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zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH

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der einzelnen Filme; diese spiegeln ihre<br />

Zeit ebenso wider, wie sie Gegenmodelle<br />

<strong>zur</strong> jeweiligen Realität in Vergangenheit<br />

und Zukunft entwerfen, und sind somit<br />

Teil der allgemeinen Geschichte. Deshalb<br />

finden wir hier »Längsschnitte« (12), die<br />

vorrangig den nationalen Zäsuren folgen:<br />

von Kaiserreich und Weimarer Republik<br />

über Nationalsozialismus und<br />

Exil zu zweistaatlicher Nachkriegszeit<br />

und einstaatlicher Gegenwart. Dadurch<br />

treten allerdings gerade die filmhistorischen<br />

Zäsuren zu wenig hervor: nur<br />

un<strong>zur</strong>eichend ersichtlich werden die<br />

über Monarchie und Faschismus hinaus<br />

wirksamen Kontinuitäten im Film, was<br />

durch eine schärfere Untergliederung<br />

möglich gewesen wäre, und zu wenig<br />

berücksichtigt werden zudem die filmspezifischen<br />

Veränderungen durch technische<br />

Innovationen wie z. B. die Einführung<br />

des Tonfilms, was jedoch vor allem<br />

die Aufgabe einer komparatistischen<br />

Filmgeschichte wäre. Erfreulich ist aber<br />

auf jeden Fall der (leider zu kurze)<br />

Beitrag über den Exilfilm, der zu Recht<br />

als Teil der nationalen Filmgeschichte<br />

betrachtet wird – nicht nur, weil hiermit<br />

der Blick auch auf ein anderes Deutschland<br />

zu Zeiten des Dritten Reiches gelenkt<br />

wird, sondern auch, weil emigrierte<br />

deutschsprachige Filmschaffende gerade<br />

im Exil internationale Filmgeschichte<br />

(mit)geschrieben haben.<br />

Historisch angelegt sind auch die sog.<br />

»Querschnitte« (12) über Dokumentarund<br />

Experimentfilm, »Filmkritik und<br />

Filmtheorie«, »Filmzensur und Selbstkontrolle«<br />

sowie »Fernsehen und Film« (während<br />

der »feministische Blick« leider nur<br />

auf die frühen Jahre des Kinos beschränkt<br />

bleibt). Hier könnte man fragen, ob es<br />

nicht doch sinnvoller gewesen wäre, auch<br />

diese Aspekte in den Längsschnitten mitzubehandeln;<br />

so wirken diese Beiträge<br />

wie mehr oder weniger beliebige und mit<br />

z. B. filmsoziologischen und filmtechni-<br />

185<br />

schen Artikeln zu ergänzende Nachträge<br />

zu einer einseitig dem Spielfilm gewidmeten<br />

Geschichtsbetrachtung. Diese Spielfilm-Abschnitte,<br />

die zwei Drittel des gesamten<br />

Bandes ausmachen und noch<br />

durch eine vorzügliche Chronik von 1895<br />

bis 2004 ergänzt werden (567–616), sind<br />

qualitativ und quantitativ sicherlich nicht<br />

einheitlich, aber insgesamt doch sehr informativ<br />

und aufschlußreich, zumal mittlerweile<br />

auch kleine Schwächen beseitigt<br />

worden sind (so belegt Anton Kaes in<br />

Langs M nun auch die künstlerische Bedeutung<br />

des Tons, der nach seiner früheren<br />

Behauptung einfach »neu hinzugekommen«<br />

sein sollte).<br />

Hier sei nur ein einziger Beitrag näher betrachtet:<br />

Katja Nicodemus’ neues Kapitel<br />

über den Film der 90er Jahre, der als zeitgenössischer<br />

Kunstausdruck eine besondere<br />

Bedeutung für den DaF-Unterricht<br />

gewinnt, seine mehr oder minder authentische<br />

Aktualität. Die Autorin weist in den<br />

Einzelfilmen nach, was sie generell über<br />

die Filme dieser Zeit sagt: Am Anfang<br />

»hatte die bundesrepublikanische Gesellschaft<br />

mit der neudeutschen Komödie genau<br />

das Kino, das sie verdiente. Es war die<br />

Komödie des Mittelstandes, mit Filmen,<br />

die sich um privatistische Großstadtbeziehungen<br />

drehten«; »in der zweiten Hälfte<br />

des Jahrzehnts […] traten zunehmend Autorenpersönlichkeiten<br />

ins Bewußtsein der<br />

Öffentlichkeit« und »gewannen Preise<br />

und auch internationale Anerkennung.<br />

Ihre Filme öffneten sich der so lange ausgesperrten<br />

Wirklichkeit« (319). Gemeint<br />

sind Filme von Regisseuren wie Becker<br />

und Tykwer, Dresen und Kleinert, Akin<br />

und Karmakar, Petzold und Schmid, Link<br />

und Schanelec; Filme, die man zumindest<br />

in einzelnen Sequenzen sehen und besprechen<br />

sollte, um sich – als Inländer und<br />

Ausländer – eindrucksvoll und facettenreich<br />

mit den Realitäten und Mentalitäten<br />

der deutschen Gegenwart auseinanderzusetzen<br />

(didaktisches Material hierzu fin-

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