zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH
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durch eine repräsentative Darstellung<br />
des Deutschen nicht gewährleistet ist.<br />
Bestimmte Aussagen, z. B. über Tempus<br />
oder dialektale Einflüsse, sind nicht unbedingt<br />
typisch für den gesamten deutschen<br />
Sprachraum. Das ist allerdings nur<br />
ein kleiner Einwand, denn auch diese<br />
regional begrenzten Beispiele zeigen, wie<br />
Sprache spontan verwendet wird. Es ist<br />
zu hoffen, daß auf der Basis dieser<br />
Einführung noch viele interessante Untersuchungen<br />
gesprochener Sprache<br />
durchgeführt werden, die möglicherweise<br />
regional weiter gestreut sind und/<br />
oder sich auf bestimmte Teilaspekte konzentrieren.<br />
Siebel, Walter (Hrsg.):<br />
Die europäische Stadt. Frankfurt a. M.:<br />
Suhrkamp, 2003 (edition suhrkamp<br />
2323). – ISBN 3-518-12323-8. 400 Seiten,<br />
€ 14,00<br />
(Wolfgang Braune-Steininger, Ehringshausen)<br />
Bei dem vorliegenden Band handelt es<br />
sich um die Festschrift für den Stadtforscher<br />
Hartmut Häußermann (Humboldt-<br />
Universität Berlin) zu seinem 60. Geburtstag.<br />
Die ausführliche und instruktive<br />
Einleitung von Walter Siebel erläutert<br />
wesentliche Merkmale der europäischen<br />
Stadt. Ausgehend von den von<br />
Max Weber erarbeiteten fünf historischen<br />
Charakteristika – Markt, Stadtbürgerschaft,<br />
eigene Gerichtsbarkeit, Selbstverwaltung<br />
und Befestigung – wird die<br />
europäische Stadt als »die Keimzelle der<br />
westlichen Moderne« (11) und »der Ort,<br />
an dem die bürgerliche Gesellschaft entstanden<br />
ist« (13), deklariert. Siebels Typologie<br />
hat ebenfalls fünf Merkmale: »Präsenz<br />
von Geschichte im Alltag des Städters,<br />
Stadt als wie immer utopisches<br />
Versprechen auf ökonomische und politi-<br />
sche Emanzipation, Stadt als der besondere<br />
Ort einer urbanen Lebensweise, das<br />
überkommene Bild von der Gestalt der<br />
europäischen Stadt und schließlich ihre<br />
sozialstaatliche Regulierung« (18). Siebel<br />
stellt fest, daß die Stadt nicht mehr der<br />
besondere Ort einer urbanen Lebensweise<br />
ist (32) und im Prozeß der Suburbanisierung<br />
die Kernstädte zu den Verlierern<br />
zählen.<br />
Auch hinsichtlich der kulturellen Potentiale<br />
fallen seine Beobachtungen negativ<br />
aus: »Die Stadt ist nicht mehr der besondere<br />
Ort des Urbanen. Urbanität ist ubiquitär<br />
geworden.« (49) Die gleiche Meinung<br />
vertritt Marco Venturi in seiner<br />
Studie über die posteuropäische Stadt in<br />
Europa, wenn er behauptet, daß aus den<br />
europäischen Stadtzentren die Funktionen<br />
vertrieben werden, die paradigmatisch<br />
für Urbanität waren, nämlich Wohnen<br />
und Produktion (106). Überhaupt<br />
geschehen die enormen Verstädterungsbewegungen<br />
in anderen Teilen der Welt:<br />
Neunzig Prozent der neuen städtischen<br />
Bevölkerung leben in nicht-westlichen<br />
Staaten (106). Als Prototyp von Urbanität<br />
gelten immer noch die US-amerikanischen<br />
Großstädte, die diesen Rang wohl<br />
auch im Zeitalter der Globalisierung beibehalten<br />
werden. Peter Marcuse geht der<br />
Frage nach, ob die europäische Stadt in<br />
einem allgemeinen Typus der globalisierten<br />
Stadt nach nordamerikanischem Vorbild<br />
verschwindet (112–117). Er glaubt<br />
nicht an eine Absorption der europäischen<br />
Städte-Identität und belegt dies mit<br />
Spezifika der global city, die es so in<br />
Europa nicht gibt: »Konzentration von<br />
Bürotürmen in einem Central Business<br />
District, Gentrifizierung der angrenzenden<br />
älteren Wohnquartiere, eine Vierteilung<br />
der gesamten Stadt entlang einer<br />
neuen Konfiguration von Klasse und<br />
Rasse.« (112)<br />
Das Phänomen der shrinking cities in der<br />
westlichen Welt ist ein Leitthema, das