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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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In traumatischen Zusammenhängen, die mit Angst und Verunsicherung einhergehen,<br />

kann es zu einer emotionalen Neubesetzung kommen. <strong>Die</strong> Orientierung des Systems<br />

zerfällt und muss sich in einem mit Angst besetzten Prozess reorganisieren, was zu<br />

Veränderungen im Modell des Künftigen und zu Veränderungen im Körperselbstbild<br />

führen kann. <strong>Die</strong> Dissoziation, als eine <strong>von</strong> dem System gewählte Möglichkeit, die<br />

traumatischen Erlebnisse zu integrieren, kann bei entsprechend positiver Rückmeldung<br />

im Systemgedächtnis als sinnvolle Option gespeichert werden. Damit vollzieht sich eine<br />

emotional positive Besetzung und das System wird in vergleichbaren Situationen auf<br />

diese Erfahrung zurückgreifen und die Dissoziation als Handlungsalternative „wählen“,<br />

wenn eigentlich keine Wahl bleibt. Das funktionelle System selektiert auf diesem Weg<br />

bestimmte Informationen, wie es <strong>durch</strong> Assoziationen bestimmte Informationen in ein<br />

ganzheitliches Bild integriert (vgl. Meyer, 1998, S. 51).<br />

An diesem Prozess, der Transferierung emotional bewerteter oder affektiv getönter<br />

Stimuli und Erfahrungen in das Langzeitgedächtnis ist speziell der Hippokampus<br />

beteiligt. In diesem Teil des limbischen Systems kommt es zu kognitiv abgleichenden<br />

Einordnungen, semantischer Kontextualisierung oder räumlich-zeitlicher Zuordnung<br />

emotionaler Erlebnisse. Auch gilt der Hippokampus als entscheidende<br />

Durchgangsstation für den Aufbau eines deklarativen Gedächtnisses, in dem vom<br />

Bewusstsein nutzbares Faktenwissen gespeichert wird, welches in Form <strong>von</strong><br />

episodischen Erinnerungen an bestimmte Ereignisse des eigenen Lebens abgerufen<br />

werden kann 19 . In der Regel unterliegen Stress und Belastungen bereits im den<br />

hypothalamischen Zentren einer Hemmung. Extremer oder anhaltender Stress kann<br />

jedoch zu einem Zusammenbrechen dieser Funktionsweisen führen, was Einfluss auf<br />

die Funktionen des Hippokampus hat. In folge dessen kann es zu dissoziativen<br />

Amnesien kommen, die zu einem späteren Zeitpunkt bei gleichzeitigen schweren<br />

Erinnerungsverlusten intrusive Erfahrungen, wie traumassoziierte flashbacks, den<br />

Verlust kognitiver Kontextualisierung emotional-impliziter Erinnerungen oder das<br />

Fehlen jeglicher Selbstreflexionsmöglichkeitem auslösen können (vgl. Fiedler, 2002).<br />

Zusammenfassend sei noch einmal auf das Kapitel 3 verwiesen. <strong>Die</strong> an dieser Stelle<br />

beschriebenen Mechanismen des Organismus sind im Zusammenhang mit der<br />

Selbsterhaltung des Systems zu betrachten. Im Vordergrund steht immer die Erhaltung<br />

oder Wiederherstellung der Stabilität. Es gilt derartige Störungen <strong>von</strong> außen in das<br />

19 Im Gegensatz zum deklarativen, bezieht sich das nicht-deklarative oder implizite Gedächtnis auf<br />

Erlebenswirkungen, die der unmittelbaren Erinnerung nicht zugänglich sind. Unbewusst ablaufende<br />

Erinnerungen wie Handlungsroutinen, Handlungsgewohnheiten sowie Stimmungen, Gefühle oder<br />

sonstige Orientierungsreaktionen unterliegen diesem Gedächtnisteil (vgl. Fiedler, 2002).<br />

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