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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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sich der Habitus einer Person in ihrer „Haltung“ aus. „Alles das, was als Habitus<br />

erscheint, ist die Inkorporierung <strong>von</strong> Kultur, Geschichte, Sozialem. (…) Der Habitus ist<br />

Ausdruck einer Klasse (oder Gruppe) und verinnerlicht Strukturen gemeinsamer<br />

Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsweisen“ (ebda. S. 112). BOURDIEU<br />

unterscheidet drei große Felder, das kulturelle, das <strong>soziale</strong> und das ökonomische, die in<br />

Beziehung zueinander stehen bzw. sich überschneiden. „Soziale Felder“sind<br />

„Spielräume“, in denen Spieler Spielregeln befolgen. Gleichzeitig sind Felder jedoch<br />

auch Kraft- bzw. Kampffelder, in denen darum gekämpft wird, die bestehenden<br />

Kräfteverhältnisse zu wahren bzw. zu verändern. Innerhalb der Felder, in dem der<br />

Akteur involviert ist, wird der Stand der Machtverhältnisse zwischen den Akteuren oder<br />

Institutionen widergespiegelt bzw. der Stand des leweiligen Kapitals. <strong>Die</strong>ses Kapital hat<br />

nur in bestimmten Feldern einen Wert. Als Kapital können bestimmte Ressourcen<br />

gelten, die der Akteur in entsprechenden Situationen nutzen kann. „BOURDIEU<br />

unterscheidet zwischen ‚ökonomischem, kulturellem und <strong>soziale</strong>m Kapital’. Eine<br />

besondere Kapitalform ist darüber hinaus die des ‚symbolischen Kapitals’, welche das<br />

Ansehen, Prestige bzw. den Kredit’ des <strong>soziale</strong>n Akteurs sichert“ (ebda. S. 113). Alle<br />

Kapitalsorten können in symbolisches Kapital transformiert werden und sich in Form<br />

<strong>von</strong> Kompetenzen zeigen, sobald sie als solche sozial und gesellschaftlich erkannt und<br />

anerkannt werden. <strong>Die</strong> Art und Weise, wie sich ein Mensch in bestimmten Situationen<br />

verhält, wie er handelt und tätig wird, kann ihm einerseits symbolisches Kapital und die<br />

damit im Einklang stehenden Kompetenzen sichern bzw. besteht gleichzeitig jeweils die<br />

Möglichkeit diese zu verlieren.<br />

Betrachtet man die Familie ausschließlich auf der subjektiv-individuellen Ebene des<br />

Menschen, führt das dazu, die um das Phänomen <strong>Behinderung</strong> entstehende Problematik<br />

als etwas ausschließlich Individuelles zu betrachten und damit das Gesellschaftliche<br />

Kollektive zu verdrängen bzw. zu euphemisieren. Außerdem werden Familien, solange<br />

das Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt nicht anerkannt wird, als gefährdete,<br />

belastete Familien betrachtet, die in eine Krise geraten sind, die es zu bewältigen gilt.<br />

Damit werden vor allem das Maß der Belastung und das subjektive Erleben der Eltern<br />

in Beziehungen zu ihren Kindern in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt. ZIEMEN<br />

versucht in ihrer Untersuchung die Gesamtsituation der Familie und deren <strong>soziale</strong><br />

Bezüge zu sehen. Als zentrale Ausgangsbedingung wertet sie die Diagnose der<br />

„<strong>Behinderung</strong>“, die sowohl Auslöser für negative Emotionen sein kann als auch<br />

Gewissheit und Erleichterung bringen kann (vgl. auch Niedecken). <strong>Die</strong> Art und Weise<br />

der Diagnosemitteilung <strong>durch</strong> Ärzte, Pflegepersonen oder Angehörige gerät dabei<br />

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