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kapitel 1 - adamas.ai

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„Und dann hat er es dir erzählt.“<br />

„Nein, hat er nicht.“<br />

„Aber …“<br />

„Dann hab ich ihm erzählt, wie total verknallt ich in dich bin und dass ich bereit wär, mich völlig zum Depp zu<br />

machen, nur um dich zu kriegen. Dann hat er es mir erzählt.“<br />

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und guckte meine Zehen an. Sie nahm meine Hände und drückte sie.<br />

„Es tut mir Leid, dass ich es aus ihm rausgepresst habe. Es wäre deine Entscheidung gewesen, es mir zu erzählen<br />

oder eben nicht. Es stand mir nicht zu …“<br />

„Nein“, sagte ich. Jetzt, da ich wusste, wie sies erfahren hatte, beruhigte ich mich langsam wieder. „Nein, es ist<br />

gut, dass du es weißt. Du.“<br />

„Ich“, sagte sie. „Ich dummes kleines Ding.“<br />

„Okay, ich kann damit leben. Aber da ist noch eine Sache.“<br />

„Was?“<br />

„Keine Ahnung, wie ich es sagen soll, ohne wie ein kompletter Idiot zu klingen, aber … egal. Also: Wenn Leute<br />

zusammen sind, oder wie immer man das nennen soll mit uns, dann trennen sie sich manchmal. Und wenn sie<br />

sich trennen, dann sind sie böse aufeinander. Manchmal hassen sie sich sogar. Eigentlich zu finster, auch nur drüber<br />

nachzudenken bei dir und mir, aber weißt du, wir müssen drüber nachdenken.“<br />

„Ich verspreche hoch und heilig, dass nichts, was du jemals tun könntest, mich dazu bringen könnte, dein Geheimnis<br />

zu verraten. Nichts. Vögel ein Dutzend Cheerleader in meinem Bett, während meine Mutter zuschaut. Zwing<br />

mich, Britney Spears zu hören. Zerleg meinen Laptop, hau ihn mit Hämmern zu Brei und weich ihn in Meerwasser<br />

ein. Ich verspreche es dir. Nichts, niemals.“<br />

Ich atmete sehr tief aus.<br />

„Hm.“<br />

„Jetzt wäre ein guter Moment, mich zu küssen“, sagte sie und wandte mir ihr Gesicht entgegen.<br />

x<br />

M1k3ys nächstes großes Xnet-Projekt war die ultimative Zusammenstellung von Berichten über die Trau-Keinem-<br />

Party in Dolores Park. Ich machte daraus die größte und rattenschärfste Website, die mir nur möglich war, die<br />

gesamte Action aufgeschlüsselt nach Orten, nach Zeit, nach Kategorien – Polizeigewalt, Tanzen, Nachwirkungen,<br />

Gesang. Dazu lud ich das komplette Konzert hoch.<br />

Das war so ziemlich alles, was ich den Rest der Nacht machte. Und die nächste Nacht. Und die übernächste.<br />

Meine M<strong>ai</strong>lbox quoll über mit Anregungen von Anderen, die mir Aufzeichnungen aus ihren Handys und ihren<br />

Kompaktkameras zusandten. Dann bekam ich eine E-M<strong>ai</strong>l von jemandem, dessen Namen ich kannte – Dr. Eeevil<br />

(mit drei „E“), einem der führenden Köpfe hinter ParanoidLinux.<br />

> M1k3y<br />

> Ich habe dein Xnet-Experiment sehr interessiert verfolgt. Hier in Deutschland haben wir eine Menge<br />

Erfahrung damit, was passiert, wenn Regierungen außer Kontrolle geraten.<br />

> Eine Sache solltest du wissen: Jede Kamera hat eine einzigartige „Rausch-Signatur“, die man später<br />

dazu verwenden kann, ein Bild einer bestimmten Kamera zuzuordnen. Das bedeutet, dass Fotos, die du<br />

auf deiner Site veröffentlichst, möglicherweise dazu benutzt werden können, ihre Fotografen zu identifizieren,<br />

falls sie später mal wegen was anderem hochgenommen werden.<br />

> Es ist zum Glück nicht schwer, die Signaturen zu entfernen, wenn du dir die Mühe machen willst. In der<br />

ParanoidLinux-Distro, die du benutzt, gibt es dafür ein Tool. Es heißt photonomous, und es steckt in<br />

/usr/bin. Lies einfach die Hilfeseiten als Anleitung. Ist aber eigentlich simpel.<br />

> Viel Glück bei dem, was du da tust. Lass dich nicht schnappen. Bleib frei. Bleib paranoid.<br />

> Dr Eeevil<br />

Ich beseitigte die Signaturen von allen Fotos, die ich gepostet hatte, und lud sie dann wieder hoch, zusammen mit<br />

einem Bericht darüber, was Dr. Eeevil mir erzählt hatte, und der dringenden Bitte an alle anderen, es genauso zu<br />

Cory Doctorow: Little Brother x

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