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Die soziale Konstruktion von Behinderung durch frühkindliche ...

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6. Entwicklungspsychopathologie<br />

Anhand der Ausführungen zu der Bedeutung <strong>von</strong> Bindungsbeziehungen sollte deutlich<br />

geworden sein, dass die Voraussetzungen für eine umfassende<br />

Persönlichkeitsentwicklung in der Existenz <strong>soziale</strong>r Beziehungen liegen (vgl. Jantzen,<br />

1992, S.270).<br />

Isolation als Antagonismus <strong>von</strong> Partizipation, Bindung und reziproker Beziehung als<br />

Ausdruck eines „entgleisten Dialogs“ stellt für den Menschen als <strong>soziale</strong>s Wesen eine<br />

unerträgliche Lebenssituation dar. <strong>Die</strong> Übersetzungs- und Vermittlungsprozesse<br />

zwischen der Innen- und Außenwelt werden gestört, so dass im Inneren des Menschen<br />

sich selbst organisierende und regulierende Prozesse unter erschwerten Bedingungen in<br />

der Abgeschlossenheit vollzogen werden müssen.<br />

6.1 Zur Kategorie Isolation<br />

JANTZEN versteht Isolation „als auf die Tätigkeit des Subjekts einwirkende Größe<br />

[…], die auf Wahrnehmungsebene als sensorische Deprivation, Überstimulation oder<br />

widersprüchliche Information gekennzeichnet werden kann“ (ebda. S.283). Sie wird<br />

<strong>durch</strong> gesellschaftliche Verhältnisse und Bedingungen erzeugt, wirkt aber individuell.<br />

Das bedeutet vor dem Hintergrund der Selbstorganisation des Systems, dass die<br />

isolierenden Bedingungen als Ausgangspunkt alle weiteren sich selbst organisierenden<br />

und regulierenden Prozesse im System Psyche beeinflusst. Damit werden Prozesse der<br />

Autokompensation eben dieser Bedingungen eingeleitet. <strong>Die</strong> Auswirkungen der<br />

Isolation stehen immer auch im Zusammenhang mit dem aktuellen Entwicklungsniveau<br />

und mit der bis zum Zeitpunkt des Eintretens der Isolation vollzogenen<br />

Persönlichkeitsentwicklung. JANTZEN definiert Isolation wie folgt:<br />

„Isolation trennt das Individuum als je konkret-historisches <strong>von</strong> der umfassenden<br />

Aneignung des gesellschaftlichen Erbes, <strong>von</strong> der umfassenden Realisierung seines<br />

menschlichen Wesens als Ensemble gesellschaftlicher Verhältnisse. Isolation meint<br />

damit die Stoffwechselprozesse des menschlichen Individuums mit Natur und<br />

Gesellschaft <strong>durch</strong> Arbeit und Kooperation. Sie ist als Störung der Widerspiegelungs-,<br />

Aneignungs- und Vergegenständlichungsprozesse im innerorganismischen Bereich wie<br />

im Verhältnis zur objektiven Realität in Natur und Gesellschaft zu begreifen“ (1979,<br />

S.36).<br />

Bezogen auf die drei Ebenen unterscheidet JANTZEN zwischen dem Begriff der<br />

Isolation und dem der Entfremdung (1992, S.263). Der Begriff Entfremdung sollte, so<br />

JANTZEN, nur auf der Ebene des Sozialen und auf deren Auswirkungen auf die<br />

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