zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH
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schreibung von der Antike bis <strong>zur</strong> Gegenwart<br />
(vom »ich schlage – ich werde geschlagen«<br />
der lateinischen Grammatiken,<br />
über »Burrhus Antonium verberat – Antonius<br />
a Burrho verberatur« bei Tesnière bis<br />
zu Chomskys »John hits the ball – the ball<br />
is hit by John« und dem »Die Reiterin<br />
schlägt das Pferd – das Pferd wird geschlagen«<br />
der Duden-Grammatik) dienen<br />
Weinrich dabei natürlich nicht zuletzt als<br />
(schlagendes?) Argument für das durchgängige<br />
Prinzip der Textgrammatik, nur<br />
authentische Textbeispiele zu verwenden,<br />
die im Falle des Aktiv und Passiv aus »einschlägigen«<br />
(16), aber nicht-schlagenden<br />
Texten aus den Bereichen Wirtschaft und<br />
Politik gewählt sind.<br />
In mehrfacher Hinsicht kritisch bezieht<br />
sich Gerhard Helbig in seinem Artikel<br />
»Einige Bemerkungen <strong>zur</strong> Idee und <strong>zur</strong><br />
Realisierung einer Textgrammatik« auf<br />
das Konzept der Textgrammatik: So sieht<br />
Helbig u. a. ein zentrales Problem des<br />
textgrammatischen Ansatzes in Weinrichs<br />
Grammatik darin, daß in ihr auf<br />
den Begriff des »Satzes« (als eines der<br />
grundlegenden Gliederungsprinzipien<br />
herkömmlicher Grammatikschreibung,<br />
die auch der von Helbig mitverfaßten<br />
Deutschen Grammatik. Ein Handbuch für<br />
den Ausländerunterricht, 1972, zugrunde<br />
liegt) durchgängig verzichtet wird, so<br />
daß »manche (auch zentrale) Eigenschaften<br />
textuell erklärt werden, obwohl<br />
sie bereits syntaktisch und semantisch<br />
auf der Basis der Einheit Satz erklärt<br />
werden können« (21). Problematisch ist<br />
jedoch, daß Helbig hier von einem Textbegriff<br />
ausgeht, der unter Text eine<br />
»kohärente Folge von Sätzen« versteht,<br />
während Weinrich »Text« in einem sehr<br />
viel weiteren Sinne als die kommunikative<br />
Grundeinheit der »sinnvollen Verknüpfung<br />
sprachlicher Zeichen« (Weinrich<br />
1993: 17) bestimmt. Auf dieser Basis<br />
ist der Verzicht auf den Satzbegriff nur<br />
konsequent. Deutlicher wird die Stoß-<br />
277<br />
richtung von Helbigs Kritik, wenn er in<br />
einem zweiten Schritt die rein kommunikative<br />
Ausrichtung von Weinrichs<br />
Grammatik kritisiert, da – wie Helbig<br />
meint – »nicht alle grammatischen Erscheinungen<br />
kommunikativ markiert<br />
oder motiviert sind« (25).<br />
Mit Konrad Ehlich kommt ein weiterer<br />
potentieller Kritiker des Weinrich’schen<br />
Textbegriffs zu Wort, dessen an anderer<br />
Stelle (vgl. Ehlich 1983) ausgearbeitete<br />
Kritik an einem weiten Textbegriff – ganz<br />
im Gegensatz zu Helbig – gerade an<br />
dessen un<strong>zur</strong>eichender kommunikativer<br />
Bestimmung ansetzt. In seinem hier vorgelegten<br />
Artikel »Grammatik als Text.<br />
Ein Gattungsdiskurs« verfolgt Ehlich jedoch<br />
nicht diesen Aspekt, sondern hebt<br />
über eine differenzierte Reflexion des<br />
Gattungsbegriffs »Grammatik« Weinrichs<br />
Verdienst hervor, mit der konsequenten<br />
Orientierung an der spezifischen<br />
Sprachstruktur des Deutschen den entscheidenden<br />
Schritt der Loslösung von<br />
der langen Tradition der ausschließlichen<br />
Orientierung an der griechischen und<br />
lateinischen Grammatiktradition getan<br />
zu haben.<br />
Als Hommage an Weinrich ist Johann<br />
Drumbls Beitrag »Von der Intention zum<br />
Text« zu lesen. Er versteht Weinrichs<br />
textlinguistischen Ansatz im Zusammenhang<br />
mit den psycholinguistischen Konzepten<br />
Vygotskijs und Leontjevs und<br />
hebt vor allem dessen unmittelbaren<br />
Nutzen für den Deutsch als Fremdsprachen-Unterricht<br />
hervor, den er durch<br />
Beispiele freier schriftlicher Textproduktion<br />
italienischer Deutsch-Studenten belegt.<br />
Auf die Spurensuche nach theoretischen<br />
Vorläufern des Konzeptes der Textgrammatik<br />
geht Yutaka Wakisaka in seinem<br />
Artikel »Pragmatische Aspekte der Textgrammatik«.<br />
Dabei spannt er den Bogen<br />
von der Verbindung von Grammatik<br />
und Rhetorik in der Antike über Her-