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kapitel 1 - adamas.ai

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Das Xnet schäumte über deswegen. Viele Leute dachten, es sei idiotisch, dass er da angerufen habe, und andere<br />

meinten, er sei ein Held. Ich machte mir Sorgen darüber, dass auf die Telefonzelle, die er benutzt hatte, wahrscheinlich<br />

eine Kamera gerichtet war. Oder ein RFID-Leser, der seinen Fast Pass ausgeschnüffelt haben könnte. Ich<br />

hoffte, der Junge war klug genug gewesen, seine Fingerabdrücke von der Münze zu wischen, die Kapuze aufzubehalten<br />

und all seine RFIDs daheim zu lassen. Aber ich bezweifelte es. Und ich fragte mich, ob sie wohl demnächst<br />

bei ihm an die Tür klopften.<br />

Ich wusste, dass im Xnet eine große Sache abging, wenn ich plötzlich ne Million E-M<strong>ai</strong>ls von Leuten bekam, die<br />

M1k3y über die neuesten Entwicklungen informieren wollten. Und grade als ich über Herrn Dschihad-nicht-buchstabieren<br />

las, spielte meine M<strong>ai</strong>lbox verrückt. Jeder hatte eine Botschaft für mich, einen Link zu einem Livejournal<br />

im Xnet, einem der vielen anonymen Blogs, die auf dem Freenet-Veröffentlichungssystem basierten, das auch von<br />

chinesischen Demokratieaktivisten benutzt wurde.<br />

> Das war knapp<br />

> Heute abend hingen wir wieder beim Embarcadero rum, um jedem einen neuen Autoschlüssel oder Fast<br />

Pass oder FasTrak zu verpassen und ein bisschen Pseudo-Schießpulver zu verstreuen. Überall waren<br />

Bullen, aber wir waren klüger als die; wir waren da so ziemlich jede Nacht und wurden nie erwischt.<br />

> Aber heute haben sie uns erwischt. Blöder Fehler. Wir waren schlampig, und sie haben uns<br />

geschnappt. Einer von den Verdeckten hat erst meinen Freund und dann die anderen von uns erwischt.<br />

Die hatten die Menge schon lange beobachtet, und die hatten einen von diesen Trucks in der Nähe, da<br />

brachten sie vier von uns rein und haben den Rest entwischen lassen.<br />

> Der Truck war PROPPEVOLL wie ne Sardinendose mit allen Arten von Leuten, alt jung schwarz weiß<br />

reich arm alle verdächtig, und zwei Bullen waren drin, die haben versucht, uns Fragen zu stellen, und<br />

die Verdeckten brachten immer noch mehr von uns rein. Die meisten Leute versuchten nach vorn in die<br />

Reihe zu kommen, um schneller mit der Fragerei durch zu sein, deshalb kamen wir immer weiter nach<br />

hinten und wir waren wohl stundenlang da drin und es wurde immer bloß noch voller statt leerer.<br />

> So um acht abends hatten die Schichtwechsel und zwei neue Bullen kamen rein und schnauzten die<br />

anderen Bullen an, so was zum Teufel und macht ihr hier überhaupt irgendwas und so. Die hatten echt<br />

Streit und dann verschwanden die alten Bullen und die neuen setzten sich an die Tische und flüsterten<br />

ne Weile.<br />

> Dann stand einer von den Bullen auf und fing an zu brüllen IHR ALLE HIER VERSCHWINDET JETZT EIN-<br />

FACH NACH HAUSE JESUS WIR HABEN BESSERES ZU TUN ALS EUCH FRAGEN ZU STELLEN OB IHR<br />

WAS FALSCH GEMACHT HABT MACHTS EINFACH NICHT NOCH MAL UND LASST ES EUCH ALLE EINE<br />

WARNUNG SEIN.<br />

> Ein paar von den Anzügen wurden echt stinkig, das war UMWERFEND weil sie vielleicht zehn Minuten<br />

vorher rumgezickt hatten weil sie hier festgehalten werden, und jetzt haben sie rumgezickt weil sie rausgelassen<br />

wurden, ich mein, hä?<br />

> Wir haben uns dann ganz schnell verdünnt und sind nach Hause verschwunden, um das hier zu schreiben.<br />

Glaubts uns, die Verdeckten sind überall. Wenn ihr zum Jammen geht, dann haltet die Augen offen<br />

und seid immer auf dem Sprung, falls es Probleme gibt. Wenn sie euch erwischen, versucht es auszusitzen<br />

die sind so beschäftigt dass sie euch vielleicht einfach wieder gehen lassen.<br />

> Und nur wegen uns sind die so beschäftigt! Die ganzen Leute im Truck waren bloß wegen unseren<br />

Störaktionen da. Also: weiterjammen!<br />

Ich hatte das Gefühl, ich müsse mich übergeben. Diese vier Leute – Kinder, die ich nie gesehen hatte –, die wären<br />

fast für immer verschwunden wegen einer Sache, die ich angeleiert hatte.<br />

Wegen einer Sache, die ich ihnen aufgetragen hatte. Ich war kein bisschen besser als ein Terrorist.<br />

x<br />

Dem DHS wurde die Budgetanforderung bewilligt. Der Präsident war im Fernsehen zusammen mit dem Gouverneur,<br />

um uns zu erzählen, dass für Sicherheit kein Preis zu hoch sei. Wir mussten es am nächsten Tag in der<br />

Schulaula ansehen. Mein Dad war begeistert. Er hatte den Präsidenten seit dem Tag seiner Wahl gehasst, weil er<br />

fand, der sei kein Stück besser als der Typ vor ihm, und der sei ja wohl ein Totalausfall gewesen; aber jetzt fiel ihm<br />

nichts anderes mehr ein als zu erzählen, wie entschlossen und dynamisch der Neue doch sei.<br />

x Cory Doctorow: Little Brother

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