zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH
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und medialer Faktoren auf Sprache und<br />
Sprachgebrauch eingegangen wird. Sodann<br />
wird im eigentlich linguistischen<br />
Teil (Sistema linguistico) eine Beschreibung<br />
wichtiger phonologischer, morphologischer,<br />
syntaktischer, lexikalischer<br />
und (ortho-)graphischer Eigenschaften<br />
der jeweiligen Sprachstufe gegeben. Die<br />
Sprachgeschichte wird, in Anlehnung an<br />
Vorbilder wie Hans Eggers (1986) und<br />
Peter von Polenz (1970, 1994–2000), in<br />
engem Zusammenhang mit der kulturellen,<br />
sozialen und politischen Geschichte<br />
beschrieben, was sich insbesondere für<br />
nicht-muttersprachliche Leser anbietet,<br />
die mit der Geschichte der deutschsprachigen<br />
Länder nur un<strong>zur</strong>eichend vertraut<br />
sein dürften.<br />
Die Kapitel zum Alt- und Mittelhochdeutschen<br />
geben in übersichtlicher Form<br />
Einblicke in die Frühgeschichte der deutschen<br />
Sprache: die Hauptereignisse der<br />
Lautentwicklung, den allmählichen<br />
Rückbau der Flexionsmorphologie, die<br />
Erweiterung des Wortschatzes, die Herausbildung<br />
der Satzgliedstellung, die Diversifizierung<br />
der Hypotaxe. Im Hintergrund<br />
steht die Absicht, Verstehenshilfen<br />
für Eigenarten und Schwierigkeiten zu<br />
geben, die der Nichtmuttersprachler am<br />
Gegenwartsdeutschen wahrnimmt (vgl.<br />
Einleitung, S. 2). Für den durchschnittlichen<br />
Germanistikstudenten dürfte die<br />
dargebotene Information gerade so dosiert<br />
sein, daß die wünschenswerte historische<br />
Vertiefung seines Studiums ohne<br />
Überforderung geleistet werden kann.<br />
Der sprachhistorisch besonders Interessierte<br />
findet über die zitierte Literatur<br />
leicht Zugang zu detaillierteren Darstellungen.<br />
Im Kapitel über das Frühneuhochdeutsche<br />
nimmt die Beschreibung von Syntax,<br />
Morphologie und Phonologie nur<br />
geringen Raum ein. Im Vordergrund<br />
stehen hier die kulturelle, wirtschaftliche<br />
und politische Entwicklung von der<br />
165<br />
Hanse über Humanismus und Reformation<br />
bis zum Ende des Dreißigjährigen<br />
Krieges, mit wichtigen Erfindungen wie<br />
der des Buchdrucks und Entdeckungen,<br />
vor allem der Neuen Welt. Zum einen<br />
wird vor diesem Hintergrund die Herausbildung<br />
einer gemeinsamen deutschen<br />
Standardsprache beschrieben, zum<br />
anderen wird auf die sprunghafte Erweiterung<br />
des Wortschatzes durch Entlehnung<br />
eingegangen, <strong>zur</strong> Zeit des Humanismus<br />
aus dem Latein, ab 1580 immer<br />
stärker aus den europäischen Nachbarsprachen,<br />
infolge der vielfältigen wirtschaftlichen,<br />
kulturellen, politischen und<br />
auch militärischen Kontakte zwischen<br />
den Völkern Europas. In diesem Zusammenhang<br />
wird auch auf lexikalische Entlehnungen<br />
aus dem Italienischen eingegangen,<br />
was für die Zielgruppe von<br />
besonderem Interesse sein dürfte.<br />
Die zweite Hälfte des Buches ist dem<br />
Deutschen ab 1650 gewidmet, also der<br />
Sprachstufe, die man gemeinhin als Neuhochdeutsch<br />
bezeichnet. Diese Periode<br />
wird in Anlehnung an Sonderegger<br />
(1979) in drei kürzere Abschnitte unterteilt:<br />
früheres Neuhochdeutsch (1650–<br />
1800), jüngeres Neuhochdeutsch (1800–<br />
1945) und Gegenwartsdeutsch (seit 1945).<br />
Im Vergleich <strong>zur</strong> älteren bietet die jüngere<br />
Sprachgeschichte dem Leser mehr Identifikationspunkte<br />
und scheint infolgedessen<br />
leichter verständlich. Andererseits<br />
wird es durch den geringeren historischen<br />
Abstand erschwert, die (zudem<br />
viel reichhaltigeren) Daten hinsichtlich<br />
ihrer Relevanz zu gewichten. Deshalb ist<br />
die Geschichtsschreibung des Neuhochdeutschen<br />
viel uneinheitlicher als die der<br />
älteren Sprachstufen.<br />
Die Zeit des früheren Neuhochdeutschen<br />
reicht vom Westfälischen Frieden bis <strong>zur</strong><br />
Neuordnung Europas durch Napoleon.<br />
Es ist die Zeit, in der das Latein als<br />
Publikationssprache verschwindet und<br />
vollständig durch das Deutsche ersetzt