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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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II. Aufsteigen vom Abstrakten zum Konkreten<br />

3. Systemtheoretische Aspekte<br />

Ausgehend <strong>von</strong> der Syndromanalyse folgt an dieser Stelle, nach dem Aufsteigen im<br />

Abstrakten, die Einbettung der Symptome in Erklärungswissen. Um die Auswirkung<br />

des Syndroms, ausgehend vom Kern der Retardation, erklären und damit sekundäre und<br />

tertiäre Kompensationsprozesse als solche erkennen zu können, bedarf es theoretischen<br />

Wissens aus den Bereichen der Entwicklungspsychologie, der<br />

Entwicklungspsychopathologie und über Theorien des inneren und systemhaften<br />

Aufbaus psychischer Prozesse sowie über die Theorien, die gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse verdeutlichen.<br />

Es gilt, die Entwicklung des Systems unter den je gegebenen äußeren Bedingungen<br />

nachzuvollziehen und als eine für das System sinnvolle Anpassungsleistung zu<br />

verstehen. Nicht allein empirische Daten und Theorien können das Werden eines<br />

Menschen erklären, denn das ‚Aufsteigen vom Abstrakten zum Konkreten’ bedarf<br />

immer auch der Versicherung der Lebens- und Entwicklungsrealität.<br />

Zunächst sollen die Grundlagen menschlicher Entwicklung und der Systemgedanke<br />

erläutert werden.<br />

3.1 <strong>Die</strong> psychobiologische Theorie der Selbstorganisation<br />

JANTSCH stellt in seinem Buch „<strong>Die</strong> Selbstorganisation des Universums“ eine Reihe<br />

evolutionärer Denkmodelle vor, die die Entwicklung des Universums sowohl auf<br />

komplexer makroskopischer Ebene als auch auf subatomarer mikroskopischer Ebene<br />

als einen dynamischen, sich selbst organisierenden Prozess begreifen (1992).<br />

Ende der 80er Jahre erreicht diese Diskussion um die Selbstorganisation die<br />

Behindertenpädagogik und geht als ganzheitliches Weltbild in die Betrachtungsweise<br />

ein. <strong>Die</strong> materialistische Behindertenpädagogik betrachtet den Menschen als einen sich<br />

selbst organisierenden und selbst regulierenden Organismus in Wechselbeziehung mit<br />

der ihn umgebenden Umwelt (vgl. Jantzen, 1990). Über die Tätigkeit und den Dialog<br />

stellt das Individuum eine Beziehung zu seinem Umfeld her. Es bilden sich immer neue,<br />

das System stabilisierende Strukturen, denn über die <strong>soziale</strong>n Austauschprozesse<br />

zwischen Individuum und Umwelt werden biologische Strukturen, Verarbeitungs- und<br />

Speicherfähigkeit des Zentralen Nervensystems sowie emotionale Bewertbarkeit<br />

organisiert und aufrechterhalten. Lebende Systeme organisieren diese<br />

Selbsterhaltungsprozesse grundsätzlich selbst. <strong>Die</strong> Selbstorganisation betrifft alle die<br />

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