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zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH

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220<br />

Sprecher- oder Hörerperspektive. Ihre<br />

konkrete und individuelle Aktualisierung<br />

ist der Laut. Der Satz unterliegt dem<br />

Ordnungsprinzip von Thema und<br />

Rhema, das der Autor mit Subjekt und<br />

Prädikat gleichsetzt. Weitere Regeln des<br />

Satzbaus bezeichnet er als »Schema«,<br />

ohne mehr darüber zu sagen.<br />

Der Autor hat damit »linguistische<br />

Grundbegriffe unter die Lupe genommen<br />

und zum Teil einer radikalen Kritik<br />

unterzogen« (Geleitwort von H. W.<br />

Eroms, Seite 7, der auch die Durchsicht<br />

des Manuskripts besorgte). Er möchte<br />

»der wissenschaftlichen Welt <strong>zur</strong> Diskussion<br />

stellen« (Vorwort, 9), wie sich seiner<br />

Meinung nach »das Sprechen herausbildet«<br />

(13), da Sprache »keinen Gegenstand<br />

hat« sondern »vom Bewußtseinsinhalt<br />

ausgeht« (12). Der erste Teil des<br />

Buches (»Aufbau des Satzes«) ist unterteilt<br />

in die Kapitel »Der Gegenstand der<br />

Sprache« (14), »Begriff« (17) und »Allgemeine<br />

Regel« (45). Hier fügt der Autor zu<br />

den Modalitäten Wirklichkeit/Tatsache<br />

und Fiktion (Modi Realis und Irrealis) als<br />

3. Kategorie die Semi-Fiktion (Quasi-<br />

Realis) hinzu, mit der er so unterschiedliche<br />

Dinge wie indirekte Rede, Kausalität,<br />

Finalität, Frage, Ausruf, Befehl u. a. erklärt.<br />

Nach einem »Intermezzo« (71) über<br />

den Gebrauch des bestimmten und unbestimmten<br />

Artikels wird im 2. Teil der<br />

»Aufbau des Wortschatzes« (75) behandelt.<br />

In der Einleitung dazu nimmt der<br />

Autor noch einmal Vorhergehendes über<br />

den Begriff auf (»Eine Sprache lernen<br />

heißt Begriffe kennenlernen«) und leitet<br />

dann zum Prinzip der Kategorisierung<br />

über (Begriffe sammeln, ordnen und Kategorien<br />

als Gedächtnisbilder explizit<br />

machen), was für uns den praktischen<br />

Wert habe, »dass wir die Sprache besser<br />

verstehen und ausdrücken können« (76).<br />

Es folgen seitenlange Listen von Ausdrucksmitteln,<br />

die der Autor nach semantischen,<br />

verbalen (d. h. morphologi-<br />

schen), syntaktischen und situationellen<br />

Kategorien ordnet.<br />

Bei einer ersten Lektüre stellt sich dies allerdings<br />

nicht so klar und verständlich<br />

dar, wie hier skizziert. Beginnen wir deshalb<br />

die Kritik mit dem Negativen. Schon<br />

der pompöse Titel Aufbau der deutschen<br />

Sprache läßt eher eine mehrbändige, wissenschaftlich<br />

fundierte Grammatik erwarten<br />

als ein Büchlein mit knapp 100 Seiten<br />

Text plus Wortlisten. Weder Literaturverzeichnis<br />

noch Schlagwortregister noch ein<br />

hier notwendiges Glossar geben der Veröffentlichung<br />

wenigstens einen wissenschaftlichen<br />

Anstrich. Dazu ist der Preis<br />

für dieses dünne Paperback fast schamlos<br />

zu nennen. In der Diktion ist die eingangs<br />

zitierte Klappentext symptomatisch für<br />

das ganze Buch: Die Anreihung apodiktischer<br />

Aussagen geben dem Diskurs einen<br />

schulmeisterlichen Ton; ungenaue, zuweilen<br />

widersprüchliche Terminologie, logische<br />

Ungereimtheiten, ungelenke Formulierungen<br />

bis hin zu schieren sprachlichen<br />

Fehlern (Lektorierung?), rätselhafte Ausdrücke<br />

und Sätze, die auch nach mehrmaligem<br />

Lesen unverständlich bleiben, eintönige<br />

Wiederholungen (»Wie schon gesagt«,<br />

»Wie oben erwähnt« etc.) und zahlreiche<br />

Behauptungen, denen nicht jeder<br />

Linguist zustimmen wird, machen die<br />

Lektüre nicht zu dem, was man ein Lesevergnügen<br />

nennt.<br />

Vorstellung, Begriffsvorstellung, Begriff<br />

und Begriffsinhalt etc. muß man mal<br />

genau unterscheiden, mal sind sie das<br />

gleiche; mal folgt die Vorstellung dem<br />

Begriff, mal ist es umgekehrt (30–34).<br />

Und obwohl der Autor am Anfang<br />

schreibt, daß »man sich möglichst an die<br />

alltäglichen und eingebürgerten Termini<br />

halten soll«, wird der Leser mit recht<br />

sonderbaren Bezeichnungen konfrontiert:<br />

»Indirektum« (Konjunktiv I), »Position«<br />

(nicht negierter Satz), »Aussagesatz«<br />

(Satz ohne Thema bzw. mit es-<br />

Subjekt, typischerweise alle Passivsätze,

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