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zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH

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258<br />

durch eine repräsentative Darstellung<br />

des Deutschen nicht gewährleistet ist.<br />

Bestimmte Aussagen, z. B. über Tempus<br />

oder dialektale Einflüsse, sind nicht unbedingt<br />

typisch für den gesamten deutschen<br />

Sprachraum. Das ist allerdings nur<br />

ein kleiner Einwand, denn auch diese<br />

regional begrenzten Beispiele zeigen, wie<br />

Sprache spontan verwendet wird. Es ist<br />

zu hoffen, daß auf der Basis dieser<br />

Einführung noch viele interessante Untersuchungen<br />

gesprochener Sprache<br />

durchgeführt werden, die möglicherweise<br />

regional weiter gestreut sind und/<br />

oder sich auf bestimmte Teilaspekte konzentrieren.<br />

Siebel, Walter (Hrsg.):<br />

Die europäische Stadt. Frankfurt a. M.:<br />

Suhrkamp, 2003 (edition suhrkamp<br />

2323). – ISBN 3-518-12323-8. 400 Seiten,<br />

€ 14,00<br />

(Wolfgang Braune-Steininger, Ehringshausen)<br />

Bei dem vorliegenden Band handelt es<br />

sich um die Festschrift für den Stadtforscher<br />

Hartmut Häußermann (Humboldt-<br />

Universität Berlin) zu seinem 60. Geburtstag.<br />

Die ausführliche und instruktive<br />

Einleitung von Walter Siebel erläutert<br />

wesentliche Merkmale der europäischen<br />

Stadt. Ausgehend von den von<br />

Max Weber erarbeiteten fünf historischen<br />

Charakteristika – Markt, Stadtbürgerschaft,<br />

eigene Gerichtsbarkeit, Selbstverwaltung<br />

und Befestigung – wird die<br />

europäische Stadt als »die Keimzelle der<br />

westlichen Moderne« (11) und »der Ort,<br />

an dem die bürgerliche Gesellschaft entstanden<br />

ist« (13), deklariert. Siebels Typologie<br />

hat ebenfalls fünf Merkmale: »Präsenz<br />

von Geschichte im Alltag des Städters,<br />

Stadt als wie immer utopisches<br />

Versprechen auf ökonomische und politi-<br />

sche Emanzipation, Stadt als der besondere<br />

Ort einer urbanen Lebensweise, das<br />

überkommene Bild von der Gestalt der<br />

europäischen Stadt und schließlich ihre<br />

sozialstaatliche Regulierung« (18). Siebel<br />

stellt fest, daß die Stadt nicht mehr der<br />

besondere Ort einer urbanen Lebensweise<br />

ist (32) und im Prozeß der Suburbanisierung<br />

die Kernstädte zu den Verlierern<br />

zählen.<br />

Auch hinsichtlich der kulturellen Potentiale<br />

fallen seine Beobachtungen negativ<br />

aus: »Die Stadt ist nicht mehr der besondere<br />

Ort des Urbanen. Urbanität ist ubiquitär<br />

geworden.« (49) Die gleiche Meinung<br />

vertritt Marco Venturi in seiner<br />

Studie über die posteuropäische Stadt in<br />

Europa, wenn er behauptet, daß aus den<br />

europäischen Stadtzentren die Funktionen<br />

vertrieben werden, die paradigmatisch<br />

für Urbanität waren, nämlich Wohnen<br />

und Produktion (106). Überhaupt<br />

geschehen die enormen Verstädterungsbewegungen<br />

in anderen Teilen der Welt:<br />

Neunzig Prozent der neuen städtischen<br />

Bevölkerung leben in nicht-westlichen<br />

Staaten (106). Als Prototyp von Urbanität<br />

gelten immer noch die US-amerikanischen<br />

Großstädte, die diesen Rang wohl<br />

auch im Zeitalter der Globalisierung beibehalten<br />

werden. Peter Marcuse geht der<br />

Frage nach, ob die europäische Stadt in<br />

einem allgemeinen Typus der globalisierten<br />

Stadt nach nordamerikanischem Vorbild<br />

verschwindet (112–117). Er glaubt<br />

nicht an eine Absorption der europäischen<br />

Städte-Identität und belegt dies mit<br />

Spezifika der global city, die es so in<br />

Europa nicht gibt: »Konzentration von<br />

Bürotürmen in einem Central Business<br />

District, Gentrifizierung der angrenzenden<br />

älteren Wohnquartiere, eine Vierteilung<br />

der gesamten Stadt entlang einer<br />

neuen Konfiguration von Klasse und<br />

Rasse.« (112)<br />

Das Phänomen der shrinking cities in der<br />

westlichen Welt ist ein Leitthema, das

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