zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH
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schen Aspekten werden Fragen zu dem<br />
in den letzten Jahrzehnten vieldiskutierten<br />
Thema der Lateralisierung sprachlicher<br />
Funktionen und dem damit verbundenen<br />
Subthema des Lernalters ausführlich<br />
behandelt. Aus den Darstellungen<br />
geht hervor, daß jedes Alter Vor- und<br />
Nachteile beim Fremdspracherwerb haben<br />
kann. Die soziologischen Faktoren<br />
äußern sich in Motivation, Attitüden,<br />
Akzent und ethnischer Identität, die eine<br />
wichtige Rolle beim Zweitspracherwerb<br />
spielen. Unter den kognitiven Aspekten<br />
setzt sich die Verfasserin kritisch mit den<br />
Lernkonzepten prominenter (Sprach)<br />
lerntheoretiker wie Chomsky, Piaget und<br />
Wygotski auseinander. Das Kapitel<br />
schließt mit einer Diskussion <strong>zur</strong> Sapir-<br />
Whorf-Hypothese ab.<br />
In Kap. 4 (»Theorien, Modelle und Methoden<br />
des Zweitspracherwerbs«, 83–<br />
150) werden Konzepte und Methoden<br />
des Zweitspracherwerbs dargestellt. Dabei<br />
ist ihr zuzustimmen, wenn sie darauf<br />
hinweist, daß es beim heutigen Stand der<br />
Forschung »keine allgemein akzeptierte<br />
Spracherwerbstheorie [gibt], sowohl was<br />
den Erst- und Zweitspracherwerb als<br />
auch den Erwerb weiterer Sprachen betrifft«<br />
(83). Jedes Konzept bzw. jede Methode<br />
werden kritisch ausgeleuchtet. In<br />
Kap. 5 (»Gesellschaftspolitische Aspekte<br />
des Zweitspracherwerbs«, 151–186) werden<br />
vor dem Hintergrund der Mobilität<br />
und Migrationsbewegungen sprach- und<br />
gesellschaftspolitische Fragen des<br />
Fremdspracherwerbs behandelt. Oksaar<br />
beleuchtet in diesem Zusammenhang Positionen<br />
des Deutschen im europäischen<br />
Kontext bzw. in der Welt und unterscheidet<br />
dabei zwischen »wissenschaftlichem<br />
und gesellschaftlichem Prestigedenken«<br />
(173), das daraus resultiert, daß »Länder,<br />
u. a. Deutschland, die sich politisch der<br />
englischen Sprache als einziger Arbeitssprache<br />
widersetzen, diese Sprache als<br />
Wissenschaftssprache und Wirtschafts-<br />
229<br />
sprache nicht nur akzeptiert, sondern<br />
ihre Verbreitung auch freiwillig unterstützt<br />
[haben]« (173).<br />
Die vorliegende Monographie gibt insgesamt<br />
einen sehr guten Überblick über das<br />
Phänomen des Zweitspracherwerbs und<br />
die damit verbundenen Konzepte der<br />
Mehrsprachigkeit und Interkulturalität<br />
und ihrer gesellschaftspolitischen Relevanz<br />
in einer sich globalisierenden Welt.<br />
Dabei sichtet Oksaar die darauf bezogene<br />
Fachliteratur der letzten fünf Jahrzehnte.<br />
Die Positionen werden in einer verständlichen<br />
Sprache aufeinander bezogen dargestellt.<br />
Zusammenfassend ist festzuhalten, daß<br />
es Els Oksaar gelungen ist, eine allgemeinverständliche<br />
Einführung in das<br />
komplexe Thema des Zweitspracherwerbs<br />
vorzulegen. Das ist ein unerläßliches<br />
Buch für jeden, der sich mit Fremdsprachen<br />
beschäftigt bzw. für sie interessiert.<br />
Literatur<br />
Oksaar, Els: Kulturemtheorie. Ein Beitrag <strong>zur</strong><br />
Sprachverwendungsforschung. Göttingen:<br />
Vandenhoeck & Ruprecht, 1988.<br />
Peise, Robert:<br />
Ein Kulturinstitut für Europa. Untersuchungen<br />
<strong>zur</strong> Institutionalisierung kultureller<br />
Zusammenarbeit. Frankfurt<br />
a. M. u. a.: Lang, 2003 (Studien <strong>zur</strong> Kulturpolitik<br />
1). – ISBN 3-631-51395-X. 296<br />
Seiten, € 49, 80<br />
(Wolfgang Braune-Steininger, Ehringshausen)<br />
Schon vor der Erweiterung der EU um<br />
zehn neue Mitgliedsstaaten im Mai 2004<br />
wurden im kulturdiplomatischen Diskurs<br />
verstärkt Fragen der europäischen<br />
Kulturpolitik erörtert. So stand etwa der