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kapitel 1 - adamas.ai

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Dad zeigte auf die Zeitung. „Diese Leute sind vielleicht Idioten, aber sie sind Idioten mit Methode. Die bewerfen<br />

das Problem einfach so lange mit Ressourcen, bis sie es lösen. Denn es ist lösbar, weißt du? Sämtliche Daten der<br />

ganzen Stadt erheben, jeder einzelnen Spur folgen. Sie werden die Terroristen fangen.“<br />

Ich fasste es nicht. „Dad! Hörst du dir eigentlich selbst zu? Die reden davon, praktisch jeden einzelnen Menschen<br />

in ganz San Francisco unter die Lupe zu nehmen!“<br />

„Ja“, sagte er, „stimmt. Und sie werden jeden einzelnen Alimentenbetrüger, jeden Drogendealer, jeden Schmutzfink<br />

und jeden Terroristen fangen. Warts nur ab. Das hier könnte sich als das Beste erweisen, was dem Land je<br />

passiert ist.“<br />

„Sag mir, dass du Witze machst“, sagte ich. „Ich bitte dich. Glaubst du wirklich, dass sie das haben wollten, als sie<br />

die Verfassung geschrieben haben? Und was ist mit der Bill of Rights?“<br />

„Als sie die Bill of Rights geschrieben haben, kannten sie noch keine Datenanalysen“, sagte er. Er war erschreckend<br />

abgeklärt dabei, völlig überzeugt davon, im Recht zu sein. „Das Recht auf Versammlungsfreiheit ist ja gut<br />

und schön, aber warum sollte es der Polizei nicht erlaubt sein, dein soziales Netzwerk durchzugrasen, um rauszufinden,<br />

ob du mit Vergewaltigern und Terroristen abhängst?“<br />

„Weil es meine Privatsphäre beeinträchtigt!“, entgegnete ich.<br />

„Na und, was ist schon dabei? Ist dir Privatsphäre wichtiger als Terroristen?“<br />

Urgs, ich hasste diese Sorte Diskussionen mit meinem Dad. Ich brauchte jetzt einen Kaffee.<br />

„Dad, komm schon. Jemandem die Privatsphäre wegzunehmen hat nichts mit Terroristenfangen zu tun; das ist<br />

bloß dazu gut, normale Leute zu ärgern.“<br />

„Woher willst du wissen, dass sie keine Terroristen fangen?“<br />

„Wo sind denn die Terroristen, die sie gefangen haben?“<br />

„Ich bin sicher, wir werden demnächst Verhaftungen erleben. Warts mal ab.“<br />

„Dad, was zum Teufel ist denn seit letzter Nacht mit dir passiert? Du warst kurz vorm Platzen darüber, dass die<br />

Bullen dich gestoppt hatten …“<br />

„Nicht in diesem Ton, Marcus. Was seit letzter Nacht passiert ist, ist, dass ich Gelegenheit hatte, über die Sache<br />

nachzudenken und dies hier zu lesen.“ Er raschelte mit seiner Zeitung. „Der Grund dafür, dass sie mich abgefangen<br />

haben, ist, dass die bösen Jungs ihnen Steine in den Weg legen. Sie müssen ihre Techniken anpassen, um diese<br />

Blockaden zu überwinden. Aber das werden sie schaffen. Und bis dahin ist die eine oder andere Straßensperre ein<br />

sehr bescheidener Preis. Jetzt ist einfach nicht die Zeit, sich zum Anwalt der Bill of Rights aufzuspielen. Jetzt ist die<br />

Zeit, ein paar Opfer zu bringen, um die Sicherheit unserer Stadt zu erhalten.“<br />

Ich brachte meinen Toast nicht mehr runter. Also packte ich den Teller in die Spülmaschine und ging zur Schule.<br />

Ich musste einfach nur raus hier.<br />

x<br />

Die Xnetter waren nicht glücklich über die verstärkte Polizeiüberwachung, aber sie waren nicht bereit, sie ohne<br />

Gegenwehr zu akzeptieren. Irgendjemand rief bei einer Hörertelefon-Sendung auf KQED an und erzählte, die<br />

Polizei verschwende bloß Zeit und wir würden das System schneller durcheinanderbringen, als sie es entwirren<br />

könnten. Die Aufzeichnung war in dieser Nacht ein Top-Download im Xnet.<br />

„Hier ist California Live, und wir sprechen mit einem anonymen Anrufer aus einer Telefonzelle in San<br />

Francisco. Er hat seine eigenen Informationen über die die Verzögerungen, die wir in dieser Woche<br />

überall in der Stadt erleben. Anrufer, Sie sind auf Sendung.“<br />

„Ja, hey, das ist erst der Anfang, wisst ihr? Ich mein, hey, wir fangen grad erst an. Sollen die doch ne Milliarde<br />

Schweine einstellen und Kontrollpunkte an jeder Ecke aufmachen. Wir jammen die alle! Und hey,<br />

was soll die Terroristenscheiße? Wir sind keine Terroristen! Ich mein, echt jetzt! Wir blocken das System,<br />

weil wir die Heimatschützer hassen und unsere Stadt lieben. Terroristen? Ich kann Dschihad nicht mal<br />

buchstabieren. Entspannt euch.“<br />

Er klang wie ein Idiot. Nicht bloß die unzusammenhängenden Wörter, sondern auch sein hämischer Ton. Er klang<br />

wie ein Junge, der unanständig stolz auf sich selbst war. Er war ein Junge, der unanständig stolz auf sich selbst<br />

war.<br />

Cory Doctorow: Little Brother x

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