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kapitel 1 - adamas.ai

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Kapitel 13<br />

Dieses Kapitel ist Books-A-Million gewidmet, einer Kette riesiger Buchläden überall in den USA. Mit Books-A-Million bin ich zum ersten Mal<br />

in Berührung gekommen, als ich in einem Hotel in Terre Haute, Indiana wohnte (an diesem Tag sollte ich eine Rede im Rose Hulman Institute of<br />

Technology halten). Der Laden war ganz in der Nähe des Hotels, und ich brauchte dringend was zu lesen – Ich war schon einen ganzen Monat<br />

auf Achse gewesen, hatte alle Bücher in meinem Koffer durch und noch fünf weitere Städte auf dem Reiseplan, bevor ich wieder nach Hause konnte.<br />

Und während ich eifrig durch die Regale schaute, fragte mich eine Angestellte, ob ich Hilfe benötige. Ich habe selbst schon in Buchläden gearbeitet,<br />

und Buchhändler mit Erfahrung sind ihr Gewicht in Gold wert; also sagte ich ja und fing an, meinen Geschmack und meine Lieblingsautoren zu<br />

beschreiben. Die Angestellte lächelte und sagte, „da habe ich genau das richtige Buch für Sie“, und dann brachte sie mir meinen ersten Roman,<br />

„Down and Out in the Magic Kingdom“. Ich brach in Gelächter aus, stellte mich vor, und wir hatten eine ganz wunderbare Plauderei über Science<br />

Fiction, die mich fast davon abhielt, rechtzeitig zu meiner Rede zu kommen!<br />

Books-A-Million http://www.booksamillion.com/ncom/books?&isbn=0765319853<br />

ie sind ja absolute Huren“, sagte Ange, wobei sie das Wort geradezu ausspuckte. „Nein, das wär ja eine Belei-<br />

Ddigung aller hart arbeitenden Huren. Die – die sind Profiteure.“<br />

Wir blätterten einen Stapel Zeitungen durch, die wir ins Café mitgebracht hatten. Sie hatten alle „Berichterstattung“<br />

über die Party in Dolores Park, und ausnahmslos stellten sies so dar, als sei es eine Orgie betrunkener, bekiffter<br />

Kiddies gewesen, die die Polizei angegriffen hatten. USA Today schrieb über die Kosten der „Ausschreitungen“<br />

und vergaß dabei nicht aufzurechnen, was es kosten würde, die Rückstände des Pfefferspray-Bombardements zu<br />

beseitigen, was der Anstieg an Asthma-Attacken, die die städtischen Notaufnahmen verstopft hatten, und was die<br />

Behandlung der achthundert festgenommenen „Randalierer“.<br />

Niemand erzählte es aus unserer Sicht.<br />

„Na ja, zumindest im Xnet steht es richtig“, sagte ich. Ich hatte einige Blogeinträge, Videos und Fotostreams<br />

auf meinem Handy gespeichert und zeigte sie ihr. Darunter waren Erfahrungsberichte von Leuten, die vom Gas<br />

erwischt worden waren, und von solchen, die man verprügelt hatte. Auf dem Video sah man uns alle tanzen und<br />

Spaß haben, man sah die friedlichen politischen Ansprachen und den Chorus von „Holt es euch zurück“, man sah<br />

Trudy Doo darüber sprechen, dass wir die einzige Generation sei, die noch daran glauben könne, für unsere Freiheiten<br />

zu kämpfen.<br />

„Wir müssen das den Menschen zeigen“, sagte sie.<br />

„Ja“, sagte ich finster. „Hübsche Theorie.“<br />

„Warum meinst du denn, dass die Presse unseren Standpunkt nicht veröffentlichen würde?“<br />

„Du hast doch selbst gesagt, es sind Huren.“<br />

„Ja, aber Huren machens für Geld. Wenn sie eine richtige Kontroverse hätten, könnten sie mehr Zeitungen und<br />

mehr Anzeigen verkaufen. Was sie bis jetzt haben, ist bloß ein Verbrechen; eine Kontroverse ist das viel größere<br />

Thema.“<br />

„Okay, so weit, so gut. Aber warum machen sies dann nicht? Na ja, Reporter finden sich ja schon kaum in normalen<br />

Blogs zurecht, wie sollen die dann auch noch das Xnet finden? Ist ja auch nicht wirklich ein erwachsenenfreundlicher<br />

Ort.“<br />

„Stimmt. Aber das lässt sich doch ändern, oder?“<br />

„Ach ja?“<br />

„Schreib es alles auf. Tu es alles auf eine Seite, mit allen Links. Eine einzige Site, extra für die Presse, wo sie sich ein<br />

vollständiges Bild machen kann. Verlink die noch mit den How-Tos für das Xnet. Normale Internet-Surfer kommen<br />

ja auch ins Xnet, solange es ihnen egal ist, dass das DHS mitbekommt, was sie da besuchen.“<br />

„Und du meinst, das kann klappen?“<br />

„Und wenn nicht, dann haben wir es zumindest versucht.“<br />

„Warum sollten sie uns schon zuhören?“<br />

„Wer würde denn M1k3y nicht zuhören?“<br />

Ich stellte meinen Kaffee ab. Ich nahm mein Handy und steckte es in die Tasche. Ich stand auf, drehte mich auf<br />

dem Absatz um und verließ das Café. Ich suchte mir keine bestimmte Richtung aus und ging einfach nur los. Mein<br />

Gesicht fühlte sich wie erstarrt an, und mein Magen rebellierte.<br />

Cory Doctorow: Little Brother x

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