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zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH

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[hat]. Es geht nicht mehr vorrangig um<br />

die Reduzierung des Gesamtwortschatzes,<br />

sondern um den Aufbau eines Lernwortschatzes«<br />

(380).<br />

Aus sprachdidaktischer Sicht wäre es<br />

schön gewesen, wenn Schnörch sich –<br />

zumindest allgemein – auch zu Fragen<br />

des Gesamtwortschatzes geäußert hätte,<br />

was er als vorwissenschaftlich vermeidet.<br />

Es wäre jedoch den Lehrenden gewiß<br />

eine didaktische und motivationale Hilfe,<br />

könnten sie konkreter darauf verweisen,<br />

daß der Grundwortschatz neben Konzepten<br />

wie aktiver, passiver, potentieller<br />

und allgemeiner Wortschatz steht und<br />

welche Beziehung er zu denselben hat.<br />

Unter Hinweis auf die lange Geschichte<br />

der Frequenzforschung, in der Kaeding<br />

mit seinem Häufigkeitswörterbuch der deutschen<br />

Sprache 1897 die erste sprachstatistisch<br />

gewonnene Datenbasis erstellte,<br />

vergleicht Schnörch sieben verschiedene<br />

Korpora, die zwischen 1970 und 1992<br />

entstanden. Eine besonders breite Basis<br />

haben unter diesen Beispielen sicher Rosengrens<br />

Frequenzwörterbuch der deutschen<br />

Zeitungssprache von 1972 und Ruoffs Häufigkeitswörterbuch<br />

der gesprochenen Sprache<br />

von 1981. Daneben zieht Schnörch jedoch<br />

auch Sonderkorpora wie z. B. Augsts<br />

Kinderwortschatz von 1985 heran sowie<br />

die im Zustandekommen recht arbiträre<br />

Liste des Goethe Instituts/VHS-Verbandes<br />

für das Zertifikat Deutsch als Fremdsprache.<br />

Die lexikalische Verflachung, die<br />

die sicherlich gutgemeinte ausschließlich<br />

kommunikative Perspektivierung des<br />

Zertifikats mit sich brachte, muß hier nicht<br />

weiter diskutiert werden; Schnörch umgeht<br />

das Problem dezent, indem er darauf<br />

hinweist, daß »zwischen Frequenz<br />

und Nützlichkeit ein relativ hoher Dekkungsgrad<br />

besteht« (173). Thematische<br />

Rekurrenzkriterien arbiträr festzulegen,<br />

ist jedoch hoch problematisch, und es<br />

muß untersucht werden, ob die Ergebnisse<br />

dieses Vorgehens sich nicht am<br />

249<br />

Ende ohnehin mit lexikalischen Rekurrenzkriterien<br />

weitgehend decken.<br />

Bedauerlich, aber in einer ersten grundlegenden<br />

Studie vielleicht nicht zu leisten,<br />

ist das Fehlen einer Diskussion der Problematik<br />

des Deutschen als plurizentrischer<br />

Sprache. Obschon Schnörch die<br />

systematischen Verbesserungen der lexikalischen<br />

Arbeit im ÖSD gegenüber dem<br />

Zertifikat hervorhebt (182), werden dieses<br />

Thema und die sich daraus begründenden<br />

Folgen nicht weiter analysiert. Es<br />

wäre schön, wenn der Autor – einmal so<br />

weit in dieses Gebiet eingearbeitet – auch<br />

diesen Aspekt in Zukunft als weiteres<br />

Kriterium diskutieren und gewichten<br />

würde. Ebenso wenig geht er auf den<br />

Zusammenhang zwischen lexikalischer<br />

Vorgabe (Wortschatzlisten für das Zertifikat)<br />

und Testentwicklung ein, obwohl es<br />

naheliegen müßte, diesen Aspekt auszuleuchten,<br />

sobald man von einer deskriptiven<br />

zu einer präskriptiven Definition des<br />

deutschen Grundwortschatzes geht.<br />

Die eigentliche Kärrnerarbeit der Dissertation<br />

bleibt den Lesern dieses Buches<br />

fast verborgen: nur ganz knapp stellt<br />

Schnörch dar, wie viele zehntausend (sic)<br />

Lemmata er in den sieben untersuchten<br />

Korpora Wort für Wort untersuchte, aus<br />

denen er dann durchschnittlich knapp<br />

4000 Worte in eine selbst entwickelte<br />

Datenbank übertrug, die am Ende knapp<br />

27.000 Datensätze umfaßte. »Die kurzen<br />

Ausschnitte sollen eine Vorstellung davon<br />

vermitteln, mit welchen Schwierigkeiten<br />

man bei der Umsetzung der gedruckten<br />

Korpora in eine adäquate Datenbankstruktur<br />

konfrontiert wird.«<br />

(214 f.) Detailprobleme waren dabei neben<br />

vermutlich endlosen Korrekturen die<br />

Lemmatisierung, die Bedeutungsangabe<br />

und die Wortartenzuordnung.<br />

Die Darstellung der theoretischen Diskussion<br />

um die problematische Definition<br />

von Zähleinheiten ist lexikologisch<br />

sehr spannend: Wie wird mit Suppletiv-

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