Ich hatte Ange vor einigen Wochen Ms. Galvez vorgestellt, als meine ehemalige Lehrerin mich zum Abendessen eingeladen hatte. Die Lehrergewerkschaft hatte eine Anhörung vor der Schulbehörde organisiert, um zu erreichen, dass sie ihren alten Job zurückbekäme. Man sagte, dass Fred Benson aus dem Vorruhestand wiederkommen wolle, um gegen sie auszusagen. Ich freute mich drauf, sie wiederzusehen. „Wollen wir uns einen Burrito holen?“ „Unbedingt.“ „Ich hol nur schnell meine scharfe Sauce“, sagte sie. Derweil rief ich noch mal meine E-M<strong>ai</strong>l ab – meine Piratenpartei-M<strong>ai</strong>l, wo immer noch ein paar Nachrichten von alten Xnettern aufliefen, die meine Adresse bei der Wählerkoalition noch nicht hatten. Die letzte Nachricht kam von einer Wegwerf-M<strong>ai</strong>ladresse von einem der neuen brasilianischen Anonymisierungsdienste. > Hab sie gefunden, danke. Du hast mir gar nicht erzählt, dass sie so h31ß ist. „Von wem ist das denn?“ Ich lachte. „Zeb. Erinnerst du dich an Zeb? Ich hab ihm Mashas E-M<strong>ai</strong>l-Adresse gegeben. Dachte mir, wenn sie schon beide im Untergrund sind, dann könnte ich sie auch gleich miteinander bekannt machen.“ „Er findet Masha süß?“ „Das musst du ihm nachsehen, sein Geist ist offensichtlich von den Umständen benebelt.“ „Und du?“ „Ich?“ „Ja, du – ist dein Geist auch von den Umständen benebelt?“ Ich hielt Ange auf Armabstand und betrachtete sie von oben bis unten, von oben bis unten. Ich berührte ihre Wangen und schaute durch ihre dickrandige Brille in ihre großen, kecken schrägen Augen. Ich ließ meine Finger durch ihr Haar gleiten. „Ange, in meinem ganzen Leben habe ich noch niemals klarer gedacht.“ Dann küsste sie mich, und ich küsste sie, und es dauerte noch eine ganze Weile, bis wir uns den Burrito holten. Cory Doctorow: Little Brother x
NaChwort voN BruCe SChNeier Übersetzung: Andreas Schleth Ich bin Sicherheitsspezialist. Mein Job ist es, Leuten Sicherheit zu geben. Ich denke über Sicherheitssysteme nach und darüber, wie man sie umgehen kann. Und dann, wie man sie sicherer machen kann. Computersicherheitssysteme. Überwachungssysteme. Flugzeugsicherheit und Wahlmaschinen und RFID-Chips und alles andere. Cory lud mich zu den letzten paar Seiten seines Buchs ein, weil er wollte, dass ich euch zeige, dass Sicherheit Spaß macht. Es macht unwahrscheinlich viel Spaß. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, wer überlistet wen, Spaß wie bei Räuber und Gendarm. Ich denke, dass es der Job mit dem höchsten Spaßfaktor ist, den man haben kann. Wenn du fandest, dass es witzig war, wie Marcus die Gang-Überwachungskameras mit Splitt in den Schuhen überlistet, dann denk mal, wie viel mehr Spaß es machen würde, die erste Person auf der Welt zu sein, die diese Idee hatte. Im Sicherheitsbereich zu arbeiten bedeutet, eine Menge über Technologie zu wissen. Es kann bedeuten, eine Menge über Computer und Netzwerke, über Kameras und ihre Funktion oder über die Chemie hinter der Entdeckung von Bomben zu wissen. Doch in Wirklichkeit ist Sicherheit ein bestimmter Denkansatz, die Art, wie man über Dinge nachdenkt. Marcus ist ein gutes Beispiel für diese Art des Denkens. Er denkt immer an Wege, wie ein System versagen kann. Ich wette, er kann in keinen Laden gehen, ohne darüber nachzudenken, wie man wohl etwas klauen könnte. Nicht dass er das auch täte – es ist ein großer Unterschied, zu wissen, wie man ein System überlisten könnte, und es tatsächlich zu umgehen –, aber er wüsste, wie es geht. So denken Sicherheitsfachleute. Wir sehen uns die ganze Zeit Sicherheitssysteme an und überlegen, wie man sie umgehen könnte; wir können gar nicht anders. Diese Denkweise ist wichtig, unabhängig auf welcher Seite des Sicherheitssystems man ist. Wenn du den Job hast, einen diebstahlsicheren Laden zu entwerfen, dann solltest du dich möglichst auch damit auskennen, wie man etwas stibitzt. Wenn du ein Kamerasystem entwickelst, das Leute an ihrem Gang erkennen soll, tust du gut daran, damit zu rechnen, dass Leute sich Splitt in die Schuhe tun. Wenn nicht, wirst du nichts Gutes zustande bringen. So, wenn du jetzt durch deinen Tag gehst, nimm dir doch einen Moment Zeit, die Sicherheitssysteme um dich herum zu betrachten. Sieh dir die Kameras in den Läden an, in denen du einkaufst. (Verhindern sie Kriminalität, oder verschieben sie das Problem nur zum Nachbarladen?) Sieh dir an, wie Gaststätten arbeiten. (Wenn die Leute erst zahlen, nachdem sie gegessen haben, warum gehen dann nicht mehr Leute, ohne zu bezahlen?) Betrachte die Sicherheit an Flughäfen. (Wie könntest du eine Waffe in ein Flugzeug schmuggeln?) Beobachte den Kassierer einer Bank. (Sicherheitssysteme in Banken sind genauso dazu da, den Kassierer am Stehlen zu hindern wie dich.) Beobachte einen Ameisenhaufen. (Bei Insekten dreht sich alles um Sicherheit.) Lies die Verfassung und schaue nach, wie sie das Volk mit Sicherheit gegenüber seiner Regierung ausstattet. Sieh Ampeln, Türschlösser und all die Sicherheitssysteme im Fernsehen und in Filmen an. Finde heraus, wie sie funktionieren, gegen welche Bedrohungen sie wirken und gegen welche nicht, wie sie versagen und wie sie missbraucht werden können. Wenn du genügend Zeit damit verbracht hast, wirst du merken, dass du die Welt mit anderen Augen siehst. Du wirst feststellen, dass viele der Sicherheitssysteme da draußen gar nicht das bewirken, was sie sollen, und dass viel von unserem nationalen Sicherheitsapparat sein Geld nicht wert ist. Du wirst verstehen, dass der Schutz der Privatsphäre Voraussetzung für Sicherheit ist und nicht im Gegensatz dazu steht. Du wirst vor vielen Dingen keine Angst mehr haben, dich aber plötzlich über Dinge beunruhigen, von denen andere Leute nicht mal eine Ahnung haben. Manchmal wirst du über ein Sicherheitssystem irgendetwas herausfinden, an das noch niemand gedacht hatte. Und vielleicht wirst du eine neue Methode entdecken, ein Sicherheitssystem zu umgehen. Es ist erst wenige Jahre her, dass jemand das Phishing erfunden hat. Mich erstaunt es immer wieder, wie leicht man einige der bekanntesten Sicherheitssysteme überwinden kann. Dafür gibt es viele Gründe. Der Hauptgrund ist jedoch, dass man nicht beweisen kann, dass ein System sicher ist. Alles was man machen kann, ist zu versuchen es auszuhebeln – wenn es dir misslingt, weißt du, dass es sicher genug ist, dich auszusperren. Aber was ist mit jemandem, der schlauer ist als du? Jeder kann ein Sicherheitssystem errichten, das er selber nicht knacken kann. Denk darüber mal einen Moment nach, weil das nicht offensichtlich ist. Niemand ist dazu qualifiziert, sein eigenes Sicherheitssystem zu analysieren, weil Entwickler und Analytiker dieselbe Person mit denselben Beschränkungen ist. Jemand anders muss die Analyse machen, um sie gegen Dinge abzusichern, an die der Entwickler nicht gedacht hat. x Cory Doctorow: Little Brother
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x Cory Doctorow: Little Brother
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Kapitel 1 Dieses Kapitel ist BakkaP
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„Rufen Sie sie jetzt sofort an?
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typischen Art und Weise, wie das Li
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Kapitel 2 Dieses Kapitel ist Amazon
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men hatten. Bis hierher war der Pla
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„Und ob ich werde“, entgegnete
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Er zuckte die Schultern. Van dräng
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Jetzt ging es ebenso steil bergab.
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zu einem Brennen, dass ich fast anf
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Kapitel 4 Dieses Kapitel ist Barnes
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Ein Hauch von Verstimmung erschien
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Die Tür schwang auf, und vier ries
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Aber wisst ihr was? Kein einziges d
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Kapitel 5 Dieses Kapitel ist Secret
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„Wahrscheinlich sind sie von all
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wir da in dem schmalen Flur und wei
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Genau genommen wars so übel, dass
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Ich mochte diesen Laptop gern. Ich
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Kapitel 6 Dieses Kapitel ist Powell
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„Wer macht hier Witze?“ „Viel
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Früher mal versuchten Krypto-Leute
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Sie stellten sich hinter mir an den
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Da ich jetzt wusste, dass ich nicht
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Das hatte mir grade noch gefehlt.
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Jolu klopfte mir auf den Rücken un
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fürs indienet in seinem Zimmer ein
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„Dad, das ist doch lächerlich. D
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Das war die erste Zeile meines erst
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esser sei, klarsichtig und ohne Hof
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Das Xnet schäumte über deswegen.
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müsse. Wir konnten den Gedanken ni
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gewohnt und über die Jahre Hundert
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zu schicken, die deinen öffentlich
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Wasser erhebt. Den nennt man Robben
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„Ich weiß nicht, was ich sagen s
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Kapitel 11 Dieses Kapitel ist der U
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Kumpels oder von Kumpeln meiner Kum
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Ja, das ist es meistens. Wohin füh
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und später auch Gruppen für Schwu
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Kapitel 12 Dieses Kapitel ist Forbi
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Ich kaufte ein paar lustige Aufkleb
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Ich fand, wir sollten uns am besten
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Sie waren lauter als alles, was ich
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„Wir beginnen heute mit einer neu
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Die wissen, wer du bist, dachte ich
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machen, um all unsere Fotos zu anon
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Sie wollten nicht das Risiko eingeh
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Letztlich chattete ich dann die hal
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„Wart ihr zusammen?“ „Was? Ne
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Ich schlug die Bio nach. Es gab da
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„Geh“, sagte sie, „renn und s
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Ich nahm meine Uhr ab, ebenso den k
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„Marcus?“ Ich erkannte Darryls
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