zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH
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Sprache bedient sich Stein zweier bereits<br />
veröffentlichter und gut zugänglicher<br />
Korpora. Das daraus entnommene Material<br />
wurde allerdings für die vorliegende<br />
Arbeit neu transkribiert.<br />
Ausgangspunkt der Überlegungen ist<br />
das von Koch/Österreicher übernommene<br />
Nähe-Distanz-Modell, in dem die<br />
strenge Unterteilung zwischen gesprochener<br />
auf der einen und geschriebener<br />
Sprache auf der anderen Seite relativiert<br />
wird. Die mediale Unterscheidung zwischen<br />
phonischem und graphischem<br />
Kode wird ergänzt durch die Unterscheidung<br />
zwischen konzeptioneller Mündlichkeit<br />
bzw. Schriftlichkeit als Endpunkten<br />
eines Kontinuums verschiedener<br />
Kommunikationsbedingungen, Produktionsstrategien,<br />
Produkteigenschaften<br />
und Rezeptionsbedingungen. So läßt sich<br />
zum Beispiel zeigen, daß ein vorgelesener<br />
Fachvortrag zwar phonisch kodiert<br />
ist, aber aufgrund seiner Eigenschaften<br />
doch eher der konzeptionellen Schriftlichkeit<br />
zuzuordnen ist. Unter Anwendung<br />
dieser Begriffe entsteht ein differenziertes<br />
Bild sprachlicher Realisationsformen,<br />
dessen ausgeprägteste Formen an<br />
den beiden Polen »kommunikative<br />
Nähe« und »kommunikative Distanz«<br />
angesiedelt werden, dies entspricht extremer<br />
Mündlichkeit und extremer<br />
Schriftlichkeit.<br />
Die beiden Pole bilden die Gegenstände<br />
der beiden zentralen Blöcke, in die Stein<br />
seine Arbeit untergliedert hat. Zuerst<br />
untersucht er ausführlich »Textgliederung<br />
unter Bedingungen kommunikativer<br />
Distanz«, danach »Textgliederung<br />
unter Bedingungen kommunikativer<br />
Nähe«. In beiden Teilen zielt die Untersuchung<br />
darauf ab zu zeigen, welche Gliederungsmittel<br />
dem Textproduzenten <strong>zur</strong><br />
Verfügung stehen und welcher Art die<br />
gebildeten Einheiten sind bzw. auf welcher<br />
Ebene linguistischer Analyse sie<br />
beschrieben werden müssen.<br />
267<br />
Im Teil über geschriebene Sprache wird<br />
zunächst in einem Überblick über einschlägige<br />
linguistische Diskussionen der<br />
Satzbegriff problematisiert. Sein hoher<br />
Stellenwert in der Sprachwissenschaft ist<br />
nach der Einschätzung des Autors vor<br />
allem darauf <strong>zur</strong>ückzuführen, daß die<br />
geschriebene Sprache der Maßstab in der<br />
Grammatikschreibung ist (61).<br />
Dieser Gedanke wird im folgenden Kapitel<br />
aufgegriffen, das sich mit Interpunktion<br />
und grammatisch-syntaktischer<br />
Textgliederung beschäftigt. Stein zeigt in<br />
einem historischen Exkurs, daß die Prinzipien<br />
der Zeichensetzung sich im Laufe<br />
der Sprachentwicklung verändert haben:<br />
vom »rhythmisch-intonatorischen Prinzip<br />
der Interpunktion« <strong>zur</strong> »grammatisch-syntaktisch<br />
bestimmten Zeichensetzung«<br />
(70). Ein Überblick über die Verwendung<br />
der Interpunktionszeichen im<br />
Deutschen zeigt, daß diese für die Textgliederung<br />
in geschriebenen Texten ein<br />
wichtiges Orientierungsmittel sind, diese<br />
Aufgabe aber oft nur im Zusammenwirkung<br />
mit anderen sprachlichen Mitteln<br />
(z. B. Großschreibung für Satzanfänge)<br />
erfüllen.<br />
Im Anschluß daran diskutiert Stein die<br />
weiteren Ebenen der Textgliederung:<br />
– Die häufig unterschätzte Rolle von<br />
elliptischen Formulierungen in der<br />
Konstitution von Texten. Hier wird<br />
darauf hingewiesen, daß die Vorstellung,<br />
wir kommunizierten im wesentlichen<br />
in syntaktisch vollständigen Sätzen,<br />
auch im Hinblick auf die geschriebene<br />
Sprache unangemessen ist. Stein<br />
erkennt in der Ellipsenbildung ein<br />
»Formulierungsverfahren, das zwar<br />
syntaktisch rudimentäre, semantisch<br />
und pragmatisch aber autonome und<br />
als abgeschlossen markierte sprachliche<br />
Einheiten liefert« (105).<br />
– Absätze als Mittel der inhaltlich-thematischen<br />
Textgliederung. In diesem<br />
Teil zeigt Stein anhand eines kleinen