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kapitel 1 - adamas.ai

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„Traut keinem über 25!“<br />

„Traut keinem über 25!“<br />

„Traut keinem über 25!“<br />

„Traut keinem über 25!“<br />

Sie schlug auf der Gitarre ein paar harte Akkorde an, und die zweite Gitarristin, eine Elfe mit heftig gepierctem<br />

Gesicht, fiel ein, in schwindelerregenden Höhen, über den zwölften Bund raus.<br />

„Das hier ist unsere verdammte Stadt! Es ist unser verdammtes Land. Und kein Terrorist kann es uns wegnehmen,<br />

so lange wir nur frei sind. Sobald wir nicht mehr frei sind, gewinnen die Terroristen! Holt es euch zurück! Holt es<br />

euch zurück! Ihr seid jung genug und dumm genug, um noch nicht zu wissen, dass ihr eigentlich keine Chance<br />

habt, also seid ihr die einzigen, die uns noch zum Sieg führen können! Holt es euch zurück!“<br />

„HOLT ES EUCH ZURÜCK!“, brüllten wir. Sie drosch hart auf ihre S<strong>ai</strong>ten ein. Wir nahmen die Note grölend auf,<br />

und dann wurde es richtig, richtig LAUT.<br />

x<br />

Ich tanzte, bis ich vor Müdigkeit keinen Schritt mehr machen konnte, und Ange tanzte neben mir. Rein technisch<br />

gesehen rieben wir stundenlang unsere schwitzenden Leiber aneinander, aber glaubt es oder lasst es bleiben, es<br />

törnte mich nicht an. Wir tanzten bloß, wir verloren uns in den Beats und dem Soundgeprügel und dem Schreien<br />

– HOLT ES EUCH ZURÜCK! HOLT ES EUCH ZURÜCK!<br />

Als ich nicht mehr tanzen konnte, griff ich nach ihrer Hand, und sie drückte meine, als ob ich sie davon abhalten<br />

müsse, von einem Hausdach zu fallen. Sie zog mich aus der Masse raus, wo es luftiger und kühler wurde. Da draußen,<br />

im Randbereich von Dolores Park, waren wir der kühlen Luft ausgesetzt, und der Schweiß auf unseren Körpern<br />

wurde sofort eiskalt. Wir zitterten, und sie schlang ihre Arme um meine Hüfte. „Wärm mich“, forderte sie.<br />

Ich brauchte keine weiteren Hinweise und umarmte sie auch. Ihr Herzschlag war ein Echo der rasenden Beats auf<br />

der Bühne – Breakbeats jetzt ohne Gesang, schnell und aggressiv.<br />

Sie roch nach Schweiß, ein scharfer, überwältigender Geruch. Ich wusste, ich roch auch nach Schweiß. Meine<br />

Nase war in ihrem Haar vergraben, ihr Gesicht an meinem Schlüsselbein. Ihre Hände wanderten in meinen Nacken<br />

und zogen an mir.<br />

„Komm hier runter, ich hab keine Trittleiter dabei“, sagte sie, und ich versuchte zu lächeln, aber Lächeln ist<br />

schwierig, wenn man gleichzeitig küsst.<br />

Ich erwähnte bereits, dass ich in meinem Leben bislang drei Mädchen geküsst hatte. Zwei von ihnen hatten vorher<br />

noch niemanden geküsst. Eine hatte feste Freunde, seit sie zwölf war, und die hatte so ihre Eigenarten.<br />

Keine von ihnen küsste wie Ange. Sie machte ihren gesamten Mund weich wie das Innere einer reifen Frucht,<br />

und sie rammte mir ihre Zunge nicht einfach in den Mund, sondern ließ sie reingleiten, und gleichzeitig saugte sie<br />

meine Lippen in ihren Mund, und es war, als ob mein Mund und ihrer ineinander verschmolzen. Ich hörte mich<br />

selbst stöhnen und packte sie und umarmte sie fester.<br />

Langsam, ganz langsam ließen wir uns ins Gras sinken. Und dann lagen wir auf der Seite und umarmten einander,<br />

küssten und küssten und küssten. Die ganze Welt verschwand hinter diesem einen Kuss.<br />

Meine Hände fanden ihren Po, ihre Hüften. Den Saum ihres T-Shirts. Ihren warmen Bauch, den weichen Nabel. Sie<br />

bewegten sich langsam höher. Sie stöhnte ebenfalls.<br />

„Nicht hier“, sagte sie. „Lass uns da rüber gehen.“ Sie zeigte über die Straße hinweg auf die große weiße Kirche,<br />

die Mission Dolores Park und der Mission den Namen gab. Händchenhaltend eilten wir rüber zur Kirche. Vor dem<br />

Eingang standen einige Pfeiler. Sie presste mich mit dem Rücken gegen einen davon und zog mein Gesicht wieder<br />

zu sich herunter. Meine Hände wanderten schnell und mutig zurück zu ihrem T-Shirt und dort immer höher.<br />

„Er geht hinten auf“, flüsterte sie in meinen Mund. Mit meiner Latte hätte ich mittlerweile Glas schneiden können.<br />

Meine Hände wanderten weiter zu ihrem breiten, kräftigen Rücken, und mit zitternden Fingern fand ich das Häkchen.<br />

Ich fummelte eine Weile und dachte dabei an all die Witze darüber, wie schlecht Jungs darin sind, BHs zu<br />

öffnen. Ich war schlecht darin. Dann plötzlich ging das Häkchen auf. Sie keuchte in meinen Mund. Ich zog meine<br />

Hände wieder nach vorn, spürte die Feuchtigkeit unter ihren Achseln (was ich sexy fand und merkwürdigerweise<br />

kein Stück abstoßend) und streichelte die Seiten ihrer Brüste.<br />

In diesem Moment begannen die Sirenen zu heulen.<br />

Cory Doctorow: Little Brother x

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