zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH
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278<br />
mann Pauls Prinzipien der Sprachgeschichte<br />
und Bühlers Sprachtheorie bis <strong>zur</strong><br />
pragmatischen Wende der Linguistik in<br />
den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts.<br />
Als entscheidende Grundlage für kontrastive<br />
linguistische Untersuchungen<br />
hebt Wakisaka darüber hinaus das von<br />
Weinrich postulierte Inventar semantischer<br />
Merkmale <strong>zur</strong> Bestimmung grammatischer<br />
Phänomene hervor, die bei<br />
Weinrich als Anweisungen des Sprechers<br />
an den Hörer konzipiert und aus<br />
den »leiblichen Bedingungen der Kommunikation«<br />
(66) abgeleitet sind. Gerade<br />
aufgrund ihrer anthropologischen<br />
Fundierung sieht Wakisaka in ihnen das<br />
ideale tertium comparationis für den<br />
Vergleich auch sprachtypologisch entfernter<br />
Sprachen wie Deutsch und Japanisch.<br />
Im folgenden schließt sich eine Reihe<br />
von Beiträgen an, die Konzepte der<br />
Textgrammatik in der Analyse ausgewählter<br />
grammatischer Phänomene des<br />
Deutschen aufzeigen und weiter ausarbeiten.<br />
Den Anfang macht Eva Breindls<br />
Aufsatz »Das Rätsel um das paradoxe<br />
allerdings«, in dem die Autorin – die wie<br />
die Herausgeberinnen eine der Mitarbeiterinnen<br />
Weinrichs an der Textgrammatik<br />
war – am Beispiel der einheitlichen<br />
Bestimmung des Funktionswortes<br />
allerdings, für das gemeinhin zwei Formen<br />
mit je unabhängiger Bedeutung<br />
differenziert werden (als satzintegriertes<br />
konnektives Adverb und als syntaktisch<br />
isolierte Antwortpartikel), das Grundprinzip<br />
der Textgrammatik ausführt, daß<br />
»für jedes Sprachzeichen gilt, dass es<br />
eine einzige instruktionell verstandene<br />
Bedeutung hat« (73).<br />
Mit Phänomenen der Wortstellung des<br />
Deutschen und hier besonders mit dem<br />
Konzept der Klammer, das Weinrich im<br />
Anschluß an Drach und Admoni als das<br />
grundlegende Charakteristikum des<br />
Deutschen herausgearbeitet hat, beschäf-<br />
tigen sich die nächsten fünf Beiträge. In<br />
»Freiheit in der Bindung. Die deutsche<br />
Wortstellung in (text)grammatischer<br />
Sicht« geht Ludwig M. Eichinger dem<br />
Zusammenwirken verschiedener grammatischer<br />
Mittel und Strukturen in der<br />
Wortstellung nach. Heinz Leonhard Kretzenbacher<br />
macht die sprachliche und<br />
mnemotechnische Brückenfunktion der<br />
Klammer zum Leitmotiv seines Aufsatzes<br />
»Sprachliche und kognitive Klammerstrukturen<br />
in Deutsch als Fremd- und<br />
Wissenschaftssprache, oder: Weinrich’sche<br />
Brückenschläge«. Dabei weist<br />
er zum einen auf den didaktischen Nutzen<br />
hin, der aus dem Klammerkonzept<br />
der Textgrammatik gerade auch in englischsprachigen<br />
Zusammenhängen zu<br />
ziehen ist. Zum anderen zeigt er, daß –<br />
entgegen der gängigen Einschätzung der<br />
englischen Wissenschaftssprache als genuin<br />
linear strukturierter Sprache, die<br />
sich deshalb besonders als Universalsprache<br />
der Wissenschaftskommunikation<br />
eigne – auch das Englische über<br />
»hoch frequente syntaktische Klammern«<br />
(115) verfügt und die dem Englischen<br />
angeblich inhärente Linearität nur<br />
eine »rhetorische Strategie« ist, die sich<br />
erst »im Umkreis der frühen Royal Society,<br />
im Kampf der empirischen Naturwissenschaften<br />
um Anerkennung, entwickelt<br />
hat« (124). Ziel des Artikels »Zur Reichweite<br />
des Begriffs der Verbalklammer«<br />
von Markus J. Weininger ist es, die<br />
umfassende Gültigkeit des Klammerkonzepts<br />
»an authentischen Beispielen aus<br />
›schriftlichen‹ und ›mündlichen‹ Texten<br />
zu dokumentieren« (135).<br />
Im Gegensatz zu den letztgenannten<br />
Artikeln bezieht sich Peter Colliander in<br />
»Der Nebensatz aus der Sicht der Textgrammatik<br />
der deutschen Sprache« wiederum<br />
kritisch auf die Textgrammatik,<br />
wobei es ihm darum geht »die ›Handhabung‹<br />
der traditionell als ›Nebensatz‹<br />
verstandenen Konstruktionen (als