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zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH

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216<br />

Sprachmaterial eigens erhoben durch<br />

Fremdinformation, und dies ist heute<br />

noch Standard. Die frühe Dialektgeographie<br />

interessierte vor allem die Lautung<br />

und mußte aber die Lexik einbeziehen<br />

(Gaul/Roß/Pferd), dann führte sie zu den<br />

großen Atlaswerken DSA und DWA. Die<br />

neuere Dialektgeographie hat wieder einen<br />

mehr linguistischen Schwerpunkt,<br />

sie soll, so fordert Löffler, die morphologischen,<br />

syntaktischen und prosodischen<br />

Bereiche »mehr als bisher in die Betrachtung<br />

einbeziehen« (29). Große Projekte,<br />

wie z. B. der Bayerische Sprachatlas, werden<br />

z. T. noch abgeschlossen.<br />

Für angehende Exploratoren und auch<br />

als Meßlatte für die Bewertung von<br />

Korpora ist das relativ kurze dritte Kapitel,<br />

»Spracherhebung« (12 Seiten) aufschlußreich.<br />

Schwachpunkte bei den<br />

Wenker-Sätzen wurden bereits ausgemacht.<br />

Löffler unterschätzt möglicherweise,<br />

wie findig Dialektsprecher mit<br />

Sätzen, wie z. B. Wenker-Satz Nr. 38, auch<br />

in heutiger Zeit umgehen können (45), so<br />

die Erfahrung der Rezensentin. Fragebuch,<br />

-listen, Abbildungen, gezielte Interviews<br />

sind die Standardmethoden der<br />

Erhebung, das freie Gespräch ist wohl<br />

von der Zeit und der benötigten Materialfülle<br />

her das aufwendigste Verfahren.<br />

Im vierten Kapitel erhält man einen<br />

guten Überblick über die Beschreibung<br />

und Darstellung von Mundarten, gemessen<br />

an einer Systematik der Darstellung<br />

von Sprache überhaupt. Dabei ist zu<br />

berücksichtigen, daß »die Geschichte der<br />

Mundartforschung und deren Analyseund<br />

Darstellungsprozeduren« alles andere<br />

als systematisch waren (53). Zu den<br />

am häufigsten gebrauchten Darstellungsformen<br />

gehören die Ortsgrammatiken<br />

und Gebietsmonographien, das Wörterbuch<br />

und die Sprachkarte bzw. -atlanten.<br />

Die Dialektometrie stellt mit Computerhilfe<br />

Daten aus den gängigen Sprachatlanten<br />

auf neue Art dar.<br />

51 Seiten umfaßt das Hauptkapitel des<br />

Buches, »Grammatische Beschreibung<br />

von Mundart«, in dem Phonetik/Phonologie,<br />

Prosodik, Morphologie, Lexik und<br />

Semantik sowie Syntax behandelt werden.<br />

Die jeweilige Ausführlichkeit richtet<br />

sich nach dem Gewicht, das die bisherige<br />

Forschung dem Teilaspekt gegeben hat.<br />

Als Beispiel für den systematischen Aufbau<br />

der Kapitel soll der Teil 5.1 »Phonetik/Phonologie«<br />

dienen: Zuerst wird die<br />

geschichtliche Entwicklung kurz dargestellt,<br />

also Abstammungs- und Bezugsgrammatik<br />

(5.1.1), wobei die Dialektlaute<br />

zu den mhd. Vokalen oder vorahd. Konsonanten<br />

in Beziehung gesetzt werden.<br />

Das historische Bezugssystem, trotz der<br />

Schwäche der monogenetischen Theorie,<br />

bietet eine »größtmögliche Vergleichbarkeit<br />

der Dialekte« und erleichtert einen<br />

Überblick über die vermuteten lautlichen<br />

Entwicklungen. Auf die lauthistorische<br />

Methode folgen nach 1950 »die ersten<br />

Dialektarbeiten auf phonologischer<br />

Grundlage« (69). Deren Ziel ist die Aufstellung<br />

und Beschreibung des Phonemsystems<br />

(inkl. Allophone) einer Sprache<br />

unter Berücksichtigung der Frequenz<br />

von Phonemen und Allophonen. Verschiedene<br />

Darstellungsformen werden<br />

gezeigt und auf ihre Komplexität bzw.<br />

Brauchbarkeit überprüft. Diese stehen<br />

auch in (5.1.3) »Akustische Phonetik/<br />

Phonologie« und (5.1.4) »Generative<br />

Phonologie« <strong>zur</strong> Diskussion. Löffler zieht<br />

den Schluß, daß artikulatorische Phonetik<br />

<strong>zur</strong> Dialektbeschreibung genügt und<br />

die generative Methode eher abschreckt,<br />

zumal sie »nicht mehr einbringt als die<br />

konventionelle« (77). Mit den Teilen<br />

»Lautgeographie oder diatopische Phonologie«<br />

(5.1.5), »Lautgeschichte oder<br />

diachrone Phonologie« (5.1.6) und »Soziophonetik<br />

oder diastratische Phonologie«<br />

(5.1.7) schließt das Teilkapitel Phonetik.

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