Erinnerung räumlicher Berührungsmuster im nonverbalen<br />

Gedächtnis spezialisiert (Schore, 2002, S.66f). Bezogen auf andere Untersuchungen<br />

bezeichnet SCHORE die rechte Hemisphäre als das ‚Substrat eines affektiv geladenen<br />

autobiographischen Gedächtnisses’ (Fink et al., 1996), welches ‚selbstbezogenes’<br />

Material und ‚Selbsterkennen’ in der rechten Hemisphäre verarbeitet (Keenan et al.,<br />

1999, 2000) und das seine Aktivität instrumentell für die Wahrnehmung emotionaler<br />

Zustände <strong>von</strong> anderen Menschen einsetzt (Schore, 2002, S.70, vgl. 1994).<br />

Der enge Kontakt zwischen dem Kind und seiner primären Bezugsperson steigert die<br />

gegenseitige Aktivierung der Opiatsysteme, wobei erhöhte Niveaus <strong>von</strong> Opiaten das<br />

Vergnügen bei beiden Beteiligten vergrößern. Somit stimuliert die Mutter im Prozess<br />

des gegenseitigen Anschauens nicht nur die Produktion endogener Opiate im kindlichen<br />

Gehirn, sondern auch regulierte Dopamin-Niveaus, die beim Kind hohe<br />

Erregungsmuster und Hochgefühle produzieren. In der Bindungsbeziehung werden, so<br />

SCHORE, demnach nicht nur positive Erregungszustände synchronisiert. <strong>Die</strong> Mutter<br />

stimuliert in den Spielsituationen ebenfalls „regulierte Niveaus kortikotropiner<br />

Auslösefaktoren im Gehirn des Kindes, die wiederum das adenokortikotrope Hormon<br />

(ACTH) sowie Noradrenalin und Adrenalin im sympathischen Nervensystem des<br />

Kindes stimulieren“ (ebda. S.67, vgl. 2001b). Weiter reguliert die Mutter <strong>durch</strong> ihr<br />

Trösten und Beruhigen die Oxytocin-Niveaus des Kindes. Oxytocin ist ein<br />

vaguskontrolliertes Hormon mit „Antistresseffekt“. Über diese Regulation des<br />

kindlichen Vagustonus und Kortisolniveaus, die <strong>von</strong> der rechten Hirnhälfte gesteuert<br />

werden, beeinflusst die Mutter die Entwicklung des parasympathischen Nervensystems<br />

des Kindes. <strong>Die</strong> sympathischen und parasympathischen Komponenten des autonomen<br />

Nervensystems stehen für den somatischen Teil emotionaler Zustände und sind zentral<br />

an den Verarbeitungskapazitäten des Kindes beteiligt. Im Laufe der Entwicklung wird<br />

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