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zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH

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244<br />

rierendes Nachwort und somit auch irgendein<br />

(und sei es nur historische Übergänge<br />

und Brüche verdeutlichender) Verweisungszusammenhang<br />

der doch sehr<br />

unterschiedlichen Phänomene.<br />

Die germanistische Mediengeschichte beginnt<br />

hier mit der Zeit um 800. So deutet<br />

Ulrich Ernst die Kreuzgedichte des Hrabanus<br />

Maurus als ein für die Folgezeit<br />

singuläres »multimediales Kunstwerk«,<br />

in dem die »Verschaltung lingualer, pikturaler<br />

und numerischer Codes« auf die<br />

höhere Bedeutungsebene der göttlichen<br />

Weltordnung hinweist (37). Danach werden<br />

Einzelaspekte aus zwei mittelalterlichen<br />

Epen behandelt: Haiko Wandhoff<br />

sieht die Schilderung von Bild- und<br />

Bauwerken in Chretiens de Troyes Erec et<br />

Eneide als »räumlich-plastische Formen<br />

der Informationsspeicherung und -verarbeitung«,<br />

wie sie für die »Arbeitsweise<br />

des menschliches Gedächtnisses« bei allen<br />

»medialen Verräumlichungsstrategien«<br />

damals wie heute »offenbar grundlegend«<br />

seien (55), und Christina Lechtermann<br />

zeigt in einer Willehalm-Szene,<br />

daß Wolfram von Eschenbach nicht nur<br />

den Blick der Königstochter Alise und<br />

ihren Anblick beschreibt, sondern sich<br />

selbst als faszinierten Beobachter zu erkennen<br />

gibt und somit zum faszinierenden<br />

»Überträger von Affekten für den<br />

Rezipienten« wird (111). Die bisherigen<br />

Analysen finden in Norbert Otts Beitrag<br />

gewissermaßen eine für diese Epoche<br />

allgemeingültige Schlußfolgerung; denn<br />

in den zitierten Bildhandschriften und<br />

Inkunabeln gibt es weder eine Priorität<br />

des Textes noch des Bildes, was schon die<br />

ausgezeichnet wiedergegebenen Bildbeispiele<br />

beweisen können, sondern gerade<br />

erst durch das »Zusammenwirken beider<br />

Medien wurde im Mittelalter Welt erkannt,<br />

beschrieben und interpretiert«<br />

(76).<br />

In den drei folgenden Analysen versuchen<br />

die Autoren, die Medienumbrüche vom<br />

Anfang bis zum (problematisierten) Ende<br />

der Gutenberg-Galaxis an äußerst spezifischen<br />

Aspekten zu skizzieren. Horst Wenzel<br />

verfolgt die Handgebärde als wechselndes<br />

Zeichen der Kommunikation vom<br />

frühen Flugblatt bis zum digitalen Medium,<br />

wobei die Relation von Text und<br />

Hypertext das verbindende Kriterium<br />

bleibt. Jürgen Fröhlich liefert eine kurze<br />

Kulturgeschichte der Zahl Null, indem er<br />

die Unterschiedlichkeit ihrer materiellmedialen<br />

Träger an der Verschiedenheit<br />

ihres merkantilen, mathematischen und<br />

symbolischen Diskurses festmacht. Und<br />

Angelika Storrer und Eva Lia Wyss weisen<br />

nach, daß die Pfeilzeichen → im Laufe<br />

ihrer Geschichte immer komplexere, vielförmigere<br />

und vieldeutigere (und damit<br />

auch mißverständlichere) Metamorphosen<br />

durchlaufen haben.<br />

Die fünf übrigen Beiträge beschäftigen<br />

sich mit Phänomenen des letzten Jahrhunderts.<br />

Kritisch setzen sich Hermann Cölfen<br />

und Werner Holly mit dem Fernsehen<br />

auseinander, das nach ihrer Meinung immer<br />

mehr zu einer »Trivialisierung« des<br />

Bewußtseins tendiere (212, 238); der eine<br />

zeigt den »Verlust der Sprache im Spektakel<br />

der Talkshows« auf, und der andere<br />

wendet sich einem »Fernsehjahrhundertrückblick«<br />

zu, in dem folgenreiche historische<br />

Fakten collageartig aneinandergereiht<br />

und zu medialen Geschichtsklischees<br />

verkürzt werden. Ulrich Schmitz<br />

untersucht sodann die zahlreichen Text-<br />

Bild-Metamorphosen im modernen Medienalltag<br />

und stellt dabei eine Homologie<br />

zwischen den immer komplexeren modernen<br />

Lebensverhältnissen und den immer<br />

vielfältigeren symbiotischen Verbindungen<br />

von Texten und Bildern fest; darauf<br />

ist jedoch, wie er völlig zu Recht anmerkt,<br />

»weder unsere Wissenschaft noch<br />

unser Bildungssystem […] hinreichend<br />

eingerichtet« (258 f.). Nach Elisabeth<br />

Cölfens Bericht über ein konkretes hypermediales<br />

Projekt, mit dem sich zum Bei-

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