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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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aufgrund der Selbstorganisation des Systems in der Wechselwirkung zwischen Mensch<br />

und Umwelt und verdichten sich zu einem Systemgedächtnis. <strong>Die</strong> gespeicherten<br />

Erfahrungen und Abbilder stellen die Grundlage jeder weiteren Entscheidung oder<br />

Strukturveränderung dar. Nach JANTSCH handelt es sich dabei um Wissen. „… dieses<br />

Wissen stellt nichts anderes dar, als die in ein bestimmtes Beziehungssystem gebrachte<br />

Erfahrung der Wechselwirkung zwischen System und Umwelt. In diesem Sinne ist alles<br />

Wissen Erfahrung; …“ (ebda. S.87).<br />

Das Wissen eines Menschen und die daraus resultierenden Handlungen sind immer<br />

erfahrungsabhängig. Jedes Verhalten eines Menschen muss demnach als subjektiv<br />

sinnvoll betrachtet werden, da die Ursprünge in den Erfahrungen und<br />

Strukturveränderungen der Geschichte des Menschen zu finden sind.<br />

„<strong>Behinderung</strong> kann verstanden werden als ein entwicklungslogisches Produkt der<br />

Integration (interner und externer) System-Störungen in das System mit den Mitteln des<br />

Systems, die sich als Ausgangs- und Randbedingungen in der Biographie akkumulativ<br />

vermitteln. Das heißt auch: <strong>Behinderung</strong> ist Ausdruck der Kompetenz eines Menschen,<br />

unter seinen je spezifischen Ausgangs- und Randbedingungen, ein menschliches Leben<br />

zu führen“ (Feuser, 2004, S.10).<br />

Im Sinne der Theorie der Selbstorganisation ist jedes lebende System auf den Austausch<br />

mit seiner jeweiligen Umwelt unter seinen je spezifischen Ausgangsbedingungen<br />

angewiesen. Das bedeutet, dass bereits auf dem Niveau der Einzeller (Leben gilt ab<br />

diesem Stadium als vollständig) elementare psychische Prozesse und interne<br />

Systemzusammenhänge bestehen müssen (vgl. Jantzen, 1992, S. 157). Eine aktive<br />

Orientierung in der Umwelt sowie Informationsgewinnung über diese als auch eine<br />

zeitliche Organisation dieser Prozesse muss angenommen werden.<br />

3.2 Informationskonstruktion über die vorgreifende Widerspiegelung<br />

In seiner Theorie des funktionellen Systems beschreibt ANOCHIN (1967), dass das<br />

Psychische und die Tätigkeit in der Existenz, also während des Lebens selbst, entstehen.<br />

Um überleben zu können, muss sich das System auf einen anderen Inhalt als den<br />

eigenen, also auf die Prozesse der äußeren Welt beziehen. Indem es die in der äußeren<br />

Makrozeit verlaufenden Prozesse intern abbildet und darüber deren künftiges Auftreten<br />

vorwegnimmt, kann das System seine eigene Mikrozeit bilden (vgl. Jantzen, 1992,<br />

S.158).<br />

Das System ist im Laufe seiner Ontogenese darauf angewiesen, die äußeren Einflüsse<br />

und Bedingungen hinsichtlich der Aufrechterhaltung seiner Stabilität, also in Bezug auf<br />

einen für das System nützlichen Endeffekt, zu bewerten.<br />

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