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kapitel 1 - adamas.ai

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Ich lachte. Der Klang war seltsam, und er zog mich in meinen Körper zurück, zurück in die Gegenwart. Ich lachte<br />

und lachte. Ich hatte das Schlimmste erlebt, das sie mir antun konnten, und ich hatte es überlebt; und ich hatte sie<br />

geschlagen, monatelang, sie als Trottel und Despoten vorgeführt. Ich hatte gewonnen.<br />

Ich erleichterte meine Blase. Sie war ohnehin voll und schmerzte, und was du heute kannst besorgen …<br />

Der Ozean trug mich davon.<br />

x<br />

Am nächsten Morgen schnitten zwei effiziente, unpersönliche Wachen meine Fesseln an Hand- und Fußgelenken<br />

durch. Ich konnte noch nicht wieder laufen – als ich mich hinstellte, gaben meine Beine nach wie die einer<br />

Marionette ohne Fäden. Zu viel Zeit in einer Stellung. Die Wachen zogen meine Arme über ihre Schultern und<br />

schleppten mich halb ziehend, halb tragend den vertrauten Korridor entlang. Die Strichcodes an den Türen waren<br />

mittlerweile von der aggressiven Salzluft wellig geworden und baumelten herab.<br />

Ich hatte eine Idee. „Ange!“, brüllte ich. „Darryl!“, brüllte ich. Meine Wachen schleppten mich schneller, offenkundig<br />

verstört, aber unsicher, was sie nun mit mir machen sollten. „Jungs, ich bins, Marcus!“<br />

Hinter einer der Türen schluchzte jemand. Ein anderer brüllte in einer Sprache, die ich für Arabisch hielt. Dann<br />

war es eine Kakophonie, tausend verschiedene schreiende Stimmen.<br />

Sie brachten mich in ein neues Zimmer. Es war ein ehemaliger Duschraum, die Duschköpfe schauten noch zwischen<br />

den schimmligen Kacheln hervor.<br />

„Hallo, M1k3y“, sagte Strenger Haarschnitt. „Du scheinst einen ereignisreichen Morgen hinter dir zu haben.“ Sie<br />

rümpfte demonstrativ ihre Nase.<br />

„Ich hab mich bepisst“, sagte ich fröhlich. „Sollten Sie auch mal probieren.“<br />

„Na, vielleicht sollten wir dir dann ein Bad gönnen.“ Sie nickte, und meine Wachen trugen mich zu einer anderen<br />

Liege. Diese hatte Befestigungsschnallen über die ganze Länge. Sie ließen mich draufplumpsen, und sie war eiskalt<br />

und durchgeweicht. Ehe ich mich versah, hatten sie mich an Schultern, Hüfte und Knöcheln festgestrappt. Nach<br />

einer weiteren Minute waren noch drei weitere Schnallen angezogen. Eine Männerhand griff nach den Stäben an<br />

meinem Kopf und löste ein paar Arretierungen, und einen Moment später lag ich geneigt da, der Kopf tiefer als die<br />

Füße.<br />

„Lass uns mit etwas Einfachem anfangen“, sagte sie. Ich reckte meinen Kopf, um sie zu sehen. Sie hatte sich zu<br />

einem Tisch mit einer Xbox gedreht, die mit einem augenscheinlich teuren Flachfernseher verbunden war. „Ich<br />

möchte bitte, dass du mir deine Nutzerkennung und das Passwort für deine Piratenpartei-E-M<strong>ai</strong>l verrätst.“<br />

Ich schloss die Augen und ließ mich vom Ozean vom Strand wegtreiben.<br />

„Weißt du, was Waterboarding ist, M1k3y?“ Ihre Stimme zog mich wieder an Land. „Du wirst genau so festgebunden,<br />

und wir gießen dir Wasser über den Kopf, in deine Nase und in deinen Mund. Du wirst den Würgereflex nicht<br />

unterdrücken können. Man nennt es eine simulierte Hinrichtung, und soweit ich es von dieser Seite des Raums<br />

beurteilen kann, ist das eine angemessene Einschätzung. Du wirst das Gefühl nicht loswerden, dass du stirbst.“<br />

Ich versuchte mich wieder zu entfernen. Von Waterboarding hatte ich gehört. Das war es also, echte Folter. Und<br />

das war erst der Anfang.<br />

Ich konnte mich nicht mehr entfernen. Der Ozean brandete nicht mehr heran, um mich emporzuheben. In meiner<br />

Brust wurde es eng, und meine Augenlider begannen zu flattern. Ich fühlte die feuchtkalte Pisse an meinen Beinen<br />

und den feuchtkalten Schweiß im Haar. Meine Haut juckte von der getrockneten Kotze.<br />

Sie schwamm oberhalb von mir in mein Gesichtsfeld. „Lass uns mit der Kennung anfangen“, sagte sie.<br />

Ich schloss die Augen und presste sie fest zu.<br />

„Gebt ihm was zu trinken“, sagte sie.<br />

Ich hörte, wie sich Leute bewegten. Ich holte einmal tief Luft und hielt sie an.<br />

Das Wasser fing als Rinnsal an, eine Kelle voll Wasser, das sanft über mein Kinn und meine Lippen gegossen<br />

wurde. In meine umgekehrten Nasenlöcher hinein. Es lief zurück in meine Kehle und begann mich zu ersticken,<br />

aber ich würde nicht husten, würde nicht keuchen und es in meine Lungen einsaugen. Ich hielt den Atem an und<br />

presste meine Augen noch fester zu.<br />

Cory Doctorow: Little Brother x

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