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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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Geburt bilden. <strong>Die</strong> pränatal und präfunktional entstandenen Motivsysteme haben<br />

Bestand und ihre Effekte beeinflussen das weitere Leben des Individuums (ebda.<br />

S.672). Damit haben die Autoren eine Theorie entwickelt, die die Bedeutung früher<br />

zwischenmenschlicher Interaktion und reziproker Dialoge neurobiologisch erklärt,<br />

deren Ursprünge bereits in der Pränatalzeit liegen.<br />

Doch was bedeutet reziproke Beziehung und sichere Bindung? Welchen Einfluss hat die<br />

Existenz eines freundlichen Begleiters auf die Entwicklung des Kindes? Allan<br />

SCHORE zeigt, dass die An- oder Abwesenheit einer Bezugsperson langfristige<br />

Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben kann.<br />

5.2 <strong>Die</strong> Bedeutung der Bindungsbeziehung für die Entwicklung des Kindes<br />

SCHORE (2001a) spricht <strong>von</strong> einem Zusammenhang zwischen einer anregenden<br />

sozioemotionalen Umwelt, einer optimalen Hirnentwicklung und einer darauf<br />

aufbauenden adaptiven psychischen Gesundheit des Kindes („adaptive infant mental<br />

health“). Er schlussfolgert, dass das Gehirn des Säuglings so angelegt ist, dass es <strong>von</strong><br />

der Umgebung auf welche es trifft, geformt wird und bezeichnet das Gehirn als<br />

bio<strong>soziale</strong>s Organ. <strong>Die</strong> sichere Mutter reguliert in frühen Bindungstransaktionen intuitiv<br />

und unbewusst die sich ändernden Erregungszustände und damit auch die emotionalen<br />

Zustände des Kindes. SCHORE definiert Bindung demzufolge als dyadische Regulation<br />

<strong>von</strong> Emotionen (ebda). Über die anfängliche Regulation des Erwachsenen lernt das<br />

Kind Stressoren wie Eindrücke, Erlebnisse oder schmerzvolle Erfahrungen zu bewerten<br />

und entwickelt geeignete Möglichkeiten der Bewältigung. <strong>Die</strong> Reifung jener<br />

Hirnsysteme, die für die Bewältigung <strong>von</strong> Stressoren verantwortlich sind, fällt in die<br />

frühe Kindheit, so dass sie signifikant <strong>von</strong> der frühen Interaktion zwischen Mutter und<br />

Kind beeinflusst werden. Das heißt, „dass die erfahrungsabhängige Reifung der<br />

Systeme, die die Gehirnorganisation in den ersten zwei Lebensjahren reguliert , aus den<br />

spezifischen Erfahrungen besteht, die in die affektregulierende Bindungsbeziehung<br />

zwischen Säugling und Mutter eingebettet sind.“ (ebda, 2002, S.53). TREVARTHEN<br />

(1990) spricht <strong>von</strong> einer „Gehirn-zu-Gehirn-Interaktion“ als Voraussetzung für das<br />

Wachstum des kindlichen Gehirns und meint damit, dass die intrinsischen Regulatoren<br />

der menschlichen Gehirnentwicklung speziell darauf ausgerichtet sind, sich über<br />

emotionale Kommunikation direkt an das erwachsene Gehirn zu koppeln.<br />

<strong>Die</strong> emotionale Kommunikation in sich entwickelnden Bindungstransaktionen wirkt<br />

sich direkt auf die erfahrungsabhängige Reifung des sich entwickelnden Gehirns des<br />

Kindes aus, besonders auf die rechte Hirnhälfte, da diese in den ersten drei Jahren die<br />

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