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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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Repräsentation seines Selbst noch nicht vollständig ausgebildet. Vermutlich ist er sich<br />

seiner Person jedoch bewusst zu sein und nimmt sich in Relation zu anderen Kindern<br />

wahr, z. B. wenn er Trauer darüber äußert, dass er nicht mit den anderen Kindern<br />

Fußball spielen kann.<br />

8.4 Traumatische Erinnerungen<br />

Wie oben beschrieben, haben die sprachliche Entwicklung und damit die Möglichkeit<br />

der Verbalisation <strong>von</strong> Emotionen großen Einfluss auf Marians Bewältigung <strong>von</strong><br />

schwierigen Situationen gehabt. An dieser Stelle möchte ich eine Begebenheit zum<br />

besseren Verständnis beschreiben. Marian freut sich nach den Sommerferien sehr auf<br />

seine Feldenkraistherapeutin und steht mit seinem Vater vor ihrer Tür um zu klingeln.<br />

Niemand öffnet, seine Therapeutin ist nicht da (im Nachhinein stellt sich heraus, dass<br />

sie sehr plötzlich verhindert wurde und nicht rechtzeitig absagen konnte). Derartige<br />

Situationen der Enttäuschung und des Unverständnisses können Marian stark<br />

verunsichern und destabilisieren. In dieser schweren Situation reagiert Marian indem er<br />

sagt „Marian enttäuscht wegen H. 23 “. Er setzt sich mit seinem Vater auf den Bürgersteig<br />

und beginnt zu weinen. Häufig ergänzt er ähnliche Aussagen inzwischen mit „Papa<br />

trösten“ und fordert damit aktiv Hilfe ein. Der Trost und das Aufgefangenwerden <strong>von</strong><br />

einer Bezugsperson helfen ihm seine Sicherheit zu erhalten und nicht in alte<br />

Bewältigungsmuster zurückzufallen. Marian lernt den Stress kognitiv zu verarbeiten<br />

und dementsprechend zu handeln.<br />

Eine andere Bedingung scheint vorzuliegen, wenn Marian intrusiv in Form <strong>von</strong><br />

Alpträumen, Gerüchen o. ä. an seine Vergangenheit erinnert wird. <strong>Die</strong> negativen<br />

Affekte bewirken einen Rückzug auf die niederen Ebenen des psychischen mit dem Ziel<br />

die Dominanz der höheren wieder aufzubauen. Doch zunächst muss Marian sich wohl<br />

auf den Kern seines Selbst zurückziehen zu müssen, sein Selbstschutz bricht zusammen.<br />

In diesen Situationen zeigt Marian sämtliche Symptome einer posttraumatischen<br />

Störung. Das verbale Erzählen geht verloren und bestimmte Sinneseindrücke werden<br />

nicht mehr realisiert. Marian verliert beispielsweise seine räumliche Orientierung.<br />

Anscheinend befindet er sich in einem ständigen Alarmzustand, empfindet das Essen<br />

und Trinken als lebensbedrohlich. Schlafstörungen begleiten diese Phasen. In<br />

Situationen in denen Marian zu ruhen versucht, scheint er jedem zu misstrauen. <strong>Die</strong>se<br />

Symptome der Übererregung, Intrusion und Konstriktion verweisen auf die<br />

traumatischen Erfahrungen seiner Kindheit. <strong>Die</strong> Erfahrungen haben Marian in einen<br />

23 H.: der Name seiner Therapeutin<br />

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