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Kumpels oder von Kumpeln meiner Kumpels. Wir sollten alle ein Team sein. Am Ende dieser Nacht waren wirs. Es<br />
waren alles gute Leute.<br />
Als alle fertig waren, ging Jolu, um einen Schlüssel zu erzeugen, und drehte sich dann mit einem unbeholfenen<br />
Lächeln von mir weg. Mein Ärger über ihn war inzwischen verraucht. Er tat, was er tun musste. Und ich wusste,<br />
dass er, was immer er jetzt auch sagte, immer für mich da sein würde. Und wir waren zusammen im DHS-Knast<br />
gewesen. Van auch. Das würde uns für immer zusammenschweißen, komme was da wolle.<br />
Ich erzeugte meinen Schlüssel und drehte dann die Runde durch die Gang, um jeden ein Foto machen zu lassen.<br />
Dann kletterte ich wieder auf den erhöhten Fleck von vorhin und bat alle um Aufmerksamkeit.<br />
„Also, ne Menge von euch haben mitbekommen, dass die ganze Nummer einen Riesenhaken hat: Was wäre, wenn<br />
ihr diesem Laptop nicht trauen könnt? Wenn er heimlich all unsere Anweisungen aufzeichnet? Wenn er uns ausspioniert?<br />
Was wäre, wenn ihr Jose Luis und mir nicht trauen könnt?“<br />
Mehr wohlwollendes Gickeln. Ein bisschen wärmer als vorher, bieriger.<br />
„Ich mein das so“, sagte ich. „Wenn wir auf der falschen Seite wären, dann würde all das hier uns alle – euch alle<br />
– in die Scheiße reiten. Vielleicht in den Knast.“<br />
Die Gickler wurden nervöser.<br />
„Und deshalb mach ich jetzt das hier“, sagte ich und nahm einen Hammer zur Hand, den ich aus Dads Werkzeugkiste<br />
mitgebracht hatte. Ich stellte den Laptop neben mir auf den Felsen und holte mit dem Hammer aus, Jolu mit<br />
der Lampe immer an der Bewegung dran. Crash – ich hatte immer davon geträumt, einen Laptop mit einem Hammer<br />
zu töten, und jetzt tat ich es. Es fühlte sich pornomäßig gut an. Und schlecht zugleich.<br />
Smash! Das Monitorpanel fiel raus, zersplitterte in Millionen Teile und gab die Tastatur frei. Ich schlug weiter<br />
darauf ein, bis die Tastatur runterfiel und Hauptplatine und Festplatte sichtbar wurden. Crash! Ich zielte genau<br />
auf die Festplatte und hieb mit aller Kraft auf sie ein. Es dauerte drei Schläge, bis das Gehäuse zerbarst und das zerbrechliche<br />
Innenleben freigab. Ich hämmerte weiter, bis nur noch feuerzeuggroße Einzelteile übrig waren, dann<br />
packte ich alles in einen Müllsack. Meine Zuschauer jubelten frenetisch – laut genug, dass ich ernsthaft begann,<br />
mir Sorgen zu machen, dass uns jemand von oberhalb über die Brandung hinweg hören und die Gesetzeshüter<br />
rufen könnte.<br />
„Das wäre das!“, rief ich. „Also, wenn mich jetzt jemand begleiten möchte – ich trage das jetzt runter zum Meer<br />
und spül es zehn Minuten im Salzwasser.“<br />
Zuerst fand der Vorschlag keinen Zuspruch, aber dann kam Ange nach vorn, nahm meinen Arm in ihre warme<br />
Hand und flüsterte mir „das war wundervoll“ ins Ohr; dann gingen wir zusammen runter zum Strand.<br />
Es war völlig dunkel unten am Wasser und nicht ungefährlich, selbst mit unseren Schlüsselanhänger-Lampen. Rutschige,<br />
scharfkantige Felsen überall, auf denen auch schon ohne drei Kilo pürierter Elektronik in ner Plastiktüte<br />
schwer balancieren war. Ein Mal rutschte ich aus und war drauf gefasst, mir was aufzuschlagen, aber sie angelte<br />
mich mit erstaunlich festem Griff und hielt mich aufrecht. Ich wurde ganz nah an sie rangezogen, nah genug, um<br />
ihr Parfum wahrzunehmen, einen Duft nach neuen Autos. Ich liebe diesen Duft.<br />
„Danke“, brachte ich raus und schaute ihr in die großen Augen, die von ihrer männlichen, schwarz gefassten Brille<br />
noch vergrößert wurden. Ich konnte im Dunkeln nicht erkennen, welche Farbe ihre Augen hatten, aber ich tippte<br />
auf was Dunkles, soweit man aus ihrem dunklen Haar und olivbraunen Teint darauf schließen konnte. Sie wirkte<br />
südländisch, vielleicht mit griechischen, spanischen oder italienischen Wurzeln.<br />
Ich bückte mich und ließ den Beutel im Meer mit Salzwasser volllaufen. Dabei brachte ichs fertig, auszurutschen<br />
und meinen Schuh zu fluten; ich fluchte und sie lachte. Seit wir zum Ufer aufgebrochen waren, hatten wir kaum<br />
ein Wort gewechselt. Es war etwas Magisches um unser Stillschweigen.<br />
Bis zu diesem Tag hatte ich insgesamt drei Frauen geküsst, den Heldenempfang in der Schule nicht mitgerechnet.<br />
Das ist keine beeindruckende Zahl, aber so ganz winzig ja auch nicht. Ich habe ein passables Frauenradar, und ich<br />
glaube, ich hätte sie küssen können. Sie war nicht h31ß im traditionellen Sinn, aber ein Mädchen und eine Nacht<br />
und ein Strand, das hat schon was; außerdem war sie smart, leidenschaftlich und engagiert.<br />
Aber ich küsste sie nicht und nahm sie auch nicht bei der Hand. Stattdessen erlebten wir einen Moment, den ich<br />
nur als spirituell bezeichnen kann. Die Brandung, die Nacht, das Meer und die Felsen, dazu unser Atmen. Der<br />
Moment dehnte sich aus. Ich seufzte. Was für eine Aktion! In dieser Nacht würde ich noch eine Menge zu tippen<br />
x Cory Doctorow: Little Brother