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zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH

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sche Hintergrund des Films ist so vielschichtig,<br />

daß man daran zweifeln darf,<br />

ob das französische Publikum das passende<br />

Werkzeug zum Knacken der unzähligen<br />

Schatzräume der Berliner Insel<br />

in der Hand hatte.<br />

Der Mißerfolg von Lola rennt und der<br />

überraschende Erfolg von Good bye, Lenin<br />

sind Beweise dafür, daß die verzerrte<br />

französische Wahrnehmung des deutschen<br />

Films sich zwar teilweise erklären<br />

läßt: durch den inländischen Protektionismus,<br />

der die eigene Produktion stärkt,<br />

durch den deutschen Föderalismus, der<br />

dafür die eigene Produktion bremst,<br />

durch den starken Einfluß des Fernsehens<br />

in Frankreich, durch die fehlende<br />

Kino-Kultur in Deutschland, durch die<br />

Ignoranz vieler französischer Meinungsbildner<br />

in deutschen Fragen und schließlich<br />

durch die weiterhin verkrampften<br />

deutsch-französischen Beziehungen trotz<br />

enthusiastischer Glaubensbekenntnisse<br />

auf politischem Parkett. Sie läßt sich also<br />

teilweise sachlich erklären und birgt dennoch<br />

ein letztes Quantum Irrationalismus<br />

in sich.<br />

Und gerade dagegen hilft eine seit 1989<br />

in Frankreich erscheinende Veröffentlichungsreihe.<br />

Sie führt den Titel Sequenz<br />

und wurde bisher vom Goethe-Institut<br />

Nancy ediert. Die bereits erschienenen<br />

dreizehn Bände beschäftigen sich jeweils<br />

mit einem besonderen Thema. Es<br />

geht um Zeichentrickfilme, Literaturverfilmungen,<br />

deutsche Klassiker, Goethe-Filme,<br />

Dokumentarfilme, Filme <strong>zur</strong><br />

Geschichte usw. Der neue Band beschäftigt<br />

sich mit einer Auswahl von sechs<br />

neuen Filmen, Filmen von deutschen<br />

und in Deutschland lebenden Regisseuren<br />

und Regisseurinnen, Filmen mit<br />

deutschen und nicht nur deutschen Themen.<br />

Alle bearbeiteten Filme wurden<br />

übrigens im Schuljahr 2003–2004 im<br />

Rahmen eines vom Goethe-Institut organisierten<br />

Filmfestivals in 35 französi-<br />

125<br />

schen Städten vorgeführt. Analysiert<br />

werden Sequenzen aus folgenden Filmen:<br />

Lola rennt (Tom Tykwer, 1998),<br />

Kurz und schmerzlos (Fatih Akin, 1998),<br />

Im Juli (Fatih Akin, 2000), Der Tunnel<br />

(Roland Suso Richter, 2001), Die innere<br />

Sicherheit (Christian Petzold, 2001),<br />

Alaska.de (Esther Gronenborn, 2001).<br />

Der Band beginnt mit dem Renner Lola<br />

rennt, der zwar schon sieben Jahre alt ist,<br />

aber dennoch Symbolwert besitzt. Er<br />

stellt – der französischen Kritik zum<br />

Trotz – den Anfang der Wiedergeburt des<br />

deutschen Films dar, den Beginn einer<br />

innovativen und kreativen Filmgeneration,<br />

die nicht davor <strong>zur</strong>ückschreckt, sehr<br />

unterschiedliche Stilmittel zu einem rasenden,<br />

erfrischenden Film zusammenzufügen.<br />

Die Reihe wendet sich sowohl an Lehrerinnen<br />

und Lehrer, die Deutsch als<br />

Fremdsprache unterrichten, als auch an<br />

Lehrerinnen und Lehrer, die in der Lehreraus-<br />

und -fortbildung tätig sind. Und<br />

es herrscht auf diesem Gebiet meist<br />

Notstand. Denn wenn es darum geht,<br />

Kindern und Jugendlichen Filme näherzubringen,<br />

ist das größte Manko die<br />

fehlende Ausbildung der Lehrer. Die<br />

Reihe bietet neben der inhaltlichen Aufbereitung<br />

des Films selbst eine fachliche<br />

und dennoch zugängliche Auseinandersetzung<br />

mit der Filmsprache, der narrativen<br />

Struktur, den Kamera-Perspektiven,<br />

der Film-Musik usw. Es gibt Szenenfotos,<br />

Arbeitsanleitungen und Arbeitsblätter<br />

für die Schüler, Erklärungen<br />

zu kulturhistorischen Elementen. Entgegen<br />

der weit verbreiteten Meinung müssen<br />

die Schüler nicht über ein breites<br />

Spektrum an filmischen Kenntnissen<br />

verfügen. Es geht primär darum, das<br />

Auge des Schülers und vor allem das<br />

Auge der Lehrerin und des Lehrers zu<br />

schulen und dann das organische Ineinandergreifen<br />

von Filmsprache und Inhalt<br />

wahrzunehmen, zu analysieren und

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