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Landesentscheid 2009 33. Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft"

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Die Entwicklung ländlicher Räume in Hessen steht heute<br />

vor neuen mehrdimensionalen Herausforderungen. Angesichts<br />

der gravierenden regionalen Unterschiede sind<br />

differenzierte Lösungen gefragt. Das regionalpolitische<br />

Ziel der hessischen Landesregierung heißt deshalb<br />

„Stärkung der regionalen <strong>Wettbewerb</strong>sfähigkeit“ durch<br />

dynamische Entwicklungsprozesse.<br />

Der demografische Wandel <strong>hat</strong> die Dörfer längst erreicht.<br />

Für viele Vereine und Einrichtungen im <strong>Dorf</strong> geht<br />

es um das nackte Überleben. Neben vielen anderen Aspekten<br />

gewinnt die Leerstandsproblematik zunehmend<br />

an Bedeutung. Wenn sich die Leerstände ausbreiten, so<br />

rückt ein absehbares Ende des dörflichen Lebens näher.<br />

Besonders in stark schrumpfenden ländlichen Siedlungsbereichen<br />

ist die ökonomische Tragfähigkeit von<br />

infrastrukturellen Grundausstattungen gefährdet. Die<br />

Infrastrukturkosten je angeschlossenen Haushalt steigen<br />

an. Durch den Bevölkerungsrückgang erhöht sich die<br />

kommunale Pro-Kopf-Verschuldung und engt die Handlungsspielräume<br />

vor Ort weiter ein.<br />

Beispielhaft für den Strukturwandel sei hier auch die<br />

zunehmend fehlende Infrastruktur genannt. Vielerorts<br />

hinterlässt die größte Lücke das nicht mehr existierende<br />

<strong>Dorf</strong>gasthaus – nicht nur für die gastronomische Versorgung,<br />

sondern als zwangloser Anlaufpunkt und Informationsquelle<br />

für Gäste und <strong>Dorf</strong>bewohner<br />

insbesondere außerhalb organisierter Gruppen und<br />

Vereine.<br />

Diese Entwicklungen, vor allem der Bevölkerungsrückgang,<br />

erfordern die Anpassung der Infrastrukturen hinsichtlich<br />

des Nachhaltigkeitsaspektes unter der Prämisse<br />

„Mehr <strong>Dorf</strong> für weniger Bürger“. Hierzu gehören insbesondere<br />

innovative Lösungen zur Sicherung und<br />

Verbesserung der Erreichbarkeit von Einrichtungen der<br />

Grundversorgung sowie deren Umstrukturierung unter<br />

dem Aspekt einer effizienteren Nutzung. So können<br />

z. B. auch Rückbaumaßnahmen in bestimmten Fällen ein<br />

sinnvoller Lösungsansatz sein.<br />

Dies soll im Rahmen der aktuellen Förderprogramme,<br />

durch Verbesserung der Wohnqualität in den Ortskernen<br />

der Dörfer, durch Steigerung der allgemeinen<br />

Lebensqualität, durch Bewahrung des kulturellen Erbes<br />

und der regionalen Identitäten sowie durch Wertschöpfung<br />

aus der Entwicklung wirtschaftlicher Kompetenz<br />

und des Landtourismus erreicht werden. Durch diese<br />

Dieter Posch<br />

Förderprogramme sollen sich wettbewerbs-, wertschöpfungs-<br />

und beschäftigungswirksame Impulse im Sinne<br />

einer selbstragenden Entwicklung besser entfalten können.<br />

Darüber hinaus ist eine weitere wichtige Aufgabe im<br />

ländlichen Raum die Förderung der Kompetenzentwicklung<br />

z.B. von leitenden Akteuren der Regionalforen, von<br />

ehrenamtlichen Akteuren auf der örtlichen und regionalen<br />

Ebene sowie für Existenzgründer, durch fachliche<br />

Fortbildung, Coaching, Prozessmanagement und<br />

Controlling, um den demografischen Wandel strukturierend<br />

zu begleiten sowie regionsspezifische Entwicklungschancen<br />

zu erkennen und daraus Projekte<br />

anzustoßen. Neue demografisch notwendige Anpassungsstrategien<br />

und die Überwindung interkommunaler<br />

Konkurrenzen (Kirchturmdenken) sind dabei unerlässlich.<br />

Sie sind die Voraussetzung dafür, dass eine nachhaltige<br />

Innenentwicklung der Städte und Gemeinden stattfinden<br />

kann. Dazu gehören verschiedene regionale Vernetzungsstrategien<br />

wie z. B. kommunale Kooperationen,<br />

interkommunale Entwicklungskonzepte und landesweite<br />

Pilotprojekte, wie z.B. „Vitale Orte 2020“.<br />

Das Entwicklungsziel lautet dabei „Innenentwicklung<br />

geht vor Außenentwicklung“, da die Nutzung der<br />

Bausubstanz in den Kerngebieten vieler Dörfer nicht<br />

mehr nachhaltig gesichert ist. Um eine nachhaltige<br />

Innenentwicklung zu ermöglichen, sollte eine kommunale<br />

Gesamtstrategie für Investitionen in die Kernbereiche<br />

der Kommunen entwickelt und der Verzicht auf<br />

weitere Baulandausweisungen festgeschrieben werden.<br />

In der Konsequenz lassen sich dadurch sowohl ein weiterer<br />

Flächenverbrauch in den Ortsrandlagen als auch<br />

weitere Erschließungskosten für die Kommune durch<br />

Straßenbau sowie Ver- und Entsorgung reduzieren und<br />

in vielen Fällen können die bestehenden Systeme auch<br />

wieder ausgelastet werden.<br />

Die Förderung kann heute auch über die Förderschwerpunkte<br />

hinausgehend in anderen Ortsteilen zur Umsetzung<br />

eines ortsübergreifenden Innenentwicklungskonzepte<br />

für Investitionsmanagement und punktuelle<br />

Maßnahmen zur Innenentwicklung der Ortskerne eingesetzt<br />

werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Orte und<br />

Maßnahmen im Rahmen der kommunalen Entwicklungsstrategie<br />

mit dem Förderschwerpunkt in einen<br />

überörtlichen konzeptionellen Zusammenhang gestellt<br />

und in Dimension und Wirkung beschrieben sind.<br />

166 <strong>33.</strong> <strong>Wettbewerb</strong> „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> Zukunft”

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