zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH
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Bechtel, Mark:<br />
Interkulturelles Lernen beim Sprachenlernen<br />
im Tandem. Eine diskursanalytische<br />
Untersuchung. Tübingen: Narr,<br />
2003 (Giessener Beiträge <strong>zur</strong> Fremdsprachendidaktik).<br />
– ISBN 3-8233-5328-4. 388<br />
Seiten, € 42,00<br />
(Birgit Sens, Dublin / Irland)<br />
Das Fremdsprachenlernen im Tandem,<br />
organisiert in Einzeltandems oder in Tandemkursen,<br />
ist mittlerweile eine beliebte<br />
und häufig eingesetzte Form des Lernens<br />
von Fremdsprachen. Tandems bieten die<br />
beste Möglichkeit, über den direkten<br />
Kontakt zu einem oder mehreren Vertretern<br />
einer fremden Kultur und damit<br />
Lebenswelt eine fremde Sprache zu lernen.<br />
Sie geben somit aber im besonderen<br />
Gelegenheit <strong>zur</strong> interkulturellen Begegnung<br />
und zum interkulturellen Lernen.<br />
Möglichkeiten und Grenzen interkulturellen<br />
Lernens beim Lernen von Sprachen<br />
in Tandemkursen festzustellen, ist das<br />
Hauptanliegen der Arbeit von Mark<br />
Bechtel, die sich auf Tandemkurse im<br />
deutsch-französischen Studentenaustausch<br />
zwischen den Universitäten von<br />
Montpellier und Gießen bezieht. Die<br />
Untersuchung, die 2002 fertiggestellt<br />
wurde, arbeitet das Thema diskursanalytisch<br />
auf und erforscht, »welche Prozesse<br />
interkulturellen Lernens sich im Tandem<br />
im Einzelnen beobachten und wie sich<br />
diese Prozesse beschreiben und analysieren<br />
lassen« (12).<br />
Vier Thesen sind Ausgangspunkt der<br />
Arbeit: Der Autor nimmt zum ersten an,<br />
daß die Tandempartner als Experten ihrer<br />
Alltagskultur, ihrer Lebenswelt fungieren.<br />
Er geht zudem davon aus, daß es<br />
den Tandempartnern darum geht, die<br />
eigene Perspektive darzulegen und die<br />
fremde Perspektive zu verstehen. Diese<br />
zweite These untergliedert er in sechs<br />
weitere Unterthesen, die alle mit dem<br />
Begriff der Perspektive (Innen- und Au-<br />
117<br />
ßenperspektive) in Verbindung stehen.<br />
These drei beschäftigt sich mit dem<br />
punktuellen Zurückgreifen auf die Muttersprache<br />
bei der Darstellung von Perspektiven<br />
in der Lernersprache, um inhaltliche<br />
Dinge klarzustellen. Daß die<br />
Tandempartner zwischen der eigenen<br />
und fremden Perspektive vermitteln, ist<br />
Hintergrund der vierten Annahme. Doch<br />
was meint »Tandem« und »Fremdsprachenlernen<br />
im Tandem« eigentlich genau?<br />
Im ersten Teil der Arbeit faßt Bechtel die<br />
Forschungsliteratur zum Sprachenlernen<br />
im Tandem zusammen. Er geht dabei auf<br />
die Geschichte des Lernens von Sprachen<br />
im Tandem ein und stellt die verschiedenen<br />
Arten von Sprachentandems dar.<br />
Ausführlich bespricht er das Sprachenlernen<br />
in Tandemkursen und setzt sich<br />
mit der Muttersprachler-Nichtmuttersprachler-Kommunikation<br />
im Tandem<br />
sowie dem Tandem als Lehr-Lern-Kontext<br />
auseinander.<br />
Das zweite Kapitel ist dem interkulturellen<br />
Lernen im Fremd- und Zweitsprachenunterricht<br />
gewidmet. Bechtel stellt<br />
das Verständnis von interkulturellem<br />
Lernen in der Landeskunde, der fremdsprachlichen<br />
Literaturdidaktik und dem<br />
Deutschen als Fremd- und Zweitsprache<br />
dar. Unter der Überschrift der »Neudefinition<br />
der Rolle der Landeskunde«<br />
thematisiert er jedoch nur die Stuttgarter<br />
Thesen und spricht das Tübinger<br />
Modell von Mog/Althaus (1992) an.<br />
Auch im Bereich des Deutschen als<br />
Fremd- und Zweitsprache kommt das<br />
interkulturelle Lernen nur in Bezug auf<br />
seine Entwicklung aus der Ausländerpädagogik<br />
<strong>zur</strong> Sprache. Detailliert beschäftigt<br />
er sich mit der Frage, was<br />
interkulturelles Lernen ist. Nach einer<br />
kurzen Skizzierung der Problematik des<br />
Kulturbegriffs des interkulturellen Lernens<br />
definiert Bechtel interkulturelles<br />
Lernen als lernerorientiert, sprachbezo-