zur Rezension - Iudicium Verlag GmbH
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sem Teilgebiet sucht, etwa für eine Abschlußarbeit,<br />
ist für den Einstieg in eine<br />
moderne Syntaxtheorie bestens vorbereitet.<br />
Bücher, denen dieses Kunststück gelingt,<br />
liest man selten. Man muß der<br />
Autorin gratulieren und ihr zahlreiche<br />
Leser wünschen!<br />
Tütken, Gisela (Hrsg.):<br />
Prisma. Begegnungen mit Deutschland<br />
in deutschsprachiger Gegenwartsliteratur.<br />
Literarische Texte für den DaF-<br />
Unterricht. Regensburg: Fachverband<br />
Deutsch als Fremdsprache, 2002 (Materialien<br />
Deutsch als Fremdsprache 60). –<br />
ISBN 3-88246-219-1. 900 Seiten, € 53,00<br />
(Jürgen Röhling, Berlin)<br />
»Die Literatur eines Volkes ist wie ein<br />
Fenster, aus dem dieses Volk den Fremden<br />
ansieht, durch das der Fremde in den<br />
Lebensbereich dieses Volkes Einblick gewinnen<br />
kann.« Dieses Zitat des großen<br />
Kulturvermittlers Karl Dedecius ist dem<br />
vorliegenden Band programmatisch vorangestellt.<br />
Der erste Eindruck ist: Prisma<br />
fällt ins Gewicht. 900 Seiten Texte 1 , eine<br />
Anthologie ungewöhnlichen Umfangs<br />
für den DaF-Unterricht, Stoff für Dutzende<br />
von Semestern. Entstanden ist<br />
Prisma direkt aus der Lehre. Gisela Tütken,<br />
langjährige Leiterin des Lektorats<br />
Deutsch als Fremdsprache an der Universität<br />
Göttingen und engagierte DaF-Lehrerin,<br />
hat diese Texte zusammengetragen<br />
und in zahlreichen Lehrveranstaltungen<br />
mit ausländischen Studierenden erprobt.<br />
Die Auswahl der Texte zeigt ihre immense<br />
Belesenheit im Bereich der Gegenwartsliteratur.<br />
Neben bekannten Namen<br />
wie Elfriede Jelinek, Sarah Kirsch, Ula<br />
Hahn, Günter Grass, Enzensberger, Jandl<br />
und Heym finden sich auch zahlreiche<br />
Vertreter der Migrantenliteratur, Gino<br />
Chiellino, Zehra Cirak, Adel Karasholi,<br />
Yüksel Pazarkaya, Làszlò Csiba, um nur<br />
einige zu nennen, und so mancher (zumindest<br />
dem Rezensenten) unbekannte<br />
Name lädt zum Entdecken ein. Der Umfang<br />
der Texte orientiert sich an der<br />
Benutzbarkeit im Unterricht: viele Gedichte,<br />
Kurzgeschichten, als längster Text<br />
ein Zwanzigseiter von Siegfried Lenz,<br />
auch einige Auszüge aus dramatischen<br />
Werken (z. B. von Botho Strauß oder<br />
Franz Xaver Kroetz).<br />
Aufgeteilt in die Kapitel Natur, Liebe,<br />
Heimat/Fremde, Mitmenschen, Deutschland<br />
nach der Wende, Zeitzeichen und Sprache als<br />
Material (beinhaltend: Konkrete Poesie, Visuelle<br />
Poesie, Akustische Poesie), bietet<br />
diese Sammlung den derzeit wohl umfassendsten<br />
Überblick über die schriftstellerische<br />
Vielfalt der letzten Jahre, genauer:<br />
vor allem der Zeit nach der Wende, der<br />
überhaupt auf dem Buchmarkt zu haben<br />
ist, nicht nur im DaF-Bereich. Traditionell<br />
erzählte Texte und subtile Gedichte beleuchten<br />
zwischenmenschliche Beziehungen<br />
und die gesellschaftliche Entwicklung<br />
Deutschlands seit 1989, experimentelle<br />
Texte bis hin zu Collage-Objekten<br />
von Gerhild Ebel loten aus, was mit<br />
Sprache als Material gestaltet werden<br />
kann. Ein vergleichsweise kurzer Anhang<br />
mit Interpretationshilfen, Literaturdefinitionen<br />
und einem Glossar gibt Hilfestellung<br />
beim Umgang mit literarischen<br />
Texten im DaF-Unterricht. Die<br />
Kürze des Anhangs macht deutlich, daß<br />
der Herausgeberin vor allem an den<br />
Texten selbst gelegen ist und an der<br />
vielstimmigen Diskussion über sie, nicht<br />
primär an literaturtheoretischen Erläuterungen.<br />
Das umfangreiche Verzeichnis<br />
weiterführender Literatur hilft weiter,<br />
wenn doch mehr gewünscht wird.<br />
Gisela Tütken liefert mit dieser Sammlung<br />
ein überzeugendes Argument zum<br />
Einsatz von Literatur im DaF-Unterricht.<br />
Einleitend erläutert sie, daß es ihr vor<br />
allem darauf ankam, »unterschiedliche