zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH
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200<br />
gegenübergestellt. Zu jedem untersuchten<br />
Adjektiv illustrieren verschiedenste<br />
Textauszüge die <strong>zur</strong> damaligen Zeit übliche<br />
Verwendung.<br />
Anhand dieser Vergleiche werden die<br />
verschiedenen Arten und Muster des<br />
Bedeutungswandels, der in den letzten<br />
Jahrhunderten stattfand (Differenzierung,<br />
metaphorischer Wandel, metonymischer<br />
Wandel sowie Einzelphänomene),<br />
vorgestellt und Erklärungsansätze<br />
gleich mitgeliefert. In einem weiteren<br />
Kapitel werden mögliche Folgen des<br />
Bedeutungswandels (Mehrdeutigkeit,<br />
Polysemie, Homonymie oder der Wegfall<br />
einer Bedeutungsvariante) erklärt und<br />
mit neuen Beispielen aus dem oben<br />
erwähnten Korpus veranschaulicht.<br />
Das letzte Kapitel des Buches erklärt die<br />
Prozesse des aufgezeigten Bedeutungswandels<br />
von Adjektiven im Rahmen der<br />
von Keller stammenden sogenannten Invisible-Hand-Theorie.<br />
Dabei steht die Frage<br />
im Vordergrund, aus welchen Gründen<br />
natürliche Sprachen überhaupt einem<br />
Wandel unterworfen sind: Keller sieht<br />
die Gründe des Sprachwandels weder in<br />
einem Naturphänomen noch in einem<br />
menschlichen Artefakt (Kulturphänomen),<br />
sondern in einem »Phänomen der<br />
dritten Art« begründet, einer unbeabsichtigten<br />
Folge intentionalen Handelns.<br />
Wie in den vorhergehenden Teilen des<br />
Buches werden auch in diesem Kapitel<br />
alle Argumente sehr anschaulich dargelegt<br />
und sind auch ohne jedes Vorwissen<br />
gut verständlich.<br />
Dem Leser wird durch die Lektüre dieses<br />
Buches bewußtgemacht, wie und warum<br />
das Phänomen des Sprachwandels abläuft,<br />
und ihm wird auch ein guter<br />
Einblick in die Funktion von Sprache im<br />
allgemeinen gegeben.<br />
Durch die Klarheit der Erklärungen und<br />
den relativ lockeren Schreibstil der Autoren<br />
eignet sich das Buch sowohl für den<br />
akademischen Unterricht als auch für das<br />
Selbststudium und bietet Studenten aller<br />
linguistischen Fachbereiche – und vielleicht<br />
auch denjenigen, die den »Verfall«<br />
der deutschen Sprache so fürchten – eine<br />
kompakte und unterhaltsam zu lesende<br />
Einführung in das Gebiet.<br />
Kiesler, Ralf:<br />
Literarische Wahrnehmungen und Beschreibungen<br />
Berlins. Eine linguistischpragmatische<br />
und interkulturell-hermeneutische<br />
Untersuchung. München:<br />
<strong>Iudicium</strong>, 2003. – ISBN 3-89129-142-6. 363<br />
Seiten, € 36,00<br />
(Ursula Renate Riedner, Kairo / Ägypten)<br />
Spätestens seit Berlin <strong>zur</strong> Hauptstadt des<br />
wiedervereinigten Deutschland geworden<br />
ist, bildet das Thema »Berlin« ein<br />
Muß für jeden Landeskundeunterricht.<br />
Informationen über die Stadt, ihre geschichtliche<br />
und aktuelle Bedeutung finden<br />
sich heute in den meisten Lehrwerken<br />
für Deutsch als Fremdsprache. Wer<br />
jedoch nicht primär auf oft eher plakative<br />
Sachtexte <strong>zur</strong>ückgreifen will, sondern<br />
tiefer einsteigen und den Lernern über<br />
literarische Texte einen Einblick in die<br />
Komplexität und Vielschichtigkeit der<br />
Thematik vermitteln will, findet in Ralf<br />
Kieslers Buch zu Literarische[n] Wahrnehmungen<br />
und Beschreibungen Berlins vielfältige<br />
Anregungen. Um keine falschen<br />
Erwartungen entstehen zu lassen: Fertige<br />
Didaktisierungen literarischer Berlin-<br />
Texte, die unmittelbar als Grundlage des<br />
Unterrichts verwendet werden könnten,<br />
finden sich in der am Institut für Deutsch<br />
als Fremdsprache/Transnationale Germanistik<br />
in München entstandenen Dissertation<br />
Kieslers nicht. Was das Buch<br />
dem an der Vermittlung des Themas im<br />
Literatur- und Landeskundeunterricht<br />
interessierten Leser jedoch bietet, sind<br />
eine Vielzahl von differenzierten exem-