zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH
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»sprachlicher Interaktion« (111–114). Gelächter<br />
auf der einen Seite, Streit auf der<br />
anderen Seite, dazwischen öde Langeweile.<br />
Es ist richtig, daß die Analyse von<br />
Konversationen bisher stets unter dem<br />
Aspekt von Maximen und Regeln untersucht<br />
worden ist, aber kaum jemals unter<br />
dem der Spannung, ohne welche jedes<br />
Gespräch bald zu veröden droht.<br />
Wir erfahren, daß es zweckgerichtete und<br />
bandstiftende Konversationstypen gibt.<br />
Während beim ersten die Spannung<br />
durch den Zweck erzeugt wird, müssen<br />
beim zweiten verschiedene Mittel eingesetzt<br />
werden, etwa Ironie, Witz und<br />
andere Formen pointierten Formulierens.<br />
Im negativen Bereich des Möglichen gilt<br />
es, Spannungsformen zu vermeiden,<br />
nämlich »Konflikt und Streit« (126). Wie<br />
beide auseinanderzuhalten sind und welche<br />
Formen und Typen dieser Art es gibt,<br />
kann hier nicht referiert werden. Wie<br />
immer gibt der Verfasser kundig Auskunft,<br />
wie immer aber auch recht knapp<br />
und nur selten übersichtlich.<br />
Nicht nur der Sprache wird Aufmerksamkeit<br />
geschenkt, sondern auch der<br />
»Intermedialität« (150) von Text und Musik<br />
oder Text und Bild. Ergänzen beide<br />
einander, so stehen sie unter geringer<br />
Spannung, weichen sie voneinander ab<br />
oder widersprechen sich gar, so stehen<br />
sie unter starker Spannung. Ein eindrucksvolles<br />
Beispiel der zweiten Art<br />
liefert Fill mit der Abbildung einer Ansichtskarte<br />
von Dartmoor (145). Ob zu<br />
Recht oder zu Unrecht, man stellt sich<br />
diese Gegend nicht als Idyll vor, schon<br />
gar nicht als ein Arkadien, wohin uns die<br />
Sehnsucht lockt. Doch gerade mit einer<br />
solchen Landschaft überrascht uns die<br />
Karte, mit einer englischen Bilderbuchlandschaft,<br />
schön wie ein Traum. Man<br />
möchte sogleich hinfahren. Das muß man<br />
sogar, will man die hier aufgebaute Spannung<br />
lösen.<br />
163<br />
Zwei Dinge sind es, die den Genuß der<br />
Lektüre dieses Buches ein wenig trüben.<br />
Erstens die kurzatmigen, knappen Kapitel<br />
und Kapitelchen und zweitens die<br />
unangemessene Menge an fremdsprachlichen<br />
Zitaten. Was Punkt eins betrifft, so<br />
kann ein Buch von rund hundertachtzig<br />
Seiten Text nicht auf Gründlichkeit hin<br />
angelegt sein. Knapp ist ja auch nicht<br />
schlecht, aber zu knapp ist ärgerlich. Bei<br />
der Ausbreitung immer neuer Themen<br />
und Unterthemen, die zum Teil nur eine<br />
halbe Seite umfassen, wird man nicht<br />
selten an einen ausgebreiteten Zettelkasten<br />
erinnert. Kaum ist man beim einen,<br />
da ist man auch schon beim anderen.<br />
Was Punkt zwei betrifft: Daß ein Anglist<br />
gerne englische Literatur zitiert, liegt in<br />
der Natur der Sache. Doch schafft das<br />
Prinzip der Übertreibung vielleicht Spannung,<br />
in diesem Fall aber kein Vergnügen.<br />
Das Buch wäre bequemer zu lesen,<br />
wenn es ganz auf Englisch geschrieben<br />
wäre. Für mittelenglische Zitate gibt es<br />
keine neuenglischen oder gar deutschen<br />
Lesehilfen, und für das Verständnis eines<br />
lateinischen Auszugs aus der Aeneis hat<br />
jeder selbst zu sorgen. Leserfreundlich ist<br />
er nicht, der Autor. Dafür schulden wir<br />
ihm keinen Dank. Das gilt auch für die<br />
Sekundärliteratur. Wenn Winfried Nöths<br />
Handbuch der Semiotik zitiert wird, dann<br />
die alte Ausgabe von 1990 und auf<br />
Englisch und nicht die neue Ausgabe von<br />
2000 und auf Deutsch.<br />
Was an diesem Buch zu kritisieren ist,<br />
mindert jedoch nicht seinen Wert. Die<br />
theoretische Fundierung des Themas und<br />
der Weg vom Allgemeinen zum Besonderen,<br />
vom Alltag zu seiner sprachlichen<br />
Bewältigung, überzeugt. Es bietet eine<br />
Fülle von Anregungen, sowohl im Bereich<br />
der Textanalyse als auch dem der<br />
Textproduktion. Am Ende wird sich der<br />
Lehrer vielleicht fragen: »Wie kann ich<br />
meinen Unterricht spannender gestalten?«<br />
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