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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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sprechen. Kinder, die sich mit der Faust immer wieder an den Kopf schlagen oder auf<br />

schwächere einprügeln. Kinder, die sich zum Sterben entschlossen haben.“<br />

(DIE WELT v. 26. Mai 1997)<br />

Rumänien vollzog in den letzten Jahren weitere Schritte in Richtung Demokratisierung<br />

und die offiziellen Aufnahmeverhandlungen mit der Europäischen Union sehen eine<br />

Verbesserung der Situation der Waisenkinder vor, doch es erscheinen immer wieder<br />

kritische Berichte aus Rumänien über den Umgang mit verlassenen Kindern oder die<br />

Zustände in Psychiatrien und Behinderteneinrichtungen. <strong>Die</strong>se Zustände sind, so der<br />

Niederländer HOKSBERGEN (2004) in seiner Studie zu Adoptivkindern aus<br />

Rumänien, nach wie vor Stolpersteine für den Beitritt zur Europäischen Union. Er geht<br />

da<strong>von</strong> aus, dass bis ca. 1997 etwa hundert- bis hundertzwanzigtausend Kinder in<br />

Heimen lebten. Da<strong>von</strong> wurden 76% <strong>von</strong> ihren Eltern verlassen, genaue Zahlen sind<br />

jedoch nicht bekannt. Heute scheinen die Berichte nicht weniger alarmierend. Angaben<br />

<strong>von</strong> UNICEF zufolge lebt eines <strong>von</strong> sechzig Kindern in einem Heim, das ist mehr als in<br />

irgendeinem anderen Land.<br />

HOKSBERGEN skizziert den Weg abgegebener oder verlassener Kinder wie folgt.<br />

<strong>Die</strong> Kinder werden in einem Krankenhaus geboren, häufig lassen die Mütter ihre Kinder<br />

bereits dort zurück. Nach ein paar Monaten werden die Kinder in ein Kinderheim<br />

gebracht. Meist verbleiben die Kinder dort bis zu ihrem dritten Lebensjahr, werden dann<br />

erneut medizinisch untersucht und je nach dem wie das Ergebnis der Untersuchung<br />

ausfällt, einer <strong>von</strong> drei Kategorien zugeteilt. <strong>Die</strong> Zuordnung erfolgt nach klaren<br />

Kriterien:<br />

1. <strong>Die</strong> erste Gruppe besteht aus Kindern, die keine auffallenden medizinischen<br />

Probleme haben, trocken sind und ein wenig sprechen können. <strong>Die</strong>se Kinder<br />

unterstehen der Fürsorge des Erziehungsministeriums und bleiben in den so<br />

genannten „leagane“, den Krippen bis zu ihrem 18. Lebensjahr.<br />

2. In die zweite Gruppe fallen Kinder, die leichte <strong>Behinderung</strong>en (z.B. Blindheit<br />

oder Taubheit) aufweisen. Sie gehen auf spezielle Schulen, die jedoch keine<br />

adäquaten Lernmöglichkeiten bieten und in der Regel sehr viel schlechter<br />

ausgestattet sind als die normalen Schulen. <strong>Die</strong> Kinder sind meist<br />

entwicklungsverzögert und haben als Erwachsene nur wenig Möglichkeiten, sich<br />

selbst zu versorgen.<br />

3. <strong>Die</strong> Kinder der dritten Kategorie werden als die „nerecuperabili“, die „Nicht-<br />

Wiederherstellbaren“ bezeichnet. Ungefähr 20% aller Heimkinder werden dieser<br />

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