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Von außerhalb war ein Tumult zu hören, ein Klang von hektisch stampfenden Stiefeln, wütende, erboste Schreie.<br />
Die Kelle wurde über meinem Gesicht ausgeleert.<br />
Ich hörte sie mit jemandem im Raum murmeln, dann sagte sie zu mir: „Nur die Kennung, Marcus. Das ist eine einfache<br />
Frage. Was sollte ich denn schon mit deinem Login anfangen können?“<br />
Dieses Mal war es ein Eimer voll Wasser, alles auf einmal, eine Flut ohne Ende, wirklich gigantisch. Ich konnte es<br />
nicht mehr vermeiden: Ich keuchte und atmete das Wasser in meine Lungen, hustete und sog noch mehr Wasser<br />
ein. Ich wusste zwar, dass sie mich nicht töten würden, aber ich konnte meinen Körper nicht davon überzeugen.<br />
Mit jeder Faser meines Seins wusste ich, dass ich jetzt sterben würde. Ich konnte nicht einmal weinen – es wurde<br />
immer noch mehr Wasser über mich gegossen.<br />
Dann hörte es auf. Ich hustete, hustete, hustete, aber in dem Winkel, in dem ich mich befand, lief das Wasser, das<br />
ich aushustete, in meine Nase zurück und brannte in den Nebenhöhlen.<br />
Die Hustenanfälle gingen so tief, dass sie schmerzten, an den Rippen und an den Hüften, als ich mich ihnen entgegenstemmte.<br />
Ich hasste es, dass mein Körper mich verriet, dass mein Geist meinen Körper nicht kontrollieren<br />
konnte; aber ich konnte nichts dagegen tun.<br />
Schließlich ließ das Husten so weit nach, dass ich wahrnehmen konnte, was um mich herum vorging. Leute<br />
brüllten, und es klang nach einer Schlägerei oder einem Ringkampf. Ich öffnete die Augen und blinzelte ins grelle<br />
Licht, dann reckte ich, immer noch hustend, den Hals.<br />
Im Zimmer waren jetzt eine Menge mehr Leute als zu Beginn. Die meisten davon schienen Panzerwesten, Helme<br />
und Rauchglas-Visiere zu tragen. Sie brüllten auf die Treasure-Island-Wachen ein, und die brüllten mit angeschwollenen<br />
Halsadern zurück.<br />
„Stehenbleiben!“, sagte einer von den Panzerwesten. „Stehenbleiben und Hände in die Luft. Sie sind verhaftet!“<br />
Frau Strenger Haarschnitt war am Telefonieren. Einer der Gepanzerten bemerkte sie, stürzte auf sie zu und hieb<br />
ihr mit seinem Handschuh das Telefon aus der Hand. Jeder verstummte, als es in einem Bogen durch das ganze<br />
kleine Zimmer segelte und in einem Hagel von Einzelteilen auf dem Boden zerschellte.<br />
Das Schweigen war nur von kurzer Dauer, dann kamen die Panzerwesten weiter ins Zimmer herein. Zwei schnappten<br />
sich je einen meiner Folterer. Fast brachte ich ein Lächeln zuwege, als ich den Gesichtsausdruck von Strenger<br />
Haarschnitt sah, als zwei Männer sie an den Schultern packten, umdrehten und ihr Plastikhandschellen um die<br />
Handgelenke legten.<br />
Einer der Gepanzerten trat durch den Türrahmen herein. Er hatte eine Videokamera auf der Schulter, eine ziemlich<br />
anständige Ausrüstung mit gleißend hellem Scheinwerfer. Er nahm das ganze Zimmer auf und umkreiste mich<br />
zwei Mal, während er auf mich draufhielt. Ich ertappte mich dabei, absolut stillzuhalten, als ob ich jemandem Porträt<br />
sitzen würde.<br />
Es war lächerlich.<br />
„Meinen Sie, Sie könnten mich wohl mal von diesem Ding hier losmachen?“ Ich schaffte es, alles herauszubringen<br />
und dabei nur ein kleines bisschen zu würgen.<br />
Zwei Panzerwesten kamen auf mich zu, eine davon eine Frau, und fingen an, mich loszubinden. Sie klappten ihre<br />
Visiere hoch und lächelten mich an. Sie hatten rote Kreuze auf ihren Schultern und Helmen.<br />
Unter den roten Kreuzen war ein weiteres Logo: CHP. California Highway Patrol. Sie waren Nationalgardisten.<br />
Ich wollte gerade fragen, was sie hier machten, da sah ich Barbara Stratford. Sie war offensichtlich im Flur zurückgehalten<br />
worden, aber jetzt drängte sie sich mit Macht herein. „Hier bist du ja“, sagte sie, kniete sich neben mir<br />
nieder und zog mich in die längste, kräftigste Umarmung meines Lebens.<br />
Und da wusste ich es – Gitmo-an-der-Bay war in der Hand seiner Feinde. Ich war gerettet.<br />
x Cory Doctorow: Little Brother