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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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4.2 <strong>Die</strong> ‚dominierende Tätigkeit’<br />

„Wer die psychische Entwicklung des Kindes untersuchen will, muß daher dessen<br />

Tätigkeit analysieren, und zwar so, wie sie sich unter den gegebenen konkreten<br />

Lebensbedingungen vollzieht“ (Leont’ev, 1973, S. 401). <strong>Die</strong> Vermittlung zwischen der<br />

objektiven Welt und dem Subjekt vollzieht sich dabei nicht in Form einer<br />

Aneinanderreihung einzelner Tätigkeiten. Auf den verschiedenen Altersstufen<br />

dominieren bestimmte Tätigkeiten und haben eine größere Bedeutung für die<br />

Entwicklung des Kindes als andere. Jede Stufe der psychischen Entwicklung ist dabei<br />

gekennzeichnet <strong>durch</strong> eine bestimmte, in dem jeweiligen Alter dominierende Tätigkeit<br />

und <strong>durch</strong> eine für die entsprechende Stufe charakteristische Beziehung zwischen dem<br />

Kind und seiner Umwelt. <strong>Die</strong> Übergänge zwischen den einzelnen Stufen zeichnen sich<br />

<strong>durch</strong> einen Wechsel der dominierenden Tätigkeit und der dominierenden Beziehung<br />

zur Umwelt aus (ebda. S. 402). LEONT’EV nennt drei Merkmale der dominierenden<br />

Tätigkeit: 1. In der dominierenden Tätigkeit deuten sich bereits neue Tätigkeitsarten an.<br />

2. <strong>Die</strong> dominierende Tätigkeit führt zur Umgestaltung der psychischen Vorgänge.<br />

3. <strong>Die</strong> dominierende Tätigkeit führt zu der auf der jeweiligen Entwicklungsstufe<br />

charakteristischen Veränderung der kindlichen Persönlichkeit (ebda.). Zu betonen ist,<br />

dass sich die psychische Entwicklung nicht nur <strong>durch</strong> die dominierende Tätigkeit<br />

auszeichnet, sondern auch <strong>durch</strong> eine zeitliche Reihenfolge, die dem Alter des Kindes<br />

entspricht, wobei die psychische Entwicklung in verschiedenen Stadien verläuft, deren<br />

Inhalte <strong>von</strong> der je konkreten Lebenssituation des Kindes abhängen und <strong>von</strong> ihnen<br />

bestimmt werden. <strong>Die</strong> konkret-historischen Bedingungen haben demnach Einfluss auf<br />

die Form der dominierenden Tätigkeit sowie auf den gesamten Verlauf der psychischen<br />

Entwicklung.<br />

„Das bedeutet: <strong>Die</strong> zeitliche Reihenfolge der Entwicklungsstufen liegt zwar fest, ihre<br />

Altersgrenzen hängt jedoch <strong>von</strong> ihrem Inhalt und dieser wiederum <strong>von</strong> den konkret-<br />

historischen Verhältnissen ab, unter denen das Kind lebt. Demnach bestimmt nicht das<br />

Alter den Inhalt, sondern der Inhalt die Altersgrenzen eines Entwicklungsstadiums, und<br />

beide verändern sich zusammen mit den gesellschaftlichen Bedingungen“ (ebda. S.<br />

403).<br />

Bereits um den dritten Schwangerschaftsmonat kommt es zu einer ersten Form der<br />

Tätigkeit, die Herausbildung des morphologisch-funktionellen Phänotyps. Zu diesem<br />

Zeitpunkt können ebenfalls bioelektrische Aktivitäten des Gehirns festgestellt werden,<br />

die sich bis zur Geburt weiter ausdifferenzieren. <strong>Die</strong> Entfaltung des Genoms kann als<br />

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