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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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4.1 Zum Begriff der menschlichen Tätigkeit<br />

LEONT’EV bezeichnet die Tätigkeit als ein System mit einer eigenen Struktur, mit<br />

eigenen inneren Übergängen und Umwandlungen, als auch einer eigenen Entwicklung.<br />

„Im engeren Sinne, das heißt auf psychologischer Ebene, ist sie eine <strong>durch</strong> psychische<br />

Widerspiegelung vermittelte Lebenseinheit, deren reale Funktion darin besteht, das<br />

Subjekt in der gegenständlichen Welt zu orientieren“ (Leont’ev, 1979, S. 83).<br />

Im Gesamt des menschlichen Lebens als einem System einander abwechselnder<br />

Tätigkeiten, erfolgt der Übergang des Objekts in seine subjektive Form des Abbilds.<br />

LEONT’EV betont die Gegenständlichkeit der Tätigkeit. Der Gegenstand der Tätigkeit<br />

tritt zunächst in seiner primär unabhängigen Existenz auf und wird erst dann als Produkt<br />

der psychischen Widerspiegelung seiner Eigenschaften zu einem Abbild des<br />

Gegenstands (ebda. S.84f). <strong>Die</strong>ser Prozess kann nur <strong>durch</strong> die Tätigkeit des Subjekts<br />

erfolgen und erinnert an die Theorie der „verdoppelten Erfahrung“ VYGOTSKIJs, nach<br />

der alle höheren psychischen Funktionen erst einmal interpsychisch auftreten, bevor sie<br />

zu intrapsychischen Prozessen werden.<br />

Demnach ist der Begriff der Tätigkeit sowohl auf äußere als auch auf innere Strukturen<br />

und Prozesse anzuwenden und alle inneren Prozesse können ihrer Form nach ebenfalls<br />

als Tätigkeit bezeichnet werden. Das heißt, auch „die Prozesse des Denkens selbst sind<br />

Tätigkeit und gegenständlich“ (Jantzen, 1992, S. 125). <strong>Die</strong> Gegenständlichkeit liegt<br />

dabei in den Bedeutungen, die die objektive Seite der Gegenstände darstellen und sich<br />

<strong>von</strong> dem Subjekt in der Tätigkeit erarbeitet werden müssen. Auf diesem Weg entsteht<br />

das Abbild eines Gegenstandes über die psychische Widerspiegelung. <strong>Die</strong><br />

Charakteristika eines Gegenstandes werden sinnlich vom Subjekt erfasst und in Form<br />

eines Abbilds der objektiven Bedeutungen gespeichert. <strong>Die</strong> vergegenständlichten<br />

Abbilder oder der reale Gegenstand können Bedürfnisse auslösen. <strong>Die</strong>se Bedürfnisse<br />

erklärt LEONT’EV diese als innere Bedingungen, als „notwendige Voraussetzungen der<br />

Tätigkeit“ und als das, was die konkrete Tätigkeit des Subjekts in Bezug auf seine<br />

Umwelt reguliert (ebda. S. 85). Bedürfnisse resultieren aus vergangenen Erfahrungen in<br />

der Tätigkeit und sind abhängig <strong>von</strong> der emotionalen Bewertung. Sie entstehen aus der<br />

Verknüpfung körperlicher Bedarfszustände mit möglichen Objekten zur<br />

Bedürfnisbefriedigung. Der <strong>durch</strong> die Funktionen des ZNS hervorgebrachte Bedarf nach<br />

neuen Eindrücken, ruft bei dessen Unterdrückung <strong>durch</strong> isolierende Bedingungen<br />

schwere Schädigungen hervor. Auf der Seite der psychologischen Bedürfnisse nach<br />

Neuigkeit einerseits und der Vermeidung <strong>von</strong> Ungewissheit andererseits, führt bei<br />

entsprechender Erfüllung zu positiver oder negativer Bewertung. Übersteigt die<br />

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