Darryls Vater, ruiniert, betrunken, unrasiert. Gewaschen und in seiner Uniform, „für die Fotos“. Weinend wie ein kleiner Junge. Mein eigener Vater und die Veränderungen, die durch mein Verschwinden auf Treasure Island in ihm vorgegangen waren. Er war ebenso gebrochen gewesen wie Darryls Vater, nur eben auf seine Art. Und sein Gesicht, als ich ihm erzählte, wo ich gewesen war. Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich nicht weglaufen konnte. Das war der Moment, in dem ich wusste, dass ich bleiben musste – und kämpfen. x Mashas Atem war tief und gleichmäßig, aber als ich unendlich langsam in ihrer Tasche nach dem Telefon griff, da schnüffelte sie ein bisschen und verlagerte ihre Position. Ich erstarrte und wagte ganze zwei Minuten lang nicht einmal zu atmen – ein-und-zwan-zig-, zwei-und-zwan-zig, … Ganz langsam beruhigte sich ihr Atem wieder. Millimeter für Millimeter schob ich das Handy etwas weiter aus ihrer Jackentasche heraus, meine Finger und der ganze Arm zitternd von der Anstrengung, sich so langsam bewegen zu müssen. Dann hatte ich es, ein kleines schokoriegelförmiges Dingens. Ich drehte mich zum Licht hin, als mich blitzartig eine Erinnerung überfiel: Charles, wie er sein Handy hielt, es auf uns richtete, uns verhöhnte. Das war eins in Riegelform gewesen, silbern, übersät mit den Logos von einem Dutzend Firmen, die den Gerätepreis über die Telefongesellschaft subventioniert hatten. Es war die Sorte Handy, bei der man vor jedem Telefonat erst mal einen Werbespot anhören musste. Es war zu duster im Truck, um das Handy deutlich zu sehen, aber ich konnte es fühlen. Waren das Firmenlogos an den Seiten? Ja? Ja. Ich hatte Masha gerade das Handy von Charles gestohlen. Langsam, langsam drehte ich mich wieder zurück, und langsam, langsam, LANGSAM griff ich wieder in ihre Tasche. Ihr Handy war größer und klobiger, mit einer besseren Kamera und werweißwas sonst noch. Ich hatte das nun schon mal bewältigt – das machte es etwas leichter. Erneut legte ich es millimeterweise frei, wobei ich zwei Mal pausierte, als sie schnaufte und zuckte. Ich hatte das Handy gerade aus ihrer Tasche befreit und war dabei, mich wegzubewegen, als ihre Hand hervorschoss, schnell wie eine Schlange, und mein Handgelenk umklammerte, hart, mit knirschenden Fingerspitzen auf den kleinen, dünnen Knochen unter meiner Hand. Ich schnappte nach Luft und starrte in Mashas weit offene Augen. „Du bist so ein Idiot“, sagte sie beiläufig, nahm mir das Handy weg und tippte mit der anderen Hand darauf herum. „Wie hättest du das überhaupt wieder entsperren wollen?“ Ich schluckte. Ich fühlte Knochen in meinem Handgelenk aufeinander reiben. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht laut loszuschreien. Mit ihrer anderen Hand tippte sie weiter. „Ist es das, mit dem du dich davonmachen wolltest?“ Sie zeigte mir das Foto von uns allen, Darryl und Jolu, Van und mir. „Dieses Bild?“ Ich sagte gar nichts. Mein Handgelenk fühlte sich an, als würde es gleich zerbersten. „Vielleicht sollte ichs einfach löschen, um dich nicht weiter in Versuchung zu führen.“ Ihre freie Hand bewegte sich weiter. Ihr Telefon fragte sie, ob sie sicher sei, und sie musste draufschauen, um die richtige Taste zu finden. Das war meine Chance. Ich hatte Charles’ Handy immer noch in der anderen Hand, und ich hieb damit so hart ich konnte auf die Hand ein, mit der sie mich umklammerte. Beim Ausholen schlug ich mir die Fingerknöchel an der Tischplatte über mir wund, aber ich traf ihre Hand so fest, dass das Telefon zersplitterte; sie schrie auf, und ihre Hand wurde schlaff. Ich ließ nicht locker, griff nach ihrer anderen Hand, nach ihrem jetzt entsperrten Telefon, über dessen OK-Taste immer noch ihr Daumen drohte. Ihre Finger verkrampften sich im Leeren, als ich ihr das Handy entriss. Auf Händen und Knien arbeitete ich mich den Korridor entlang, dem Licht entgegen. Zwei Mal spürte ich, wie ihre Hände nach meinen Füßen und Knöcheln griffen, und ich musste ein paar der Kartons, die uns wie einen Pharao in seinem Grab eingemauert hatten, beiseite schubsen. Einige davon fielen hinter mir zu Boden, und ich hörte Masha wieder ächzen. 0 Cory Doctorow: Little Brother x
Die Rolltür des Trucks war einen Spalt breit offen, und ich tauchte darunter durch. Die Trittleiter war entfernt worden, und ich fand mich über der Straße hängend wieder, rutschte mit dem Kopf zuvorderst hinab und schlug mit der Stirn dermaßen hart auf dem Asphalt auf, dass es in meinen Ohren schepperte wie ein Gong. Indem ich mich am Stoßfänger festklammerte, mühte ich mich wieder auf die Füße und zog verzweifelt den Griff nach unten, bis die Tür zuknallte. Innen schrie Masha auf – ich musste ihre Fingerkuppen erwischt haben. Ich dachte, ich müsse mich übergeben, aber ich tat es nicht. Stattdessen verriegelte ich den Truck. x Cory Doctorow: Little Brother
- Seite 1 und 2:
x Cory Doctorow: Little Brother
- Seite 3 und 4:
Kapitel 1 Dieses Kapitel ist BakkaP
- Seite 5 und 6:
„Rufen Sie sie jetzt sofort an?
- Seite 7 und 8:
typischen Art und Weise, wie das Li
- Seite 9 und 10:
Kapitel 2 Dieses Kapitel ist Amazon
- Seite 11 und 12:
men hatten. Bis hierher war der Pla
- Seite 13 und 14:
„Und ob ich werde“, entgegnete
- Seite 15 und 16:
Er zuckte die Schultern. Van dräng
- Seite 17 und 18:
Jetzt ging es ebenso steil bergab.
- Seite 19 und 20:
zu einem Brennen, dass ich fast anf
- Seite 21 und 22:
Kapitel 4 Dieses Kapitel ist Barnes
- Seite 23 und 24:
Ein Hauch von Verstimmung erschien
- Seite 25 und 26:
Die Tür schwang auf, und vier ries
- Seite 27 und 28:
Aber wisst ihr was? Kein einziges d
- Seite 29 und 30:
Kapitel 5 Dieses Kapitel ist Secret
- Seite 31 und 32:
„Wahrscheinlich sind sie von all
- Seite 33 und 34:
wir da in dem schmalen Flur und wei
- Seite 35 und 36:
Genau genommen wars so übel, dass
- Seite 37 und 38:
Ich mochte diesen Laptop gern. Ich
- Seite 39 und 40:
Kapitel 6 Dieses Kapitel ist Powell
- Seite 41 und 42:
„Wer macht hier Witze?“ „Viel
- Seite 43 und 44:
Früher mal versuchten Krypto-Leute
- Seite 45 und 46:
Sie stellten sich hinter mir an den
- Seite 47 und 48:
Da ich jetzt wusste, dass ich nicht
- Seite 49 und 50:
Das hatte mir grade noch gefehlt.
- Seite 51 und 52:
Jolu klopfte mir auf den Rücken un
- Seite 53 und 54:
fürs indienet in seinem Zimmer ein
- Seite 55 und 56:
„Dad, das ist doch lächerlich. D
- Seite 57 und 58:
Das war die erste Zeile meines erst
- Seite 59 und 60:
wöhnlicher Aktivitäten eingefrore
- Seite 61 und 62:
esser sei, klarsichtig und ohne Hof
- Seite 63 und 64:
Das Xnet schäumte über deswegen.
- Seite 65 und 66:
müsse. Wir konnten den Gedanken ni
- Seite 67 und 68:
gewohnt und über die Jahre Hundert
- Seite 69 und 70:
zu schicken, die deinen öffentlich
- Seite 71 und 72:
Wasser erhebt. Den nennt man Robben
- Seite 73 und 74:
„Ich weiß nicht, was ich sagen s
- Seite 75 und 76:
Kapitel 11 Dieses Kapitel ist der U
- Seite 77 und 78:
Kumpels oder von Kumpeln meiner Kum
- Seite 79 und 80:
Ja, das ist es meistens. Wohin füh
- Seite 81 und 82:
und später auch Gruppen für Schwu
- Seite 83 und 84:
Kapitel 12 Dieses Kapitel ist Forbi
- Seite 85 und 86:
Ich kaufte ein paar lustige Aufkleb
- Seite 87 und 88:
Ich fand, wir sollten uns am besten
- Seite 89 und 90:
Sie waren lauter als alles, was ich
- Seite 91 und 92:
„Wir beginnen heute mit einer neu
- Seite 93 und 94:
Die wissen, wer du bist, dachte ich
- Seite 95 und 96:
machen, um all unsere Fotos zu anon
- Seite 97 und 98:
Sie wollten nicht das Risiko eingeh
- Seite 99 und 100: Kapitel 14 Dieses Kapitel ist der u
- Seite 101 und 102: Letztlich chattete ich dann die hal
- Seite 103 und 104: „Wart ihr zusammen?“ „Was? Ne
- Seite 105 und 106: Ich schlug die Bio nach. Es gab da
- Seite 107 und 108: Kapitel 15 Dieses Kapitel ist Chapt
- Seite 109 und 110: darüber zu sagen haben, warum wir
- Seite 111 und 112: „Geh“, sagte sie, „renn und s
- Seite 113 und 114: „Bin ich auch nicht; natürlich n
- Seite 115 und 116: Ich nahm meine Uhr ab, ebenso den k
- Seite 117 und 118: Kapitel 16 Dieses Kapitel ist San F
- Seite 119 und 120: „Marcus?“ Ich erkannte Darryls
- Seite 121 und 122: investigative Reporterin musste man
- Seite 123 und 124: „Ich gehe grade zu einer Verabred
- Seite 125 und 126: Kapitel 17 Dieses Kapitel ist Water
- Seite 127 und 128: Sie machte sich los und langte hin
- Seite 129 und 130: „Meinst du?“ „Klar. Sie könn
- Seite 131 und 132: Er war der Mann auf dem Monitor. Er
- Seite 133 und 134: x Cory Doctorow: Little Brother x F
- Seite 135 und 136: Ich erwischte ihn mit einem Feuerba
- Seite 137 und 138: „Ja“, sagte ich und gewann Gefa
- Seite 139 und 140: Das wird das Lustigste, was ihr in
- Seite 141 und 142: Unser Plan sah vor, dass wir morgen
- Seite 143 und 144: „Du siehst TOLL aus!“, sagten w
- Seite 145 und 146: schen-Spiele in sonnigen Mittagspau
- Seite 147 und 148: Der Lärm der Menge änderte sich e
- Seite 149: „Es“ entpuppte sich als Umzugsl
- Seite 153 und 154: Von Barbara Stratford, exklusiv im
- Seite 155 und 156: Nate und Liam wechselten Blicke. Ic
- Seite 157 und 158: „Ich muss das hier zu Barbara Str
- Seite 159 und 160: Aber jetzt habe ich Beweise. Dieses
- Seite 161 und 162: „Sackt ihn ein“, sagte eine and
- Seite 163 und 164: Von außerhalb war ein Tumult zu h
- Seite 165 und 166: gerade eben passiert war, sie konnt
- Seite 167 und 168: Meine Anwältin hob an zu sprechen,
- Seite 169 und 170: epilog Dieses Kapitel ist Hudson Bo
- Seite 171 und 172: Dann blendete ich die Bilder von Jo
- Seite 173 und 174: NaChwort voN BruCe SChNeier Überse
- Seite 175 und 176: NaChwort voN aNDrew „BuNNie“ hu
- Seite 177: NaChwort DeS ÜBerSetzerS Im 13. Ka