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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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Anfang Januar 1999 erhielten sie dann die Nachricht, dass sie Marian und seinen Bruder<br />

abholen könnten. Am 14. Januar flogen sie erneut nach Rumänien.<br />

Susi fuhr mit zwei Mitarbeitern der Adoptionsorganisation zu den Heimen, um die<br />

Kinder abzuholen. Sie hatten Kinderkleidung, Heilnahrung und Babygläschen,<br />

Windeln, Spielsachen und Angst im Gepäck. Lothar kümmerte sich in Bukarest um die<br />

Ausreisepapiere.<br />

Bis zu ihrer Ausreise nach Deutschland verbrachte die Familie noch weitere zwei Tage<br />

in einer kleinen Wohnung in Bukarest. Marian war zu dieser Zeit bereits sehr krank. Er<br />

hatte hohes Fieber und starken Husten. Susi und Lothar flößten ihm immer wieder<br />

Fieber- und Hustensaft ein. Marian akzeptierte keine Flaschennahrung, er ließ sich<br />

lediglich flüssige Heilnahrung mit einer kleinen Spritze in den Mund spritzen. Nach<br />

Aussage der Eltern schien er großen Hunger zu haben und weinte, sobald die Spritze<br />

neu gefüllt werden musste. Beide Kinder erschienen sehr verängstigt.<br />

Der Versuch, die Kinder zu baden, scheiterte daran, dass sowohl das Gefühl des<br />

warmen Wassers als auch das Haare waschen große Angst auszulösen schien. <strong>Die</strong><br />

Eltern vermuten, dass keines ihrer Kinder zuvor in warmem Wasser gebadet habe.<br />

Marians Husten verschlimmerte sich in den zwei Tagen zunehmend. Er schlief kaum,<br />

wollte nicht im Bett liegen und verbrachte die meiste Zeit damit, auf dem Boden liegend<br />

zu sehen, zu hören und in sich aufzunehmen. Am dritten, dem Rückreisetag, hatte<br />

Marian noch immer hohes Fieber und verbrachte den Flug schlafend auf dem Schoß<br />

seiner Mutter. In Deutschland angekommen, fuhren Lothar und Marian sofort in ein<br />

Krankenhaus.<br />

2.2 <strong>Die</strong> ersten zwei Lebensjahre in Rumänien<br />

<strong>Die</strong> Beschreibungen dieser ersten Begegnung und die Wahrnehmungen der Eltern<br />

lassen bereits einige Rückschlüsse auf Marians Zeit in Rumänien zu. An dieser Stelle<br />

sollen jedoch noch einmal alle recht spärlichen Informationen über diese ersten zwei<br />

Lebensjahre und die Art der Unterbringung zusammengetragen werden, um Marians<br />

Biographie so weit wie möglich zu vervollständigen.<br />

Marian und sein Zwillingsbruder Mircea wurden in Constanta, einer Stadt am<br />

schwarzen Meer in Rumänien, geboren. Sie wuchsen nicht bei ihren leiblichen Eltern<br />

auf, sondern verbrachten ihre ersten zwei Lebensjahre, bis zum Zeitpunkt der Adoption,<br />

in unterschiedlichen Einrichtungen, Mircea, Marians Bruder, in einem staatlichen<br />

Kinderheim und Marian in einem Heim für die so genannten „nerecuperabili“, die<br />

„Nicht-Wiederherstellbaren“. Es lässt sich im Nachhinein nur anhand einiger weniger<br />

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